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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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gefährlichen Manöver auf eine andere Spur, ließ einen Wagen vorbei und schwenkte dann mit einem ebenso gefährlichen Manöver zurück, wenn der angemessene Abstand wiederhergestellt war. Das laute Gehupe, von dem diese Manöver begleitet wurden, machten mich überhaupt erst auf diesen Wagen aufmerksam. In gewisser Weise war das für mich eine Erleichterung, denn die Polizei, der Geheimdienst oder die Mafia hätten sich niemals so dusselig angestellt.
    Ich näherte mich einer Ampel. Absichtlich wurde ich so langsam, dass ich bei Gelb ankam – so weit ich mich erinnern kann, war es das erste Mal, dass ich so etwas tat. Und als die Ampel auf Rot umsprang, nahm ich den Gang raus, zog die Handbremse, ließ den Kofferraum aufschnappen, schaltete die Warnblinklichter an und stieg aus dem Wagen. Ich griff in den Kofferraum, während der Fahrer hinter mir in einem verrosteten Monte Carlo mich auf Spanisch anbrüllte. Er verstummte, als er sah, dass ich einen Softballschläger aus Aluminium herausholte, ein Überrest aus der letzten Spielzeit.
    Der Kerl im weißen Escort sah mich gar nicht kommen. Als ich die Straße zurückging, war er damit beschäftigt, verstohlen mit seinem Handy zu telefonieren. Je näher ich kam, desto besser waren seine weißen, rundlichen Gesichtszüge zu erkennen. Es war Van Doren – wer sonst?
    Ich stellte mich vor das Fenster auf der Fahrerseite, drehte den Schläger herum, so dass ich das dicke Ende hielt, und klopfte unsanft mit dem Griff gegen die Scheibe. Van Doren schreckte auf und blickte sich verwirrt um. Er brauchte etwa fünf Sekunden, um zu erkennen, wer es war, der da gegen seine Fahrertür schlug. Weitere drei Sekunden verbrachte er damit, sich zu überlegen, wie er vielleicht entkommen konnte, bis ihm klar wurde, dass er eingeklemmt war. Schließlich lächelte er verlegen und kurbelte die Seitenscheibe herunter.
    »Tom«, sagte er. »Wie klein doch die Welt ist.«
    »Steigen Sie aus dem Wagen, Jim«, sagte ich.
    Van Dorens Blick zuckte zum Softballschläger. »Warum?«
    »Wenn Sie mich verfolgen, bringen Sie die anderen Autofahrer in Gefahr«, sagte ich. »Ich kann es nicht verantworten, mehr Menschenleben als das Ihre auf dem Gewissen zu haben.«
    »Ich glaube, ich bleibe lieber in meinem Wagen sitzen.«
    »Jim«, sagte ich. »Wenn Sie nicht innerhalb von drei Sekunden aus Ihrem Wagen steigen, werde ich mit diesem Schläger Ihre Windschutzscheibe zertrümmern.«
    »Das würden Sie nicht wagen«, sagte Van Doren. »Hier auf der Straße wimmelt es von Zeugen. Und so gut wie jeder dürfte ein Handy mit Kamera dabeihaben.«
    »Wir sind hier in L. A. Jim. Niemand wird sein Handy zücken, wenn ich nicht von der Polizei bin. Eins. Zwei.«
    Van Doren riss eilig die Tür auf und löste seinen Sitzgurt.
    »Gut«, sagte ich, nachdem er seinen Wagen verlassen hatte. »Wir gehen jetzt. Wir werden meinen Wagen nehmen.«
    »Was wird aus meinem Auto?«, sagte Van Doren. »Ich kann es hier doch nicht einfach stehen lassen.«
    »Aber sicher können Sie das. Die Polizei wird jeden Augenblick kommen und es abschleppen.«
    »Bitte! Das kann ich nicht tun! Es ist ein Firmenwagen.«
    »Daran hätten Sie früher denken müssen. Kommen Sie, Jim. Setzen Sie nicht Ihr Mundwerk, sondern Ihre Beine in Bewegung. Die Ampel ist bereits umgesprungen.« Behutsam trieb ich ihn mit dem Schläger an. Er ging los. Wir stiegen in meinen Wagen und fuhren kurz vor Ende der nächsten Gelbphase über die Kreuzung. Jetzt war meine karmische Verkehrsbilanz wieder ausgeglichen.
    Van Doren beobachtete, wie sein Escort in der Ferne verschwand. »Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Sie sich einer Entführung schuldig machen.«
    »Wovon reden Sie da? Ich stand an einer Ampel und kümmerte mich um meine eigenen Angelegenheiten, als Sie plötzlich meine Beifahrertür öffneten und sich in meinen Wagen fläzten. Dann haben Sie mich mit Fragen belästigt. Ziemlich nervig. Aber für so etwas sind Sie ja bekannt. In meinem Büro haben Sie allein heute sechs Nachrichten für mich hinterlassen. Ich versuche Sie zu besänftigen, indem ich Sie in der Gegend herumkutschiere. Immerhin neigen Sie zu unberechenbarem Verhalten. Wenn hier jemand in Gefahr ist, dann bin ich es, Jim.«
    »Sie vergessen schon wieder die Zeugen.«
    »Ach, hören Sie doch auf«, sagte ich und wechselte auf eine Linksabbiegerspur. »Jeder, der sich da hinten aufgehalten hat, ist inzwischen an Ihrem Wagen vorbei und in den Sonnenuntergang davongefahren. Das Einzige,

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