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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Brandbombe in ihrer Kanzlei.
    Sie machte weiter – auch während des Busboykotts in Montgomery im Jahr 1955, als sie ihr erstes Auto kaufte, um ihre schwarzen Freunde zur Arbeit kutschieren zu können. Während der Proteste in Birmingham im Jahr 1963 wurde sie zweimal von weißen Polizisten verhaftet und dreimal von ihren Hunden gebissen. Während des Marschs von Martin Luther King im Jahr 1965 von Selma nach Montgomery liefen sie und King Arm in Arm an ihrer Kanzlei vorbei, in der nun ihre Partner arbeiteten – von denen die Hälfte schwarz war.
    Kurz vor ihrem Tod im Jahr 1975 schrieb sie im Time Magazine: »Ich habe das Gefühl, dass die Arbeit, die ich gemacht habe, die Arbeit war, zu der ich bestimmt war. Ich weiß, wie es ist, alle Rechte zu verlieren und gesagt zu bekommen, dass ich kein Existenzrecht mehr habe, und wie es ist, alle Verwandten, alle Freunde und den letzten Rest der Menschenwürde zu verlieren. Es sind bittere Erinnerungen, gehüllt in Sorge und Zorn. Aber ich weiß auch, wie es ist, mit anzusehen, wie andere nach und nach ihre Rechte und Menschenwürde bekommen, wie ihnen gesagt wird: Ja, ihr seid unsere Brüder und Schwestern. Kommt zu uns an den Familientisch und seid willkommen. Meine Arbeit war zwar nur ein kleiner Teil eines größeren Ganzen, aber sie hat dazu beigetragen, dass all dies Wirklichkeit wurde. Das macht es mir etwas leichter, die bitteren Erinnerungen zu ertragen, weil diese anderen Erinnerungen wunderbar sind!«
    Das war die Frau, die Michelle Beck verkörpern wollte. Würde sie es schaffen?
    Zumindest hatte sie das richtige Geschlecht.

    Als es dann so weit war, dass Michelle und ich im Vorzimmer von Roland Lanois warteten, hatte sich jeder Zweifel, dass Michelle nicht die richtige Besetzung für die Rolle sein könnte, in Luft aufgelöst. Als Agent hört man ab einem bestimmten Punkt einfach auf, sich um die weiterreichenden Konsequenzen seines Tuns Sorgen zu machen, und kümmert sich nur noch um die aktuellen Details. Manche würden es auch als erzwungene Amoralität bezeichnen. Aber in Wirklichkeit geht es nur darum, dass man für seinen Klienten da ist und tut, was getan werden muss. In diesem Moment versuchte ich, Michelle vom Hyperventilieren abzuhalten.
    »Atme ruhig und gleichmäßig«, sagte ich.
    »Es tut mir so leid, Tom.« Michelle hielt die Armlehnen ihres Stuhls so fest gepackt, dass es aussah, als würde sie das Metall verbiegen. »Ich bin unglaublich nervös. Das hätte ich nicht von mir gedacht. Aber so ist es. O Gott.« Sie klopfte sich mit der Faust auf den Brustkorb. »Ach, Tom, es tut mir so leid.« Sie klang wie ein Hubschrauber.
    Ich hielt ihren Arm fest, bevor sie sich eine Rippe brechen konnte. »Hör auf, dich zu entschuldigen. Du hast nichts Falsches getan. Es ist völlig in Ordnung, wenn du nervös bist, Michelle. Das ist eine ziemlich große Rolle. Aber ich glaube nicht, dass du dir selber deswegen blaue Flecken zufügen musst. Hast du die Szene gelesen, die Roland von dir hören möchte?«
    »Ja«, sagte sie und grinste dann verlegen. »Tatsächlich habe ich die ganze Szene auswendig gelernt. Auch die anderen Rollen. Ich wollte es auf keinen Fall verpatzen. Ist das nicht ziemlich idiotisch?«
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte ich. »Weißt du, als Elvis sich auf seine erste Filmrolle vorbereitete, prägte er sich das gesamte Drehbuch ein. Sämtliche Rollen, nicht nur seine eigene. Niemand hatte ihm gesagt, dass man es auch anders machen kann.«
    Michelle sah mich verdutzt an. »Elvis war Schauspieler?«
    »Nun ja, manche Leute finden, dass man das nicht von ihm behaupten kann. Aber er ist in einigen Filmen aufgetreten. Jailhouse Rock, Love Me Tender, Blue Hawaii.«
    »Ich dachte, das wären Songs von ihm«, sagte Michelle.
    »Es sind seine Songs. Aber auch Filme, die genauso heißen.«
    »Großartig«, sagte Michelle. »Jetzt gehen mir Songs von Elvis durch den Kopf.« Sie stand auf und ging auf und ab. Es ermüdete mich, sie nur zu beobachten.
    Rajiv, der Assistent von Roland, kam aus dessen Büro. »Okay«, sagte er. »Wir bauen gerade die Videokamera auf. Wenn Sie jetzt hereinkommen möchten, können wir gleich anfangen.«
    Michelle atmete heftig ein – es klang, als wollte sie den Gummibaum auf der anderen Seite des Büros inhalieren. Bei dem Geräusch zuckte Rajiv leicht zusammen.
    »Lassen Sie uns noch eine Minute Zeit«, bat ich ihn.
    »Kein Grund zur Eile«, sagte Rajiv und schloss die Tür.
    »Mein Gott!«, sagte Michelle und rang

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