Agent der Sterne
nahm erneut ab, bevor es noch einmal klingeln konnte. Dann rief ich Miranda an, entschuldigte mich, dass ich sie geweckt hatte, und sagte ihr, dass ich sie so schnell wie möglich in meinem Büro sehen wollte. Anschließend rief ich Carl an, der zufällig ebenfalls schon aufgestanden und am Telefon war.
»Ich habe hier die New York Times in der Warteschleife, Tom«, sagte er. »Der Journalist sagt, dass er Sie bisher nicht erreichen konnte.«
»Mein Telefon war ausgeschaltet«, sagte ich, während die Anklopf-Funktion Alarm schlug, als wäre ein Geigerzähler in meine Telefonanlage eingebaut.
»Kluger Mann«, sagte Carl. »Diese Typen gehen einem einfach nur auf die Nerven. Vorläufig werde ich sie abwimmeln. Was wollen Sie jetzt machen?«
»Ich wollte Ihnen gerade dieselbe Frage stellen.«
»Im Moment sollten wir gar nichts machen«, sagte Carl. »Ich muss Mike anrufen und ihn vor dem Ansturm warnen. Es geht früher los, als wir erwartet haben. Sie sollten allerdings eine Presseerklärung abgeben. Am besten legen wir den Termin auf Mittag und geben bis dahin keine Kommentare ab. Haben Sie vor, in Ihr Büro zu fahren?«
»Das wollte ich tun«, sagte ich.
»Lassen Sie es. Wenn Sie dort morgens um halb fünf auftauchen, wird man es nur als Bestätigung der Gerüchte interpretieren. Kommen Sie lieber zu Ihrer gewohnten Zeit. Und machen Sie sich auf die Reporter gefasst. Wir sehen uns um acht, Tom.« Damit legte Carl auf, vermutlich, um den Reporter zusammenzustauchen, der die Dreistigkeit besaß, ihn zu Hause aus dem Bett zu klingeln. Ich rief noch einmal Miranda an, die gerade ihr Haus verlassen wollte. Sie schien erleichtert über die Gnadenfrist zu sein.
In Pomona Valley hatte der von Carl angekündigte Ansturm bereits begonnen. Die Telefonanlage des Krankenhauses blinkte wie verrückt, weil die Reporter sämtliche Kliniken im Großraum Los Angeles durchgingen, um herauszufinden, wo Michelle untergebracht war. Wenig später riefen die ersten Fans an, die die gleichen Fragen stellten. Dann folgten die Reporter und Fans, die in Erfahrung gebracht hatten, dass Michelle tatsächlich im Pomona Valley Hospital lag. Die Reporter beriefen sich auf das Grundrecht der Pressefreiheit und die Fans auf ihre Bürgerrechte, um Genaueres über das Schicksal ihres Lieblingsstars zu erfahren. Der nächste Schub waren Fans und Reporter, die sich als Verwandte von Michelle ausgaben. Da dem Krankenhauspersonal jedoch bekannt war, dass Michelle ein Waisenkind war, kamen sie damit nicht weit.
Ehre, wem Ehre gebührt: Mike Mizuhara stand zu seinem Wort. Er ließ die Intensivstation abriegeln, und jeder, der aus dem Lift oder dem Treppenhaus kam, wurde von einem Polizisten begrüßt, der eine Namensliste hatte. Viel wichtiger war jedoch, dass auf der Liste nicht nur Namen standen, sondern auch Fotos von allen Ärzten, Pflegern und sonstigen Mitarbeitern, denen der Zugang zum dritten Stock gestattet war. Wer sich ohne Erlaubnis im dritten Stock blicken ließ, wurde unverzüglich wegen unerlaubten Eindringens festgenommen.
Um acht Uhr hatte sich in der Zelle bereits ein gutes Dutzend Leute versammelt, die sich als Ärzte, Schwestern oder Krankenhausmitarbeiter ausgegeben hatten. Einige von ihnen, die für Boulevardzeitungen arbeiteten, hatten versucht, die Polizisten zu bestechen, was diese überhaupt nicht lustig fanden. Sie waren integer, und Mike Mizuhara hatte ihnen mitgeteilt, dass jeder Bestechungsversuch durch eine Spende mit zehnprozentigem Aufschlag erwidert würde. Später erfuhr ich, dass Carl, der dieses Projekt finanzierte, insgesamt 25.000 Dollar berappen musste. Die Übeltäter landeten genauso wie alle anderen im Knast, nachdem das Bestechungsgeld als Beweis konfisziert worden war.
Ein Amateurvideofilmer, der offenbar hoffte, seine Aufnahmen an die Nachmittagsboulevardmagazine verkaufen zu können, stieg einfach in den Lift, und als sich die Tür im dritten Stock öffnete, stürmte er schreiend in den Korridor, wobei er die Kamera wild herumschwenkte, in der Hoffnung, dass ein oder zwei Einzelbilder Michelle im Krankenbett zeigten. Zu seiner Überraschung stand plötzlich der Polizist vor ihm, und noch größer war seine Überraschung, als jener ihn mit einem Taser lähmte. Man zollte ihm Respekt für diesen Versuch, aber auch er landete schließlich im Bau.
Als sich herumgesprochen hatte, dass niemand bis in den dritten Stock kam, versuchte man es mit drastischeren Maßnahmen. Vier Personen wurden verhaftet, als
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