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Agent der Sterne

Titel: Agent der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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sie.
    Michelles Griff um Mirandas Hand wurde plötzlich fest wie eine Schraubzwinge.
    »Ich werde mich beeilen«, versprach Miranda, befreite ihre Hand und machte sich auf die Suche nach einer Toilette.
    Selbige befand sich in der Nähe des Eingangs, so dass sie den ganzen Weg zurücklaufen musste. Dabei sah sie Judy in einem Büro, wo sie in ein anderes Telefon brüllte. Sie überlegte, sie zu bitten, für ein paar Minuten nach Michelle zu sehen. Doch dann schleuderte Judy das Telefon wutentbrannt quer durch den Raum. Miranda beschloss, sie lieber nicht zu fragen. In der Toilettenkabine stellte Miranda fest, was der Burrito in ihr angerichtet hatte. Die Angelegenheit beanspruchte gute zehn Minuten.
    Als Miranda zum Latexraum zurückkehrte, sah sie Judy davor stehen. Die Tür war geöffnet. Judy hörte ihre Schritte und drehte sich zu ihr um. »Das ist nicht meine Schuld!«, kreischte sie.
    »Wovon reden Sie?« Dann blickte Miranda in den Raum und sah es.
    Michelle war zum zweiten Mal an diesem Tag von einem Stuhl gekippt und lag am Boden. Diesmal jedoch war die Sache wesentlich schlimmer. Monsterteile waren über den Boden verstreut. Ein Latexkanister war umgefallen, so dass der Inhalt auslief. Miranda blickte auf und sah die Verwüstungen auf mehreren Wandregalen, die teilweise zusammengebrochen waren. Dann wanderte ihr Blick wieder zu Boden, und nun bemerkte sie etwas Rotes am Latexkanister. Erst danach sah sie die kleine Blutlache neben Michelles Kopf.
    »Ach du Scheiße«, sagte sie und drängte Judy zur Seite, um zu Michelle zu gelangen.
    Michelle lag mit dem Gesicht nach unten. Miranda überprüfte sie hastig auf Knochenbrüche und drehte sie dann herum. Jetzt sah sie, dass die Atemröhrchen herausgefallen waren und sich die Latexmasse über ihren Nasenlöchern geschlossen hatte. Michelle drohte zu ersticken.
    Sofort grub Miranda ihre Finger in das Latex und zog es von Michelles Gesicht. Darunter kamen bereits blau angelaufene Lippen zum Vorschein. Miranda kniete sich in Latex und Blut, legte eine Hand unter Michelles Hinterkopf und begann mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung.
    »Sie sollte sich doch nicht bewegen!«, sagte Judy.
    »Verdammt noch mal!«, sagte Michelle und fühlte nach Michelles Puls. Er ging leicht und schnell. »Rufen Sie einen Notarzt«, sagte sie zu Judy.
    »Warum haben Sie nicht auf sie aufgepasst?«, wollte Judy wissen. »Das ist nicht meine Schuld.«
    Miranda stürzte sich auf Judy, packte sie und schleuderte sie gegen eine Wand. »Sie werden jetzt zwei Dinge tun«, sagte sie zu der eingeschüchterten Frau. »Erstens, halten Sie die Klappe. Zweitens, nehmen Sie ein Telefon, wählen Sie 911 und fordern Sie einen Krankenwagen an, und zwar sofort. Tun Sie es, oder ich reiße Ihnen den Kopf ab. Los. Jetzt!«
    Sie ließ Judy los, die sie noch einen Moment lang entsetzt anstarrte. Dann ging sie ans Telefon. Miranda kniete sich wieder hin und machte noch zehn Minuten mit der Mund-zu-Mund-Beatmung weiter, bis die Rettungssanitäter eintrafen und sie von Michelle wegzerrten.

    Was uns nicht bekannt war, sind die Ereignisse des Zeitraums, in dem Miranda sich entfernt hatte. Die plausibelste Erklärung ist die, dass Michelle Klaustrophobie bekam, in blinder Panik vom Stuhl aufstand, unabsichtlich gegen das Regal stieß, von den herabfallenden Sachen bewusstlos geschlagen wurde und dann langsam erstickte, während ihr das Latex über die Nasenlöcher lief. Zumindest ging die Polizei von Pomona davon aus, dass es so abgelaufen war, nachdem sie den Raum untersucht und Miranda und Judy Martin befragt hatte.
    Damit gab es nur ein Problem. Miranda sagte, sie konnte sich nicht erinnern, die Atemröhrchen irgendwo in der Nähe von Michelle gesehen zu haben, als sie ihr Erste Hilfe leistete. Das hatte natürlich nichts zu bedeuten. Wenn man damit beschäftigt war, jemandem das Leben zu retten, achtete man nicht mehr auf jede Kleinigkeit. Aber das konnte auch bedeuten, dass die Atemröhrchen schon viel früher abhandengekommen waren. Und daraus ergaben sich ganz neue Möglichkeiten.
    Für Miranda, die von den Sanitätern gewaltsam daran gehindert werden musste, Judy umzubringen, war die Antwort völlig klar: Judys nachlässige Vorbereitung war der Grund, dass die Atemröhrchen herausgefallen waren. Michelle hatte verzweifelt danach gegriffen, war aufgestanden, um Hilfe zu holen, und dann von einem Latexkanister erschlagen worden. Ich konnte mir gut vorstellen, dass Miranda sogar Judy verdächtigte, selbst die

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