Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
schauen mich an, als könnten Sie sich das nur schwer vorstellen, Tom. Wahrscheinlich haben Sie Recht, weil Sie und andere Leute mich normalerweise sehr beherrscht erleben, und auch dafür gibt es einen guten Grund.
    Aber es war mir einfach nicht möglich, meine Begeisterung und Aufregung zu zügeln! Nur ein einziger Mensch auf diesem Planeten kann der erste Mensch sein, der einem Alien begegnet, und nun war ich dieser Mensch! Noch verstand ich nicht, warum oder zu welchem Zweck sie mich auserwählt hatten, aber das war mir in diesem Moment egal. Die Antwort auf eine der größten Fragen, die die Menschheit jemals gestellt hatte – Sind wir allein im Universum? – lag als müffelnder Klumpen im Wohnzimmer meines Hauses. Es war… unbeschreiblich. Ein Segen von monumentalen Ausmaßen! Als mir das nach etwa einer halben Stunde klar wurde, weinte ich vor Freude.
    Natürlich unterhielten wir uns die ganze Nacht lang. Ich war viel zu aufgeregt, um schlafen zu können, und Gwedif schien gar keinen Schlaf zu brauchen. Als es neun Uhr morgens geworden war, rief ich Marcella an und sagte ihr, dass ich an diesem Tag krankmachte. Marcella war sehr um mich besorgt und wollte mir sofort einen Spezialisten vorbeischicken. Aber ich konnte sie überzeugen, dass ich auch allein zurechtkam. Dann ging ich doch schlafen, wachte aber schon zwei Stunden später wieder auf, weil ich einfach zu aufgeregt war. Gwedif fand ich draußen am Swimmingpool.
    »Ich bewundere gerade mein Werk«, sagte er. »Ich weiß nicht, ob du es nachvollziehen kannst, aber das hier…« Er bildete einen Tentakel aus und deutete auf den Pool. »… war schon eine beachtliche Leistung. Versuch du mal, aus fünfzigtausend Meilen Entfernung eine Kapsel in einen Swimmingpool zu schießen, ohne dabei größeren Schaden anzurichten. Und dann noch so, dass alles wie ein ganz normaler Meteor aussieht.«
    »Jedenfalls war es sehr nett von euch«, sagte ich.
    »Nicht wahr?«, pflichtete Gwedif mir bei. »Und es hat mich ziemlich viele Nerven gekostet, auch wenn wir im biologischen Sinne gar keine Nerven haben. Aber es geht nicht anders, wenn wir in der Nähe einer Stadt landen wollen. Man kann einen Teil der Air Force für längere Zeit oder die gesamte Air Force für kürzere Zeit an der Nase herumführen, aber man kann nicht beides haben. Lieber so, als von einem Kampfjäger abgeschossen zu werden. Natürlich stehe ich nun vor dem Problem, wie ich wieder zurückkomme. Denn dieses Ding…« Er zeigte auf die Tonne am Boden des Pools. »… kann sich von selbst keinen Zentimeter von der Stelle bewegen.«
    »Und wie kommst du jetzt zurück?«, fragte ich.
    »Für nächste Nacht haben wir in der Nähe von Baker ein Rendezvous vereinbart. Da draußen in der Wüste gibt es nichts, also müssen wir uns keine Sorgen um mögliche Gaffer machen. Trotzdem werden wir vielleicht auf dem Radar auftauchen oder sonst wie Alarm auslösen. Also müssen wir ganz schnell ankommen und genauso schnell wieder abhauen. Ich hatte gehofft, dass du mich vielleicht hinbringst.«
    »Kein Problem«, sagte ich.
    »Und dass du mich begleitest«, fügte Gwedif hinzu.
    »Wie bitte?«
    »Denk nach, Carl«, sagte Gwedif. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich den ganzen Ärger auf mich genommen habe, um mal kurz Hallo zu sagen. Wir müssen über ein paar ernsthafte Dinge reden, und das wird viel schneller gehen, wenn du zum Raumschiff mitkommst.«
    Obwohl ich Gwedif erst seit recht kurzer Zeit kannte, hatte ich geahnt, dass er mir noch nicht alles erzählt hatte. Er wollte, dass ich zu seinem Raumschiff mitflog, na gut. Aber ich hatte das Gefühl, dass es nicht nur aus dem Grund geschah, ungestört plaudern zu können. Sofort hatte ich das Klischee von der Entführung durch Außerirdische im Kopf, wie ich nackt auf einen Tisch gefesselt war, neben mir ein Blob, der die Rektalsonde bereitmachte. Aber das hätte keinen Sinn ergeben. Man muss nicht besonders freundlich zu jemandem sein, den man für Laborexperimente haben will. Man kann ihn sich einfach schnappen.
    Außerdem wollte ich mitfliegen. Natürlich! Wer hätte sich eine solche Chance entgehen lassen?
    Noch am gleichen Vormittag rief ich ein Taxi und ließ mich zu einem Gebrauchtwagenhändler in Burbank fahren, um mir ein billiges, unauffälliges Auto zu kaufen. Ich bezahlte zweitausend Dollar und bekam dafür einen zwanzig Jahre alten Pick-up. Dann fuhr ich zu einem Schrottplatz und montierte die Nummernschilder eines Wracks an mein Gefährt.

Weitere Kostenlose Bücher