Agenten kennen kein Pardon
zu verkaufen, wäre unmöglich.
Sinnend stand Heinz Behrenz vor dem Wagen. Meine letzte Tat für Japan, dachte er. Ich melde mich ab und werde Landarbeiter irgendwo, wo es Dollars zu verdienen gibt. Ich habe einen Paß auf James Nichols, ich bin Amerikaner, in Durham geboren, neunundzwanzig Jahre alt, von Beruf Bauarbeiter, im Augenblick ohne Arbeit und hungrig wie ein Grisly im Winter. Na ja – es wird sich zeigen, ob der goldene Westen wirklich golden ist.
Er setzte sich hinter das Steuer und fuhr den Wagen langsam hinaus in die Schlucht. Dann schaltete er den Sender auf Sprache um und suchte die Wellenlänge von Nagoi. Als er sie gefunden hatte, klopfte er gegen das Mikrofon und sagte laut: »Hier B 12. Hier B 12. Meldet euch.«
Der Hebel flog herum. Eine Stimme, fern, durch Störungen schwankend und zitternd, geisterte aus dem Lautsprecher. Heinz Behrenz beugte sich vor und lauschte. Er erkannte Dr. Hakanakis Stimme und mußte lächeln. Hakanaki, dachte er. Jetzt um diese Zeit? Das war ungewöhnlich. Was wird er sagen, wenn ich ihm melde, daß ich Schluß mache mit ihm und der ganzen Schweinerei, die man Atomzeitalter nennt?
»Wir hören«, sagte die Stimme. »Wir hören B 12! Warum bisher so schweigsam? Ist etwas vorgefallen?«
Heinz Behrenz legte den Hebel um.
»Nein, Dr. Hakanaki. Ich war in Los Alamos und habe es verlassen. Endgültig verlassen. Ich befinde mich jetzt an Platz 5 des Planes. Und ich werde auch nicht mehr nach Los Alamos zurückkehren. Ich will nicht mehr, hören Sie, Dr. Hakanaki? Ich will nicht mitschuldig sein an der Angst der Menschheit.«
Der Hebel flog herum. Im Apparat knackte es. Dr. Hakanaki antwortete nicht. Dann, als sei eine Störung gewesen, kam wieder die Stimme.
»Auftrag in Los Alamos für Sie erledigt. Neuer Auftrag unter eilt: Suchen Sie Mabel Paerson. Mabel Paerson ist von zwei Russen, Zanewskij und Gregoronow, entführt worden.«
»Was?« schrie Heinz Behrenz. Er vergaß, den Hebel auf Senden herumzulegen. »Mabel Paerson entführt?« Die Tragweite dieser Meldung fiel über ihn wie ein gewaltiger Schlag. Er duckte sich und riß den Hebel herum.
»Auftrag verstanden«, sagte er stockend. »Ich werde Mabel suchen. Was soll mit ihr geschehen?«
Hebel rum … die Stimme:
»An Prof. Paerson zurückgeben, sonst nichts. Wenden Sie sich an das Gemüsegeschäft Pierre Verneuille in El Paso. Dort liegen 2.000 Dollar für Sie.«
Hebel rum.
»Danke, Dr. Hakanaki.« Heinz Behrenz sank mit dem Kopf an die Frontscheibe des Wagens. »Ich werde alles versuchen. Ende.«
Er stellte den Sender ab und starrte auf die Uhr, hinter der sich das Mikrofon befand. Leise tickte sie … der Zeiger kroch über das weiße Zifferblatt.
Mein neues Leben, dachte er. Das ist es! Nicht Arbeiter auf einer Farm für einen Dollar die Stunde, sondern Hetzhund Japans für zweitausend Dollar. Hetzhund nach einem Mädchen, das der Schlüssel zur Weltherrschaft werden soll.
Die blonde Mabel, der er in Los Alamos sehnsüchtig nachschaute.
Es gibt keine Ruhe auf dieser Welt, dachte er. Es wird immer Jäger und Gejagte geben. Immer. Wie sagte doch der Alte in Los Alamos? Alles ist eigentlich nichts. Nur das, was man selbst schafft, ist etwas, und das sollte man festhalten, darum sollte man leben. Und das Etwas ist jetzt die Welt, deren Leben man angreifen will, angreifen durch ein junges, blondes Mädchen …
Heinz Behrenz richtete sich auf. Mit einem Ruck riß er den Zündschlüssel herum. Der schwere Motor heulte auf. Mit einem Satz schoß der Wagen vorwärts, holperte über den Feldweg und bog auf die Straße ab.
Das gewalzte Band unter sich, zitterte er und raste dann nach Süden, der newmexikanischen Wüste entgegen, zur Südgrenze Amerikas, nach El Paso.
Der Motor sang und fraß hungrig die Kilometer in sich hinein. Über der Straße hing flimmernd die heiße Luft.
Wie soll ich Mabel Paerson finden, dachte Heinz Behrenz verwirrt. Wo soll ich sie suchen. Ich weiß doch gar nicht, wo sie ist. Mein Gott, Amerika ist groß. Wie soll ich sie jemals finden?
Sie muß in der Nähe von Los Alamos sein, dachte er. Man kann sie nicht weit transportiert haben, wenn sie als Druckmittel dienen soll. Sie muß irgendwo in den Cañons des Colorado stecken. Ich werde von EI Paso zurückfahren und systematisch suchen.
Es wurde Abend.
Die Nacht stieg über die Wüste.
Wie ein glühender Pfeil schoß der Wagen nach Süden.
*
In dieser Nacht standen, von wild wuchernden Büschen umgeben, zwei Männer im
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