Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten kennen kein Pardon

Agenten kennen kein Pardon

Titel: Agenten kennen kein Pardon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Es wäre dann alles leichter gekommen, unkomplizierter, denn wir hätten Mittel gefunden, Ihre Schweigsamkeit zu brechen. Aber einer Frau gegenüber – Herr Dr. Bouth, ich gestehe es ein – einer schönen Frau auch noch, bin ich ein wenig wehrlos und nicht zu Taten fähig, die ich bei Ihnen angewandt hätte.«
    »Schuft« sagte Prof. Shuster unbeherrscht. Zanewskij lachte.
    »Herr Prof. Shuster – Sie mögen ein guter Arzt sein, aber Sie sind ein schlechter Unterhändler. Kein Gegner hat es gern, wenn man ihm unter der weißen Fahne einer möglichen Verständigung ins Gesäß tritt. Immerhin freut es mich, meine Herren, daß Sie gekommen sind.«
    »Geben Sie Mabel frei!« knirschte Dr. Bouth.
    »Sofort! Noch heute nacht. Bitte, händigen Sie mir die gewünschten Pläne aus.«
    »Das kann ich nicht.« Dr. Bouths Stimme wurde laut. »Ich habe nicht die Pläne!«
    Zanewskij schüttelte den Kopf. »Was denken Sie eigentlich von mir, Herr Dr. Bouth? Halten Sie mich für einen Stümper wie Dr. Fuchs oder Harry Gold? Sie haben die Pläne nicht – wir brauchen also nicht weiterzureden. Ihre Taktik, Zeit zu gewinnen, habe ich längst erwartet. Aber ich möchte nicht warten, Dr. Bouth. Ich habe eine tiefe Aversion gegen elektrische Stühle oder die Gittertüren Ihres berühmten Sing-Sing. Reden wir ein klares Wort: Sie wollen die Pläne nicht geben?!«
    »Ich kann es nicht!«
    »Wie Sie wünschen.« Zanewskijs Stimme wurde kalt, eisig – sie löste einen Schauer bei Prof. Shuster aus. »Darf ich Ihrer Verlobten noch etwas von Ihnen bestellen, Dr. Bouth? Darf ich ihr sagen, daß Sie sie sehr liebten, aber nicht so sehr, daß Sie mir einige dumme Formeln geben?« Man sah an der Bewegung des Schattens, daß Zanewskij auf seine Uhr blickte. »In vier Stunden, beim Morgengrauen, steht Ihnen Ihre Braut wieder zur Verfügung, Herr Dr. Bouth. Wir werden ihr das Grauen einer Erschießung ersparen, sondern sie mit einem Schlafmittel betäuben, bevor wir abdrücken. Sie sehen, daß wir human, aber fest entschlossen handeln.«
    Dr. Bouths Gesicht war verzerrt. Er wußte, daß diese Worte keine leere Drohung waren … hinter ihnen stand die blutige Wahrheit, die Erbarmungslosigkeit des Asiaten. Er riß beide Arme nach vorn, seine Augen waren starr vor Grauen.
    »Ich habe die Pläne nicht!« schrie er grell. »Zanewskij, seien Sie doch vernünftig! Auch Prof. Paerson hat sie nicht. Wenn Sie Los Alamos kennen, müßten Sie wissen, daß das Geheimnis der Atomspaltung aufgeteilt ist! Jeder weiß nur ein Teilgebiet, einen kleinen Teil, woran er gerade arbeitet. Wie ein Mosaik ist es, das am Ende unter einem völlig Unbekannten, der aus Oak Ridge oder sonst woher kommt, zusammengesetzt wird. Wir wissen selbst nicht, wie die Sache läuft!«
    Zanewskij schien über diese Mitteilung erschrocken zu sein. Man sah, wie die dunkle Gestalt unruhig wurde. Auch die sichere Stimme wandelte sich in ein gehetztes Fragen.
    »Sie lügen, Dr. Bouth!«
    »Dann fragen Sie alle Atomwissenschaftler der Welt! Fragen Sie auch in Rußland Ihren Prof. Kyrill! Er wird es Ihnen bestätigen. Gerade aus Gründen der Spionage weiß der einzelne nichts. Nur irgendwo in Washington, im Kriegsministerium oder woanders, hat man ein Gesamtbild dessen, was wir schaffen.«
    »Und wer ist das?«
    »Dr. Paerson, ich, Dr. Fermi, Prof. Dr. Oppenheimer, Dr. Dunning, Dr. Abelson, Dr. Alvarez, Dr. McKibben, Dr. Bush, Prof. Bacher, Oberst Warren … wollen Sie noch mehr Namen hören? Es sind ungefähr 150 Männer und Frauen, die an dem großen Projekt arbeiten und alle nur einen kleinen Teil davon kennen.«
    »Und wer hat den Gesamtplan?«
    »Generalmajor Groves und General McKinney.«
    »In Washington?«
    »Ja.«
    Zanewskij schien nachzudenken. Minutenlanges Schweigen lag zwischen ihnen. Die Stille drückte auf Prof. Shuster – ihm wurde schwach, und er mußte sich an einen Felsen lehnen, um nicht umzusinken. Die Nervenanspannung war zu groß für ihn.
    »Gut«, sagte Zanewskij. Seine Stimme war wieder hart. »Wenn General McKinney den Gesamtplan hat, gebe ich Ihnen noch vier Tage Zeit. Sagen Sie bitte McKinney, daß er mir den Gesamtplan durch Sie übergeben lassen soll, andernfalls Miß Paerson doch noch als Repressalie liquidiert wird. Mir ist bekannt, daß General McKinney mit Prof. Paerson befreundet ist – es wäre ein guter Freundschaftsbeweis, wenn er die Tochter seines Freundes auslöst. Eine andere Möglichkeit, Herr Dr. Bouth, sehe ich leider nicht. Ich muß die Pläne

Weitere Kostenlose Bücher