Agent der Sterne
aufpasste, dass sich keiner zu weit vorwagte. Man hatte mir gesagt, dass die Pressekonferenz von drei Lokalsendern und sogar vom E! Channel live übertragen wurde. Aus irgendeinem Grund empfand ich das als zutiefst irritierend.
Exakt um Mittag trat ich auf das Podium, tippte gegen das Mikrofon, um mich zu überzeugen, dass es eingeschaltet war, und zog meine vorbereitete Erklärung aus der Tasche.
»Guten Tag«, sagte ich, da es bereits dreißig Sekunden nach 12 war. »Seit heute früh wimmelt es in den Medien von Gerüchten, die den Gesundheitszustand meiner Klientin Michelle Beck betreffen. Nun ist es an der Zeit, diesen Gerüchten mit Tatsachen entgegenzutreten.
Erstens. Michelle Beck ist nicht tot und schwebt auch nicht in Lebensgefahr. Die Gerüchte über ihren Tod wurden von verantwortungslosen Personen gestreut, die von nun an schweigen sollen.
Zweitens. Gestern um etwa 16 Uhr hatte Miss Beck einen Unfall während der Vorproduktion zu Rache für die Erde. Durch diesen Unfall wäre sie fast erstickt. Doch ihr wurde rechtzeitig Erste Hilfe geleistet, und wenig später wurde sie ins Pomona Valley Hospital gebracht, wo sie sich immer noch befindet.
Seit dem Unfall ist Miss Beck noch nicht wieder zu Bewusstsein gekommen, und derzeit lassen sich keine Angaben machen, wann das geschehen wird. Im Anschluss werden Dr. Adams, der Michelle Beck gleich nach der Einlieferung behandelt hat, und Dr. Mizuhara, der Chefarzt von Pomona Valley, einen kurzen Bericht über den Zustand von Miss Beck geben und Fragen beantworten, die sich auf medizinische Aspekte beziehen.
Alle, die Michelle persönlich kennen, beten für ihre baldige Genesung und hoffen, dass ihre Fans auf der ganzen Welt das Gleiche tun. Wir möchten Sie jedoch bitten, sie jetzt nicht zu besuchen. Im Augenblick braucht sie unbedingt Ruhe. Das Pomona Valley Hospital und die Polizei von Pomona wird nicht zögern, jeden zu verhaften und anzuklagen, der ohne Erlaubnis versucht, zu ihr vorzudringen. Bitte respektieren Sie diesen Wunsch. Wir haben nur das Wohlergehen von Miss Beck im Sinn.
Außerdem wurde ich von der Krankenhausleitung gebeten, ihre Fans und Bewunderer aufzufordern, keine Blumen und Obstkörbe mehr zu schicken. Das Wartezimmer ist bereits mit Geschenken überfüllt, und alle weiteren werden in den Abfall wandern. Wenn Sie unbedingt etwas tun wollen, überweisen Sie eine Spende an die Stiftung, die das Pomona Valley Hospital unterstützt. Ich weiß, dass es auch Michelle so lieber wäre. Denn durch die Spenden wird die Arbeit jener Menschen unterstützt, die sich um Michelle kümmern.«
Ich faltete meinen Zettel zusammen und erkundigte mich nach Fragen. Offensichtlich gab es eine Menge.
»Was geschieht mit Michelle, wenn sie nicht mehr aus dem Koma erwacht?«, fragte der Reporter von Entertainment Weekly. »Wird sie weiter künstlich beatmet, oder wird man irgendwann die Geräte ausschalten?«
»Darüber haben wir noch nicht einmal nachgedacht«, sagte ich. »Und ihre behandelnden Ärzte haben auch noch keine Andeutung gemacht, dass dieser Fall eintreten könnte. Es ist noch viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen, solange wir gar nicht wissen, wie sich ihr Zustand entwickeln wird.«
»Wer wird diese Entscheidung treffen, wenn dieser Fall eintreten sollte?«, fragte der Moderator von Inside Story. »Ihre Eltern oder ein anderer Verwandter?«
»Michelles Eltern sind vor einigen Jahren gestorben«, sagte ich, »und weitere Verwandte hat sie nicht. Als ich im Krankenhaus eintraf, wurde mir mitgeteilt, dass ich die Person bin, der sie aufgetragen hat, derartige medizinische Entscheidungen zu treffen. Wenn wir also tatsächlich vor dieser Entscheidung stehen sollten, sieht es so aus, dass ich derjenige sein werde, der sie treffen muss.«
Diese Antwort löste leichte Unruhe aus. Ich zeigte auf die Reporterin der Los Angeles Times, doch bevor sie ihre Frage stellen konnte, rief jemand aus dem Hintergrund dazwischen.
»Halten Sie es für angemessen, dass Sie eine solche Entscheidung treffen sollen?«
Alle Köpfe drehten sich zum Sprecher um. Natürlich war es Jim Van Doren, der diese Frage gestellt hatte.
»Entschuldigung?«, sagte ich.
»Ich wollte wissen, ob Sie es für angemessen halten, über das Schicksal von Miss Beck zu entscheiden. Sicher, Sie sind ihr Agent, aber in letzter Zeit gab es einige Zweifel an der Qualität Ihrer Arbeit und an Ihrem Verhalten gegenüber einigen Ihrer Klienten. Halten Sie es wirklich für klug, dass Sie
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