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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sein, der die Verschmelzung bewusst miterlebt. Ich bin der Einzige, der die ganze Zeit weiß, was geschieht. Wenn diese Geschichte zu unserem Gedächtnisepos wird, werden alle sie durch meine Augen sehen.«
    Gwedif bildete einen Tentakel aus und winkte damit der Besatzung zu. »Diese Yherajk werden die Akteure des Gedächtnisepos sein. Aber ich werde es schreiben – und dadurch werde ich auf ewig darin weiterleben – als Homer der größten Odyssee meines Volkes. Du hast mir ein großes Geschenk gemacht, Carl, und dafür kann ich dir gar nicht genug danken, dir, meinem Freund, meinem großen und wahren Freund.«
    »Dann gönne ich es dir von Herzen«, sagte ich.
    »Wunderbar.« Gwedif ließ einen zweiten Tentakel entstehen und richtete dann beide auf mich. »Jetzt musst du diese Stöpsel herausnehmen – weil ich diese Pseudopodien in deine Nase stecken werde.«
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte ich.
    »Doch«, sagte er. »Es könnte ein bisschen unangenehm werden.«

    Ich will gar nicht erst versuchen, die Verschmelzung zu beschreiben, Tom. Nur so viel: Erinnern Sie sich an den lebhaftesten, wildesten, erotischsten Traum, den Sie jemals hatten. Und dann stellen Sie sich das Ganze als Ballung von Gerüchen vor, die aufeinanderstoßen, sich verschieben und miteinander vermischen. Und es scheint eine Ewigkeit zu dauern. So hat es sich angefühlt.
    Als ich aufwachte, war ich immer noch auf dem Podium, umgeben von drei Yherajk. Ich fragte nach Gwedif. Der rechts von mir wedelte mit einem Tentakel.
    »Hat es geklappt?«, fragte ich ihn.
    »O ja«, sagte Gwedif und deutete auf den Yherajk zu meinen Füßen. »Darf ich vorstellen, Carl: das gemeinsame Kind von zweitausend Yherajk – und einem Menschen.«
    »Hallo«, sagte ich zum Yherajk.
    »Hallo, Paps«, sagte er.
    »Der Ientcio…« – dabei deutete Gwedif auf den dritten Yherajk – »… möchte dir erneut für deine große Hilfe und dein Verständnis danken. Und er versichert dir, dass du zweifellos als einer unserer größten Helden in die Geschichte der Yherajk eingehen wirst. Und dazu kann ich nur sagen, dass genau das bereits in die Wege geleitet wurde.«
    »Ich danke ihm, und ich danke dir«, sagte ich zu Gwedif.
    »Kein Problem«, erwiderte Gwedif. »Außerdem lässt der Ientcio dir mitteilen, dass dir als Elterlichem Initiator nun die Ehre obliegt, diesem neugeborenen Yherajk einen Namen zu geben.«
    »Vielen Dank, aber das Ganze war Uakes Idee. Mir steht kein Urheberrecht zu.«
    »Sicher, aber deine Annahme des Vorschlags wurde von allen Elternteilen als eigentliche Initiation anerkannt. Also kannst du dich nicht aus der Verantwortung stehlen. Der Ientcio hat jedoch, da er mit einer widerstrebenden Reaktion deinerseits gerechnet hat, im Vorfeld einen Namen ausgesucht, der dem Neugeborenen verliehen werden soll, sofern du einverstanden bist.«
    »Wie lautet er?«
    »Wir haben einen Namen gesucht, der die große Bedeutung symbolisiert, die dieser Yherajk für uns hat und, wie wir hoffen, auch für dein Volk haben wird. Einen Namen, dessen Bedeutung jeder sofort versteht. Was hältst du von ›Jesus‹?«
    Unwillkürlich musste ich lachen.
    »Seht ihr?«, sagte der Yherajk, der Jesus heißen sollte. »Ich habe euch doch gesagt, dass das eine schlechte Idee ist. Aber was weiß ich denn schon? Ich bin ja nur ein Neugeborener.« Sein Sarkasmus war unüberhörbar.
    »Es wäre in der Tat keine gute Idee«, sagte ich. »Etwa die Hälfte der Leute auf meinem Planeten könnte darauf sehr empfindlich reagieren.«
    »Mist«, sagte Gwedif. »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    Den hatte ich. »Jesus« ist die latinisierte Form von »Joshua«, ein Name, der durchaus noch in Gebrauch ist, aber keine so starken religiösen Anklänge hat. Außerdem war es der Name meines Vaters und zufällig der des Babys, mit dem Sarah schwanger war, als sie starb. Wir hatten einen Monat vor der Geburt erfahren, dass es ein Junge werden sollte. Elise und ich haben nicht vor, Kinder zu bekommen, Tom. Also ist dieser Yherajk – wenn auch nur zu einem winzigen Bruchteil und nur hinsichtlich meiner Gedanken – das einzige »Kind«, das ich vermutlich jemals haben werde. Den Namen »Joshua« habe ich schon lange in mir getragen, und nun war ich froh, ihn endlich weitergeben zu können. Auch Joshua war mit dem Namen glücklich. Natürlich – denn er wusste ja genau, welche Bedeutung er für mich hat.
    Nachdem ich Joshua getauft hatte, entschuldigte sich Uake, weil er sich um seine

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