Agent der Sterne
Menschen aufgetreten ist. Da darf man schon mal etwas aufgeregt sein.«
»Umso mehr ein Grund, ihm die Redezeit zu kürzen«, sagte Miranda. »Den Rest meines Lebens würde ich nur ungern damit verbringen, dass ständig Leute auf mich zeigen und sagen: ›He, bist du nicht die Idiotin, die sich in der Oscar-Show zum Affen gemacht hat?‹ Rob Lowe hat sich auch nie mehr von seinem Tänzchen mit Schneewittchen erholt, weißt du.«
Keanu war zurückgekehrt und verstümmelte die Namen der Kandidaten für das Beste adaptierte Drehbuch. Anscheinend schnitt er sich am Papier, als er versuchte, den Umschlag zu öffnen. Während er an einem Finger saugte, gab er die Gewinner bekannt: Connie Reiser und Larry Card für Bittere Erinnerungen.
»Volltreffer!«, sagte ich.
»Bis jetzt vier von fünf«, sagte Miranda. »Wir stehen gar nicht schlecht da. Ich glaube, Michelle hat tatsächlich eine Chance.«
»O Gott«, sagte ich. »Es ist gar nicht gut, dass du das gesagt hast, Miranda. Mein Magen ist gerade in den Marianengraben abgesackt.«
Miranda tätschelte meine Hand. »Entspann dich, Tom. Wir sind auf der sicheren Seite. Selbst wenn sie nicht gewinnt, wird sie kurz danach auf der Bühne stehen, um die Ausschnitte aus Bittere Erinnerungen anzukündigen. Alles wird gut.«
»Ich weiß, ich weiß«, sagte ich. »Aber das wäre nicht optimal. Es wäre besser, wenn sie den Preis bekommt.«
»Sonst noch Wünsche?«, sagte Miranda. »Leider konnten wir die Buchhalter von Price Waterhouse nicht bestechen. Wir müssen einfach hoffen, dass die Abstimmungsberechtigten sich nicht schon wieder für Meryl Streep entscheiden.«
»Meryl Streep!«, murmelte ich. »Für künftige Nominierungen sollte sie disqualifiziert werden!«
Wieder tätschelte Miranda meine Hand. »Tom, du bist einfach nur süß, wenn du aufgeregt bist.«
Der Beste Schauspieler des letzten Jahres trat auf die Bühne, um die diesjährige Beste Schauspielerin bekanntzugeben.
»Er trägt eine Perücke«, sagte ich zu Miranda. »Ich habe gehört, es soll eine von diesen Dingern mit Druckknöpfen aus Titan sein.«
»Sei still«, sagte Miranda.
Das übliche langweilige Gebrabbel, und dann starrte er angestrengt auf die Teleprompter, um die Namen abzulesen. Die Liste fing mit Michelle an und hörte mit Meryl auf. Wahrscheinlich wegen der alphabetischen Reihenfolge.
Miranda griff wieder nach meiner Hand. Sie drückte sie so fest, dass ich befürchtete, sie könnte mir einen Fingerknöchel brechen. Ich hätte protestieren können, aber dann drückte ich ihre Hand genauso fest. Unser gegenseitig zugefügter Schmerz war so intensiv, dass wir kaum mitbekamen, wie der frühere Beste Schauspieler »und der Oscar geht an« sagte.
»Michelle Beck.«
Diesen Teil hörten wir.
Im Saal brach tosender Applaus aus, der in Standing Ovations überging. Alle liebten sie. Dies war ihr großer Moment. Nur dass die Leute keine Ahnung hatten, wie sehr das stimmte.
Michelle stand auf. Sie hatte neben Carl Lupo gesessen, der nun ebenfalls aufstand und sie auf die Wange küsste. Er weinte. Nur vier weitere Menschen im Gebäude kannten den wahren Grund dafür.
Wie eine Königin schritt Michelle zur Bühne. Sie trug ein goldenes Kleid, wie es noch nie jemand zuvor gesehen hatte. Joan Rivers hatte sie vor der Show auf dem roten Teppich danach gefragt. Michelle hatte geantwortet, dass der Designer hierzulande völlig unbekannt war. Joan merkte an, dass es Michelle wie eine zweite Haut passte. Andere pflichteten ihr bei. Auch sie hatten keine Ahnung, wie sehr das der Wahrheit entsprach.
Michelle nahm ihren Preis und ein Küsschen vom früheren Besten Schauspieler in Empfang. Dann stellte sie den Oscar auf das Rednerpult und wartete mit strahlendem Lächeln darauf, dass der Applaus erstarb. Es dauerte eine Weile. Dann begann sie zu sprechen.
»O Gott«, sagte Miranda. »Jetzt passiert es wirklich.«
»Bevor ich irgendetwas anderes tue«, sagte Michelle, »muss ich einem ganz bestimmten Menschen danken – meinem Agenten Tom Stein. Er sitzt irgendwo da oben. Hallo, Tom!« Sie winkte begeistert, was ihr einen kräftigen Lacher einbrachte. Ich winkte zurück.
»Hör auf mit dem Scheiß und komm auf den Punkt, bevor das Orchester dich unterbricht«, murmelte ich.
»Tom murmelt wahrscheinlich gerade vor sich hin, dass ich auf den Punkt kommen soll, bevor das Orchester mich unterbricht. Er hat immer gut auf mich aufgepasst«, sagte Michelle.
»Dieser Preis bedeutet mir viel mehr, als Sie
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