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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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hat. Bei den Proben kriegt er angeblich alles wunderbar hin. Man kann sich keinen besser dressierten Hund wünschen. Doch sobald die Kameras laufen – zack, Nase an den Genitalien. Ich glaube, es ist das Geräusch, das die Kameras machen. Und das bei einem Hund, der so gut aussieht. Wirklich schade.«
    »Weißt du, dein Tratsch wäre viel interessanter, wenn du etwas über Menschen erzählen würdest.«
    »Vielleicht für dich«, sagte Joshua. »Aber ich bewege mich im Hundeuniversum, Tom. Dort gelten völlig andere Spielregeln. Siehst du die Pudelfrau da drüben? Sie hat eine riesige Zecke. Hab sie gesehen, als wir die Szene bei den Bäumen gedreht haben. Hat mir einen großen Schrecken eingejagt.«
    »Ich glaube kaum, dass es den anderen Hunden gefallen würde, wenn sie wüssten, wie du hinter ihrem Rücken über sie redest.«
    »Genau darum geht es«, sagte Joshua. »Mit meinen Artgenossen kann ich eben nicht darüber reden. Die Sprachbarrieren sind unüberwindbar.«
    In diesem Moment kam Al Bowen zu uns. »Sie scheinen sehr viel Zeit damit zu verbringen, mit Ihrem Hund zu reden«, sagte er.
    »Sie sprechen doch auch mit Ihren Hunden«, gab ich zurück. »Und mit Ihren anderen Tieren.«
    »Ich spreche zu meinen Hunden«, sagte Bowen. »Aber Sie machen den Eindruck, als würden Sie ein Gespräch führen. Von drüben habe ich gesehen, wie Sie mit ihm plaudern. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen schonend beibringen soll, Tom. Sie mögen den klügsten Hund der Welt haben, aber sprechen kann er trotzdem nicht.«
    »Er kann nicht sprechen?«, sagte ich in gespieltem Erstaunen. »Joshua, was ist das Gegenteil von ›runter‹?«
    Joshua bellte kurz, und wenn man genug getrunken hatte, klang es durchaus wie »rauf«.
    »Was hat man ruiniert, wenn sich’s ganz ungeniert lebt?«
    Diesmal hörte es sich an wie »Ruf«.
    »Und wer ist der größte Baseballspieler aller Zeiten?«
    Mit etwas Fantasie klang sein Bellen wie »Ruth«.
    »Hören Sie?«, sagte ich. »Mein Hund kann doch sprechen.«
    »Wie goldig«, sagte Bowen. »Könnten Sie Ihren Hund noch einmal zum Set bringen? Das wird die letzte Aufnahme für heute sein. Wir brauchen ihn jetzt als starken, schweigsamen Typ.« Damit ging er zurück.
    »Hmmm«, machte Joshua. »Vielleicht hätte ich lieber ›DiMaggio‹ sagen sollen.«
    »Ich hätte nie gedacht, dass du diesen Witz kennst«, sagte ich.
    »Du wärst erstaunt, was alles zusammenkommt, wenn man mein Wissen, Ralphs Gehirn und Carls Erinnerungen in einen Kopf wirft«, sagte Joshua. »Lass uns rübergehen. Ich liebe diese köstlichen Leberleckerlis, die ich jedes Mal bekomme, wenn ich etwas richtig gemacht habe.« Er sprang davon, auf den Schäferhund zu, über den er noch vor wenigen Augenblicken abgelästert hatte. Der Schäferhund, der natürlich nichts von Joshuas Äußerungen wusste, begrüßte ihn mit einem schlabberigen Hundegrinsen.
    In diesem Moment fühlten wir uns alle sehr glücklich. Das ist mir deutlich im Gedächtnis geblieben.
    Beim zweiten Klingeln schaltete ich mein Handy ein. »Michelle kann unmöglich schon mit der Latexmaske fertig sein«, sagte ich. »Es ist noch nicht mal fünf Uhr.«
    »Tom, Sie müssen sofort herkommen«, sagte Miranda mit seltsam angestrengter Stimme. »Wir haben ein Problem. Ein großes Problem.«
    »Was für eins?«
    »Keins, das man nebenbei per Handy besprechen kann.«
    »Es ist ein modernes Mobiltelefon, Miranda. Praktisch abhörsicher. Jetzt sagen Sie mir, was los ist.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Miranda?«, sagte ich.
    Plötzlich war sie wieder da. »Michelle ist im Krankenhaus, Tom. Es sieht schlimm aus. Sehr schlimm. Die Ärzte vermuten einen Gehirnschaden. Sie können nicht sagen, ob sie es überleben wird. Im Moment wird sie künstlich beatmet, während die Ärzte überlegen, was sie als Nächstes machen sollen. Sie müssen sofort herkommen, Tom. Sie liegt im Pomona Valley Hospital. Beeilen Sie sich.«
    »Okay«, sagte ich. »Bin schon unterwegs, Miranda.«
    »Kommen Sie schnell«, drängte sie.
    »Versprochen.«
    »Es ist wichtig«, sagte sie und legte dann auf.
    Erst danach wurde mir klar, dass ihre Stimme seltsam klang, weil sie geweint hatte.

14
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    Soweit uns bekannt war, lief die Sache folgendermaßen ab.
    Michelle und Miranda trafen um 15.15 Uhr im Studio von Featured Creatures ein, einer Firma, die mit den Spezialeffekten für Rache für die Erde beauftragt worden war. Miranda sagte, dass sie und Michelle während der Fahrt nach

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