Agent der Sterne
Gefühl haben, dass es allmählich heißer wird. Dann hat Carl mich heute früh angerufen und gebeten, Informationen über Ihr neues Mentorenprogramm zusammenzustellen. Er erwähnte, dass er vorhat, Van Doren und The Biz in der Times als die letzten Vollidioten dastehen zu lassen. Das sind keine guten Aussichten für den Schreiberling und sein Käseblatt, wenn Sie mich fragen.«
»Au weia«, sagte ich. »Das dürfte dazu führen, dass beide noch unausstehlicher werden. Sonst noch jemand?«
»Michelle hat angerufen. Anscheinend hat sie gewisse Schwierigkeiten mit dem Team von Rache für die Erde. Es ging dabei um irgendeine Latexmaske. Irgendwann habe ich gar nichts mehr verstanden. Außerdem sagte sie, dass Ellen Merlow jetzt definitiv für Bittere Erinnerungen abgelehnt wurde und sie selbst sich der Rolle nun gewachsen fühlt, weil sie das Buch Eismann in Jerusalem gelesen hat.« Miranda blickte verwirrt zu mir auf. »Sie kann unmöglich Eichmann in Jerusalem gemeint haben.«
»Gehen Sie nicht so hart mit ihr ins Gericht, Miranda. Immerhin ist der Titel zu zwei Dritteln richtig.«
Miranda schnaufte. »Wie Sie meinen. Aber ich schätze, dass für den Rest der Wörter der gleiche Prozentsatz gilt. Jedenfalls will sie später noch einmal anrufen. Die letzte Nachricht stammt von Ihrem mysteriösen Freund Joshua. Er sagt, dass jetzt wieder alles in Ordnung ist, dass Sie nicht zurückrufen sollen, dass er im Moment sehr beschäftigt ist, aber da sein wird, wenn Sie da sind, was auch immer das heißen soll. Lassen Sie sich wieder mal auf zwielichtige Gestalten ein, Tom?«
»Sie haben ja keine Ahnung«, sagte ich. Warum sollte ich nicht zurückrufen? Trotz Joshuas beschwichtigender Nachricht machte ich mir Sorgen. Ich widerstand dem Drang, sofort nach dem Telefonhörer zu greifen. Dann beschloss ich, mich stattdessen auf ein anderes sinnloses Unterfangen zu konzentrieren. »Miranda, könnten Sie mir eine Verbindung zu Roland Lanois herstellen?«
»Natürlich. Wer ist das?«
»Miranda!« Ich täuschte vor, schockiert zu sein. »Ich hätte Ihnen wirklich mehr zugetraut. Er ist der Regisseur und Produzent des Oscar-nominierten Spielfilms Die grünen Felder und arbeitet derzeit an seinem neuen Projekt Bittere Erinnerungen. Seine Produktionsgesellschaft hat ihr Büro auf dem Paramount-Gelände, wenn ich mich recht entsinne.«
»Was?«, entfuhr es Miranda. »Tom, das kann nicht Ihr Ernst sein. Sie wollen doch nicht wirklich versuchen, Miranda diese Rolle zu besorgen!«
»Warum nicht? Schließlich liegt es nicht völlig außerhalb des Möglichen, dass sie die Rolle bekommt.«
Miranda verdrehte die Augen und blickte gen Himmel, die Hände erhoben. »Nimm mich jetzt, Jesus. Ich möchte hier unten nicht mehr leben.«
»Hören Sie auf damit und rufen Sie Roland an.«
»Tom, die Götter des Anstands flehen mich an, Sie daran zu hindern, diesen Anruf zu tätigen.«
»Sie bekommen zehn Prozent mehr Gehalt, wenn Sie mir eine Verbindung zu Roland herstellen, ab sofort.«
Miranda blinzelte verdutzt. »Wirklich?«
»Hab heute beim Mittagessen das Okay von Carl bekommen. Sie haben also die freie Wahl: Anstand oder Gehaltserhöhung.«
»Ich würde sagen, heute habe ich mich genug für wohltätige Zwecke eingesetzt. Jetzt ist die Zeit gekommen, ans Geld zu denken.«
»Das liebe ich so an Ihnen, Miranda«, sagte ich. »Die Unerschütterlichkeit Ihrer moralischen Prinzipien.«
Miranda vollführte einen kleinen Stepptanz, als sie mein Büro verließ. Ich lächelte. Dann griff ich nach dem Telefon und wählte schnell die Nummer von Joshuas Handy.
Keine Antwort.
Roland war gerade in einer Besprechung, aber seine Assistentin sagte, dass er sich gerne mit mir unterhalten würde, wenn es für mich kein Problem wäre, in einer Stunde in seinem Büro vorbeizuschauen. »Roland mag es überhaupt nicht, am Telefon über geschäftliche Dinge zu reden«, sagte die Assistentin. »Er hat die Leute gern in Schlagreichweite vor sich sitzen.« Es war bereits nach 16.30 Uhr. Wenn ich in einer Stunde auf dem Paramount-Gelände sein wollte, musste ich sofort losfahren. Miranda gab ich die Anweisung, mich sofort anzurufen, falls Joshua sich meldete, und machte mich dann auf den Weg.
Etwa auf halber Strecke, auf der Melrose Avenue, bemerkte ich, dass ich einen Verfolger hatte. Ein altersschwacher weißer Escort blieb die ganze Zeit drei Autos hinter mir. Immer wenn ein Wagen zwischen uns die Spur wechselte, schwenkte der Escort mit einem
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