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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Pomona kaum miteinander gesprochen hatten. Dasselbe galt für die kurze Mittagspause, die sie vorher im El Loco, einem Taco-Drive-in-Restaurant, eingelegt hatten. Michelle antwortete auf Fragen, mehr aber auch nicht. Schon bald hatte Miranda es aufgegeben, sie zu einem Gespräch zu animieren, und das Radio eingeschaltet.
    Bei Featured Creatures wurden sie von Judy Martin empfangen, der Mitarbeiterin, die Michelles Kopf zukleistern wollte. Miranda sagte, dass Judy von Anfang an recht geistesabwesend auf sie gewirkt hatte. Wie sich herausstellte, hatte sich Judys Ehemann ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, um seiner Frau zu offenbaren, dass er sich von ihr scheiden lassen und ihre jüngere Schwester Helen heiraten wollte, weil Helen, wenn Judy es denn unbedingt wissen wollte, schon immer die Frau gewesen war, die er eigentlich geliebt hatte. Fast den ganzen Tag hatte Judy am Telefon verbracht, um ihren Anwalt, ihre betrügerische Schwester, ihre Mutter und den Ford-Händler anzurufen, bei dem sie gemeinsam mit ihrem Ehemann vor kurzem einen Explorer gekauft hatte. Jetzt wollte sie ihn zurückgeben.
    Judy führte Michelle und Miranda durch die Werkstätten in einen Raum, wo die Latexmaske angefertigt werden sollte. Der Raum war ohnehin schon klein und bis zur Decke mit Körperteilen von Monstern, Steuerungen für Modelle und großen Kanistern mit Latex vollgestopft. In einer Ecke stand etwas, das nach einem Zahnarztstuhl aussah, in dem Michelle sitzen sollte. Michelle nahm Platz und war bereit für die Prozedur, als Judys Pager einen Anruf meldete. Es war der Ford-Händler. Judy benutzte das Telefon im Zimmer, um zurückzurufen, und brüllte kurz darauf in den Hörer. Miranda warf einen Blick zu Michelle, um die Augen zu verdrehen. Doch Michelle starrte nur geradeaus ins Leere.
    Zehn Minuten später legte Judy wütend auf, stieß ein paar obszöne Verwünschungen aus und kam zu Michelle zurückgestapft, um alles vorzubereiten. Dabei sprach sie Miranda an.
    »Sie müssen gehen. Sie stehen mir hier nur im Weg herum.«
    »Ich würde aber lieber bleiben«, sagte Miranda.
    »Das interessiert mich nicht. Gehen Sie.«
    Mirandas Gesicht rötete sich, was kein gutes Zeichen für denjenigen war, der sie zu dieser Reaktion veranlasste. Doch bevor sie loslegen konnte, sprach Michelle. »Ich möchte, dass sie bleibt.«
    »Wir sind hier nicht in einem Konferenzraum«, sagte Judy.
    »Dann machen wir es folgendermaßen«, sagte Miranda. »Sie bleiben, und wir gehen. Dann erklären wir den Produzenten, dass wir Ihretwegen gegangen sind. Worauf die Produzenten Ihrer Firma den Auftrag entziehen. Und Ihre Firma Sie höchstwahrscheinlich feuert.«
    Miranda versichert hoch und heilig, dass Judy Martin sie daraufhin tatsächlich angeknurrt hat. Miranda holte sich einen Stuhl von einer Werkbank und nahm darauf Platz. Michelle griff nach Mirandas Hand, und Miranda ließ zu, dass sie sie hielt.
    Etwa fünf Minuten später, als Judy das Latex auftrug, meldete sich Miranda erneut zu Wort. »Wie soll sie durch das Ding atmen?«
    »Was?«, sagte Judy, die Michelle mit einem kleinen Spachtel bearbeitete.
    »Sie sind dabei, ihr die Nase mit Latex zu verstopfen«, sagte Miranda. »Wenn Sie das tun, wird Michelle nicht mehr atmen können. Sollten Sie nicht eigentlich an solche Sachen denken?«
    »Erzählen Sie mir nicht, wie ich meinen Job zu machen habe!«, sagte Judy. Doch dann ging sie, um Atemröhrchen für Michelle zu suchen. Als Judy Michelles Nase und Augen zuschmierte, drückte Michelle die Hand von Miranda fester. Miranda erwiderte den Druck.
    Als Judy fertig war, trat sie zurück und wandte sich an Miranda. »Jetzt dauert es noch etwa drei Stunden, bis es trocken ist. In dieser Zeit darf sie sich nicht bewegen.«
    »Wohin gehen Sie?«, fragte Miranda.
    »Ich muss ein paar Leute anrufen.«
    »Sie sollten aber hierbleiben.«
    »Warum?«, sagte Judy. »Sie sind doch hier.« Sie warf einen Blick auf Michelle. »Sie ist übrigens die Lieblingsschauspielerin meines Mannes. Dieses Arschloch.« Damit verließ sie den Raum.
    Während der nächsten halben Stunde bemerkte Miranda immer deutlicher, dass ihr Verdauungstrakt Schwierigkeiten mit dem Hühnchen-Burrito bekam, den sie im El Loco gegessen hatte. Anfangs ignorierte sie es, doch gegen Ende der halben Stunde hatte Miranda das Gefühl, dass die Grenze zwischen Unbehagen und einer Bauchfellentzündung hauchdünn geworden war.
    »Michelle, ich muss dringend eine Toilette aufsuchen«, sagte

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