Agent der Sterne
da haben«, sagte Ramos.
Joshua bemühte sich um sein dümmstes Hundegrinsen.
»Es ist nicht mein Hund, sondern der von Michelle«, sagte ich. »Ich dachte mir, er könnte ihr vielleicht helfen, wieder zu sich zu kommen.«
»Gute Idee«, sagte Ramos. »Und ich vermute, dass Sie eher nicht möchten, dass Dr. Adams etwas davon erfährt.«
»Völlig richtig«, bestätigte ich. »Diesen Krankenbesuch um zwei Uhr morgens mache ich nicht, weil ich unter Schlaflosigkeit leide.«
»Verstanden«, sagte Ramos.
»Ach ja, ich habe hier was für Sie.« Ich zog eine CD hervor, die ich mir unter den Arm geklemmt hatte.
Ramos nahm sie entgegen. »Was ist das?«
»Sie erwähnten, dass Ihre Tochter ein großer Fan von Tea Reader ist. Also dachte ich mir, dass sie gerne eine CD mit ihrem Autogramm hätte. Schauen Sie, hier steht sogar ›Für Maria‹.« Ich verriet Ramos nicht, dass die CD in Wirklichkeit von Miranda signiert worden war. Die Chancen, dass Tea Reader mir derzeit einen Gefallen erwies, standen schlecht und tendierten gegen null.
»Das ist sehr nett von Ihnen«, sagte Ramos. »Meine Kleine wird deswegen völlig aus dem Häuschen sein. Sie sind echt in Ordnung, Mr. Stein.«
»Kein Problem. Es war mir eine Freude. Ist gerade jemand bei Michelle?«
»Seit Mitternacht halte ich hier Wache, und seitdem war außer einer Krankenschwester niemand hier. Vielleicht erkundigen Sie sich bei Officer Gardner. Sie steht drüben an der Treppe. Sie ist schon seit elf hier.«
»Nicht so wichtig. Schließlich wollte ich nur für ein paar Minuten vorbeischauen. Sagen Sie mir Bescheid, wenn wieder eine Krankenschwester kommt?«
»Klar«, versprach Ramos. »Ich werde genug Lärm machen. Damit Sie Zeit haben, den Hund im Klo zu verstecken.«
»Danke, Bob«, sagte ich und machte mich mit Joshua auf den Weg durch den Korridor.
Die Tür zu Michelles Zimmer stand offen. Drinnen lag Michelle in einem hellen Lichtkegel. Ihr Bett war so eingestellt, dass sie angelehnt und nicht flach auf dem Rücken lag. Der Rest des Zimmers war dunkel, und die anderen zwei Betten waren immer noch unbelegt und mit Vorhängen verhüllt. Ich schloss die Tür und ging zu Michelle. Sie sah unverändert aus – komatös und künstlich beatmet. Fast wäre ich erneut von meinem schlechten Gewissen überwältigt worden.
»Tom«, sagte Joshua. »Von hier aus kann ich nichts machen.«
»Willst du aufs Bett springen?«
»Nein, das könnte ziemlich unbequem werden. Hol mir bitte einen Besucherstuhl, und stell ihn ans Kopfende des Bettes.«
Ein Stuhl stand neben dem leeren Bett auf meiner Seite. Ich trug ihn auf Joshuas Seite, damit er nicht versehentlich gegen den Tropf stieß. Er bat mich, den Stuhl so zu drehen, dass die Lehne die Bettkante berührte. Als ich ihm diesen Wunsch erfüllt hatte, sprang er auf den Stuhl und legte die Vorderpfoten auf die Lehne, so dass er auf Matratzenhöhe war.
»Das dürfte nahe genug sein«, sagte Joshua.
»Kannst du sie von dort aus erreichen?«
»Klar«, sagte Joshua. »Inzwischen habe ich Ralphs Körper vollständig ersetzt. Das heißt, ich kann jetzt wieder Tentakel ausbilden. Trotzdem ist es hilfreich, ihr möglichst nahe zu sein. Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wo ich in ihren Kopf eindringe, weil alles voller Schläuche ist. Ich glaube, ich versuche es durch die Ohren. Das dürfte ein paar Minuten dauern. Es wäre nett, wenn du mich in dieser Zeit nicht ansprichst. Ich muss mich konzentrieren.«
Joshua rückte sich noch einmal zurecht, um sicher auf dem Stuhl zu hocken, und schloss die Augen. Dann löste sich sein Gesicht auf. Seine Schnauze zog sich in die Länge und verwandelte sich in den durchsichtigen Schleim, aus dem die Yherajk normalerweise bestanden. Es sah aus wie ein gläserner Elefantenrüssel. Der Rüssel bewegte sich für einen Moment frei hin und her, als wollte er die Luft prüfen, und schob sich dann auf Michelles Kopf zu. Wenige Zentimeter über ihrem Gesicht spaltete sich der Tentakel, worauf sich die Enden den Ohren näherten und sie schließlich verstopften. Nun sah Michelle aus, als würde sie Kopfhörer tragen, die mit einem kopflosen Hund verbunden waren.
Die Szene war so surreal, dass ich nur noch stumm glotzen konnte. Es war Joshua, der mich schließlich aus meiner Erstarrung riss.
»Tom«, sagte er. »Ich glaube, wir haben Gesellschaft.«
»Was?«
»Dreh dich um.«
Ich tat es. Miranda stand da, mit einem Buch in den Händen, vor einem der unbelegten Betten, von dem nun der
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