Agent der Sterne
dir, du weißt schon, was mitbringen oder so?«
Rashaad hatte seine Internatsklasse als Fünftbester abgeschlossen und den mündlichen Eignungstest für die Uni mit »Gut« bestanden. Danach studierte er Englisch an der University of California in Berkeley, bevor er das Studium im zweiten Jahr abbrach, um Standup-Comedian zu werden. Damals war sein Name noch Paul gewesen.
»Rashaad, mein Schatz, wo sind nur deine Manieren?«, sagte Barbara. »Sag Hallo zu Tom.«
»He, Tom!«, sagte Rashaad. »Wie heißt das Wort?«
»Das Wort heißt ›Abrogation‹, Rashaad.« Das war ein Insider-Gag zwischen uns, mit dem ich ihn daran erinnerte, dass ich mich an seine guten Noten erinnerte. Er fragte mich nach einem Wort, und ich nannte ihm das komplizierteste Fremdwort, das mir in diesem Moment einfiel. Daraufhin definierte er den betreffenden Begriff in Straßenjargon.
Nur dass er diesmal verdutzt aufblickte und seiner Mutter einen schnellen Blick zuwarf. Barbara antwortete mit einem nahezu unmerklichen Kopfschütteln. Danach wandte er sich wieder an mich. »Schön, dich zu sehen, Tom. Wir reden später.« Er und seine Gang schlurften nach draußen, gefolgt von den neidischen Blicken des Teams. Ich schaute ihm nach, bis er aus dem Studio verschwunden war.
»Gut, Barbara«, sagte ich dann. »Wen haben Sie sich als Ersatz ausgesucht?«
»Wie bitte?«
»Nachdem Sie entschieden haben, mir zu kündigen. Sie müssen doch jemanden im Sinn gehabt haben, der der Karriere Ihres Sohnes den nötigen Schwung gibt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie mich feuern würden, ohne dass schon jemand anderer bereitsteht.«
»Ich habe nicht gesagt, dass Sie gefeuert sind, Tom«, sagte Barbara.
»Abrogation heißt Abschaffung, Aufhebung«, sagte ich.
»Natürlich weiß Ihr Sohn, was dieses Wort bedeutet. Deshalb war er so überrascht, als ich es in den Raum geworfen habe. Schon komisch, weil ich mir gar nichts dabei gedacht habe – es war einfach nur das erste Fremdwort, das mir in den Sinn kam. Aber seine Reaktion verrät mir, dass Sie mich eigentlich nicht herbestellt haben, um mir von Ihren Sorgen bezüglich der Karriere Ihres Sohnes zu erzählen. Sie wollten mit mir reden, weil Sie mir kündigen wollen. Richtig?«
»Ich vertrete die Interessen meines Sohnes. Ich weiß nicht, was Sie im Augenblick durchmachen, Tom, aber Sie müssen Ihre Probleme lösen, und mein Sohn kann nicht so lange warten, bis Sie damit fertig sind.«
»Wirklich? Haben Sie Rashaad wirklich gefragt, ob er mich abservieren möchte? Oder haben Sie ihn vor vollendete Tatsachen gestellt? Haben Sie ihn zum Beispiel auch gefragt, ob er auf den Gewerkschaftsvorsitzenden warten will oder einfach nur jemanden holen möchte, der mit einem Besen die Scherben auffegt? Schließlich ist es seine Show.«
Barbara schnaufte. »Ich bin die Produzentin. Und ich bin seine Managerin. Solche Sachen gehören zu meinem Job – ich muss mich um seine Show und um ihn kümmern. Dafür werde ich mich nicht entschuldigen, Tom, weder bei Ihnen noch bei sonst jemandem.«
»Eines Tages werden Sie sich bei ihm entschuldigen müssen, Barbara. Aber ich wette, dass Sie bisher noch nie daran gedacht haben.«
Barbara blickte mich finster an, sagte aber kein Wort.
»Also, wen haben Sie sich als meinen Nachfolger ausgesucht.«
»David Nolan von ACR.«
»Er ist gar nicht so schlecht.«
»Das weiß ich, Tom.« Barbara stand auf und lief zum Set zurück. Sie hatte sich kaum erhoben, als sie bereits den Produktionsassistenten anbrüllte.
Ich saß noch ein Weilchen da und schaute ihr nach. Jemand vom Drehteam kam zu mir herüber.
»Hallo«, sagte er. »Sie haben nicht zufällig mit ihr darüber gesprochen, wann wir gehen können?«
»Nein, tut mir leid. Sie hat mir nur gekündigt.«
»Toll«, sagte er. »Manche Leute sind einfach Glückspilze.« Er ging wieder zurück.
»He«, rief ich ihm nach. Er drehte sich um. »Beim nächsten Mal sollten Sie besser zielen.«
Er grinste, hob eine Hand zum Gruß und verschwand hinter den Kulissen.
Als ich am nächsten Tag zum Set von Pacific Rim unterwegs war, klingelte mein Handy. Joshua war dran.
»Ralph und ich werden einen kleinen Ausflug machen«, sagte er. »Ralph hat hinter deinem Haus etwas Interessantes gewittert, und ich würde ihn nur ungern allein rauslassen. Schließlich ist er schon ein ziemlich alter Knabe.«
»Joshua, überleg dir bitte genau, was du sagst. Wenn Ralph einen Hundeherzanfall bekommt, kannst du nicht einfach zur nächsten
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