Agent der Sterne
hatte.
»Nicht wahr?« Roland nahm den letzten Zug von seiner Zigarette und warf sie zu Boden, wo er sie austrat. »Wenn ich es nicht schaffe, dieses Projekt auf die Beine zu bringen, werde ich sehr viel Zeit haben, mich um die Kordus-Story zu kümmern. Kommen Sie jetzt, Tom. Schauen wir uns den zweiten Akt an.« Wir machten uns auf den Rückweg.
Im Büro saßen sich Rajiv und Michelle gegenüber und gingen gemeinsam Szene 29 durch. Als Avika sah, wie Roland und ich eintraten, blickte sie ostentativ auf ihre Uhr und dann auf uns.
»So«, sagte Roland. »Sind wir so weit, dass wir es noch mal versuchen können?«
Michelle blickte unsicher zu mir auf. Ich lächelte ihr zu und zeigte ihr einen hochgereckten Daumen. Rajiv schob seinen Stuhl zurück und nahm wieder seinen Posten hinter der Videokamera ein. Roland setzte sich und nickte Avika zu. Avika sagte ihren Satz auf.
Mein Handy klingelte.
»Entschuldigung«, sagte ich, als alle mich anstarrten. Geduckt flüchtete ich aus dem Büro.
Es war Miranda. »Carl möchte wissen, wann Sie wieder ins Büro kommen.«
»Wahrscheinlich dauert es nicht mehr allzu lange«, sagte ich. »Michelle steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Hat er gesagt, warum?«
»Er erwähnte etwas von einem Hund, den jemand ganz schnell braucht, und dass Marcella Genaueres weiß. Ich habe keine Ahnung, was das bedeuten soll. Es klingt wie ein Kode, aber ich habe meinen magischen Entschlüsselungsring verloren.«
»Ich weiß, was es bedeutet. Aber ich kann jetzt nicht. Diesen Nachmittag habe ich mit Michelle zu tun. Ich habe ihr versprochen, sie zu begleiten, wenn ihre Latexmaske angefertigt wird.«
»Ich leite nur Nachrichten weiter«, sagte Miranda. »Und ich kann Ihnen nicht die Genehmigung erteilen, sich den Anweisungen Ihres Chefs zu widersetzen.«
Ich seufzte. »Ist Carl im Haus?«
»Einen Moment«, sagte Miranda und schaltete mich auf die Warteschleife. Zu meinem Entsetzen stellte ich fest, dass Olivia Newton-John als Pausenmusik lief. Ich musste dringend jemanden beauftragen, meine Muzak aus den Achtzigern auszutauschen. Doch bevor es endgültig unerträglich wurde, meldete sich Miranda zurück.
»Marcella sagt, dass er in einer Besprechung ist, aber sie kann Sie für drei Minuten verbinden, wenn es unbedingt sein muss. Außerdem meinte sie, dass sein Tonfall darauf hindeutet, dass Sie diese drei Minuten lieber nicht nutzen wollen.«
Die Tür zu Rolands Büro ging auf, und Roland steckte den Kopf hindurch. »Tom«, sagte er. »Ich glaube, Sie sollten wieder reinkommen. Die Situation hat sich geändert.«
»Ich muss jetzt aufhören, Miranda«, sagte ich und klappte das Handy zu.
Im Büro sah ich, dass Michelle am Boden lag. Rajiv kniete schwer atmend neben ihr und legte ihr einen Beutel mit Eiswürfeln auf die Stirn. Er war zur Kantine gerannt, um das Eis zu holen, womit er bewiesen hatte, dass die Kavaliere keineswegs ausgestorben, sondern nur etwas außer Atem waren. Avika saß auf der Couch und schien nicht zu wissen, ob sie besorgt oder verärgert dreinschauen sollte.
»Ich weiß nicht, was mit ihr geschehen ist«, sagte Roland. »Sie war sehr nervös, als es ans Vorsprechen ging, doch ansonsten war offenbar alles mit ihr in Ordnung. Doch dann verdrehte sie plötzlich die Augen und kippte vom Stuhl.«
»Das glaube ich einfach nicht«, sagte ich.
»Sie hat schlagartig das Bewusstsein verloren, Tom«, sagte Roland, dessen Höflichkeit für einen winzigen Moment einen Riss bekam. »Bei einer Audition prügle ich für gewöhnlich keine Schauspieler. Damit warte ich bis zu den Dreharbeiten.«
»Ein Alptraum«, murmelte ich und wandte mich dann wieder an Roland. »Das ist ihre Autosuggestion«, sagte ich.
»Was?«, sagte Avika von der Couch.
Ich seufzte erneut. »Sie lässt sich von einem Hypnosetherapeuten behandeln. Der Idiot hat ihr den posthypnotischen Befehl gegeben, jedes Mal in Ohnmacht zu fallen, wenn sie zu viel Stress hat.«
»Das ist der größte Blödsinn, von dem ich je gehört habe«, sagte Avika.
Ich ging nicht darauf ein. »Geben Sie ihr ein paar Sekunden Zeit, und dann wird sie wieder so gut wie neu sein«, sagte ich zu Roland.
»Da bin ich aber ungemein erleichtert«, sagte Avika und erhob sich. »Jedenfalls habe ich heute schon genug Zeit vergeudet. Wenn sie wieder zu sich kommt, danken Sie ihr für ihre Bemühungen und schicken sie dann nach Hause. Sie bekommt die Rolle nicht.«
Roland sah Michelle traurig an. »Also nicht. Na gut.«
»Ich finde,
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