Agent der Sterne
ich einen Meteor bemerkte, der über den Himmel strich.
Eigentlich war das gar nichts Besonderes. Schließlich ging gerade ein Meteoritenschauer nieder, und mein Haus liegt recht hoch in den Hügeln, wo die Lichtverschmutzung nicht allzu schlimm ist. Die ganze Zeit, die ich am Pool gesessen hatte, hatte ich Sternschnuppen gesehen. Aber die meisten waren klein, weit entfernt und von kurzer Leuchtdauer. Dieser jedoch war groß, nahe und auf einem Kurs, der direkt auf mein Haus zielte. Es sah aus, als würde er sich langsam bewegen, doch als ich ihn gebannt beobachtete, wurde mir klar, dass er in etwa fünf Sekunden einschlagen würde. Selbst wenn ich nicht wie gelähmt gewesen wäre, während ich ihn anstarrte, hätte es mir ohnehin nichts genützt, mich ins Haus zu flüchten. Wie es aussah, musste ich mir keine Sorgen machen, von Psychopathen ermordet zu werden – weil ich durch einen Meteoriteneinschlag ums Leben kommen würde. An dieser Stelle meldete sich ein absurd rationales Stückchen meines Bewusstseins mit einer Frage zu Wort: Ist dir klar, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, von einem Meteor getroffen zu werden?
Etwa zwei Sekunden vor dem Aufschlag zerplatzte der Meteor mit einem gewaltigen Knall, und die winzigen Gesteinstrümmer verdampften wie ein Feuerwerk in der Atmosphäre. Benommen starrte ich auf die Explosion und blinzelte die Nachbilder weg, als ich ein fernes Pfeifen hörte, das langsam näher kam. Ich sah es einen Sekundenbruchteil, bevor es meinen Pool erreichte – einen Brocken des Meteors, etwa fassgroß, der trudelnd durch die Luft flog. Die Explosion schien die Geschwindigkeit dieses Dings gebremst zu haben, denn wenn etwas von dieser Größe mit dem ursprünglichen Tempo des Meteors in meinen Garten geknallt wäre, könnten jetzt weder ich noch meine Nachbarn diese Geschichte erzählen.
Als es dann in den Pool einschlug, wurde ich von einer Flutwelle aus plötzlich sehr heißem Wasser getroffen. Dampf stieg von der Einschlagstelle auf, die im tieferen Bereich des Beckens lag. Ich kam wieder so weit zu mir, um mich zu fragen, wie viel mich der Schaden am Swimmingpool kosten würde und ob Meteoriteneinschläge von meiner Gebäudeversicherung abgedeckt wurden. Ich bezweifelte es. Mehrere Lampen waren durch den Einschlag zu Bruch gegangen. Also ging ich zur Tür zurück und schaltete sie aus, damit das Wasser nicht unter Strom gesetzt wurde. Dann schaltete ich die Gartenbeleuchtung an, um den Schaden besser in Augenschein nehmen zu können.
Erstaunlicherweise schien der Pool die Sache gut überstanden zu haben, wenn man die kaputten Lampen nicht mitrechnete. Das Wasser kochte immer noch an der Stelle, wo der Meteor eingetaucht war, aber trotzdem konnte ich erkennen, dass die Kacheln offenbar unbeschädigt waren. Der Meteor war genau im richtigen Winkel in den Pool gefallen, so dass die Wassermasse und nicht das Becken selbst die Energie des Einschlags absorbiert hatte. Der Wasserstand im Pool lag jedoch mindestens einen Fuß tiefer als vorher.
Meine Nachbarn schienen nichts von alledem bemerkt zu haben – jedenfalls habe ich nie etwas von ihnen gehört. Die Mauer rund um den Garten ist vier Meter hoch. Etwa 1991 habe ich sie errichten lassen, als mein direkter Nachbar der Trommler einer Heavy-Metal-Band war. Ich hatte genug davon, mir seine Partymusik anzuhören und beobachten zu müssen, wie er und seine Frauen auf Koks wilde Orgien in seinem Pool feierten. Es war leichter, die Mauer bauen zu lassen, als ihn dazu zu bringen, anderswohin zu ziehen. Wie sich herausstellte, hätte ich mir die Mühe sparen können. Etwa eine Woche nachdem die Gartenmauer fertig war, reichte seine Frau die Scheidung ein, und im Zuge dessen musste er das Haus verkaufen. Jetzt wohnt dort George Post. Ein Schönheitschirurg. Netter Nachbar. Sehr ruhig.
Nachdem sich das Wasser einigermaßen beruhigt hatte, hörte ich ein leises Knacken. Als ich in den Pool blickte, sah ich, wie etwas Zähflüssiges aus dem Überrest des Meteoriten floss und sich auf der Wasseroberfläche sammelte. Das Zeug sah ölig aus, war aber fast völlig durchsichtig. Weltraumschleim. Nachdem es sich zusammengeballt hatte, tat die Masse etwas sehr Überraschendes. Sie bewegte sich auf den Rand des Beckens zu. Dort schob sich ein Tentakel hinüber bis zum Betonboden um den Pool, und der Rest des Schleims zog sich daran hinauf. Als der Schleim auf dem Trockenen war, bildete er einen neuen Tentakel aus, der eine Weile herumwedelte, bis er
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