Agent der Sterne
zurecht. Von da an hatte sie ihre schlimmsten Probleme mit Tea überwunden. Doch die Probleme, die ich mit meinen Klienten hatte, fingen gerade erst an. Die folgende Woche verbrachte ich in der Agentenhölle.
»Passen Sie auf die Lampe auf!«, sagte Barbara Creek.
Die Lampe, auf die sie anspielte, war ein großer Studioscheinwerfer, der auf dem Set der Sitcom Fit wie’n Turnschuh lag, in der ihr Sohn die Hauptrolle spielte. Das Lampengehäuse war eingedellt, und die Scherben der zertrümmerten Linse hatten sich wie Juwelen über den Boden und die Trainingsgeräte verstreut, aus denen die Kulissen des Fitnessclubs bestanden.
»Ich vermute, diese Lampe soll eigentlich nicht hier auf dem Set liegen«, sagte ich.
»Natürlich nicht«, sagte Barbara und hob die Stimme, damit jeder im Studio sie hören konnte. »Sie liegt hier auf dem Set, weil irgendein idiotischer Lampenaufhänger von der GEWERKSCHAFT nicht weiß, wie er seinen VERDAMMTEN JOB zu erledigen hat! Und er hätte auch längst keinen JOB mehr, wenn sein VERDAMMTER JOB nicht von seiner VERDAMMTEN GEWERKSCHAFT geschützt würde!« Schon bei einer normalen Konversation sprach Barbara mit dröhnendem Befehlston, doch nun hallte ihre Stimme wie ein besonders schlimmes Erdbeben durch das Studio. Aus allen Winkeln und von den Gerüsten blickten die Mitarbeiter des Teams auf sie. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es bei diesen Dreharbeiten nicht ganz reibungslos zuging.
»Vielleicht sollte jemand kommen und die Bescherung aufräumen«, schlug ich vor.
»Auf gar keinen Fall!«, ereiferte sich Barbara. »Das Ding bleibt, wo es ist, bis der Gewerkschaftsvorsitzende hier auf der Matte steht. Ich will, dass er sieht, was für Arbeit die BESENSCHWINGER SEINER IDIOTENGEWERKSCHAFT leisten.« Erneut ließ Barbaras Stimme die billigen Kulissen erzittern. »Hier wird NIEMAND IRGENDETWAS tun, bis der Kerl erschienen ist.«
Zumindest das stimmte. Auf dem Set waren etwa vierzig Leute, hauptsächlich vom Drehteam, die ziellos herumirrten. Von den Schauspielern war nichts zu sehen, mit Ausnahme von Chuck White, der in der Sendung Rashaad Creeks besten Freund spielte. Chuck trainierte an einem Requisit.
»Wie lange warten Sie hier schon?«, fragte ich.
»Sechs lange, unproduktive Stunden«, sagte Barbara. »Und ich werde noch viel länger warten, und auch alle anderen werden hier noch viel länger warten, bis der Gewerkschaftsvorsitzende aufgekreuzt ist. Jeder, der vorher geht, wird gefeuert, ob er nun zur VERDAMMTEN GEWERKSCHAFT gehört oder nicht.«
Genau hinter Barbara zeigte einer der Kameramänner ihr den Stinkefinger.
»Aber ich habe Sie nicht herbestellt, um über eine Lampe zu reden, Tom«, sagte Barbara und schlenderte zu den Publikumssitzen hinüber. »Ich möchte mit Ihnen über Ihre künftige Agententätigkeit für Rashaad sprechen.«
Ich folgte Barbara. »Gab es irgendein Problem, Barbara?«
Barbara setzte sich auf eine Bank. »Noch nicht, aber… Nehmen Sie doch Platz, Tom!« Sie klopfte neben sich auf die Bank. »Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich einige beunruhigende Dinge gehört habe.«
Ich setzte mich. »Hat es zufällig etwas mit diesem Artikel in The Biz zu tun?«
»Möglicherweise. Wissen Sie, dieser Reporter Van Doren hat Rashaad und mich angerufen. Wollte wissen, ob uns aufgefallen ist, dass Sie sich in letzter Zeit merkwürdig benehmen. Und dann hat er uns gesagt, dass Sie gerade mehrere Ihrer Klienten abservieren. Wie Sie sich vorstellen können, fanden wir das sehr beunruhigend. Zumindest ich fand es sehr beunruhigend.«
»Barbara«, sagte ich, »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Ja, ich habe einige von meinen weniger wichtigen Klienten abgegeben, aber ich habe nicht die Absicht, dasselbe mit Rashaad zu tun. Er ist auf dem Weg nach oben, und ich habe vor, ihn weiterhin dabei zu unterstützen.«
»Tom«, sagte Barbara, »nehmen Sie Drogen?«
»Wie bitte?«
»Nehmen Sie Drogen?«, wiederholte sie. »Der Reporter erwähnte etwas von einer Heilquelle und Schwefelbehandlungen. In meinen Ohren klingt das nach einer Entziehungskur. Sie wissen, wie ich zu Drogen stehe. So etwas möchte ich nicht in der Nähe meines Jungen haben. Sie wissen, dass alle Leute auf diesem Set einen Urintest machen mussten, bevor sie hier arbeiten durften. Wenn sie auch nur Spuren von irgendwelchen Sachen aufgewiesen hätten, die dort nicht hineingehören, wären sie weg vom Fenster gewesen.«
Nachdem Fit wie’n Turnschuh grünes Licht bekommen
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