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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Vorhang zurückgezogen war. Sie starrte an mir vorbei auf Joshua und Michelle. Ihre Augen waren groß und schwarz, und ihr Gesicht hatte den Ausdruck von jemandem, der etwas Schreckliches sah und hoffte, dass er nur träumte.
    »Miranda«, sagte ich.
    Mirandas Blick wanderte zu mir, doch sie schien mich noch gar nicht richtig wahrzunehmen. Dann konnte ich beinahe hören, wie ihr Gehirn Klick machte, als sie erkannte, wer ich war und dass sie keineswegs träumte. Sie öffnete den Mund und sog scharf den Atem ein. Ich wusste genau, dass eine Sekunde später der lauteste Schrei herauskommen würde, den ich jemals gehört hatte.
    Ich sprang zu ihr. Ich hielt ihr mit einer Hand den Mund zu und drehte sie herum. Dann packte ich sie und schleifte sie zum Bad, während sie sich strampelnd in meinen Armen wehrte.
    Hinter mir hörte ich Joshua im Plauderton sagen: »Wenn sie schreit, sind wir geliefert, Tom. Sieh zu, dass du sie beruhigst.« Er benutzte den beiläufigen Tonfall, damit man ihn außerhalb des Zimmers nicht hörte – ansonsten klang seine Stimme sehr angespannt.
    Als ich Miranda ins Bad drängte, nahm ich einen ziemlich üblen Geruch wahr, und ich erkannte, dass Joshua in Wirklichkeit schrie – allerdings in seiner eigenen Sprache. Ich schloss die Badezimmertür hinter mir, drehte den Schlüssel herum und drückte auf den Lichtschalter, der gleichzeitig den Ventilator aktivierte.
    Im Verlauf dieser Aktion hatte ich Miranda versehentlich gegen das Waschbecken geschubst. Ihr abgewürgter Schrei machte sich in Form eines lauten Keuchens Luft, und ihr Buch flog quer durch das Bad. Miranda schwankte und stieß gegen die Badewanne. Ich griff nach ihr, um ihr zu helfen, das Gleichgewicht zu wahren. Miranda packte mich, senkte den Kopf und rammte ihn mir in den Unterleib. Es fühlte sich an, als wäre ich von einer Kanonenkugel getroffen worden, und die Wucht warf mich rückwärts gegen die Tür. Ich spürte sogar, wie ich davon abprallte. Ich bekam keine Luft mehr und brach auf den Bodenfliesen zusammen.
    Dann versuchte Miranda, mich von der Tür wegzuschieben und sie aufzuschließen. Ich rappelte mich vom Boden auf und schlang die Arme um ihre Hüften, um sie wieder nach unten zu ziehen. Dabei bekam ich Mirandas Ellbogen ins Auge. Hinter meinem Augapfel breitete sich ein Atompilz aus Schmerz aus, und ich war fest davon überzeugt, für den Rest meines Lebens auf einem Auge blind zu sein. Aber ich ließ Miranda nicht los, warf mich auf sie und klemmte ihre Arme unter meinen Knien ein. Miranda öffnete erneut den Mund, um zu schreien. Ich wollte sie daran hindern, aber sie drehte den Kopf unter meiner Hand weg. Dann erwischte sie meine Handkante mit den Zähnen und biss kräftig zu. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht selber laut zu schreien.
    »Miranda«, sagte ich gepresst. »Das tut jetzt aber richtig weh.«
    Miranda ließ meine Hand los. Ich hob sie und schüttelte sie, um die Schmerzen zu vertreiben.
    »Danke.«
    »Geh sofort von mir runter!«, sagte Miranda.
    »Das werde ich tun«, sagte ich. »Aber du musst mir versprechen, nicht zu schreien.«
    »Tom, ich will wissen, was zum Teufel das da draußen zu bedeuten hat!«
    »Sehr gut«, sagte ich. »Denn ich möchte es dir erklären. Dazu musst du mir nur versprechen, nicht schreiend davonzurennen. In Ordnung?«
    Miranda nickte. Erleichtert rollte ich mich von ihr herunter und lehnte mich mit dem Rücken gegen die Tür. Vorsichtig hielt ich meine Hand. Ich konnte das Blut spüren, aber ich war mental noch nicht darauf vorbereitet, mir die zerfleischte Gliedmaße anzusehen. Miranda erhob sich langsam, wobei sie mich keine Sekunde aus den Augen ließ, und hockte sich auf den Badewannenrand. Sie war bereit, mir nötigenfalls den Kopf abzureißen, um mir zu entkommen. Ich hatte Glück gehabt, dass ich sie überraschen konnte. In einem fairen Kampf hätte sie dafür gesorgt, dass ich im Krankenhaus landete. Glücklicherweise befanden wir uns bereits in einem.
    »Erklär es mir«, sagte sie.
    »Du erinnerst dich an Joshua?«, begann ich.
    »Den Hund?«
    »Nein, den anderen Joshua. Das heißt, eigentlich meine ich auch den Hund. Beide sind nämlich ein und dieselbe Person.«
    Ich bekam Angst vor dem Blick, mit dem Miranda mich bedachte. Ich hob eine Hand. »Ich fange noch mal von vorne an«, sagte ich und holte tief Luft. »Du erinnerst dich an das Geheimprojekt, mit dem Carl mich beauftragt hat?«
    »Ja.«
    »Dabei geht es um Aliens. Außerirdische aus dem

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