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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht davon!«

Viertes Kapitel
    Zwei Tage lang lief Cliff Haller der vor ihm flüchtenden Expedition Ellens nach. Zwei Tage lang rannte er durch die schwülheiße Grüne Hölle, durch Schwärme von Moskitos, die über ihn herfielen, als wollten sie ihn unter ihren schwirrenden Leibern begraben. Sein Schweiß, der den ganzen Körper überzog, als sei er gerade aus dem Wasser gekommen, lockte die Mücken an wie Honig.
    Als die Moskitoplage zu groß und unerträglich wurde, erinnerte er sich eines Mittels, das die Indios aus einer Wurzel preßten … einen Saft, mit dem sie ihren Körper wie Öl einrieben und dessen Geruch die Mückenschwärme vertrieb. Rita Sabaneta hatte ihm dieses Mittel genannt. Woher sie es wußte, hatte er nicht gefragt … damals war er zu verliebt in sie gewesen, um weiter in ihrer Vergangenheit zu forschen, als es nötig war. Aber er ahnte, daß das erst 24jährige Leben Ritas angefüllt war mit Erlebnissen, und wenn man sie genau betrachtete, die schwarz glänzenden langen Haare, die scharfe Nase, die brennenden, dunklen Augen, der geschmeidige, katzenhafte Körper, dann schlug einwandfrei Indianerblut bei ihr durch.
    Cliff Haller unterbrach seine Jagd nach Ellen Donhoven und rastete fünf Stunden an einem Seitenarm des Rio Tefé, den sie auf dem Hinweg über einen umgestürzten Baumstamm überquert hatten. Hier, an dieser Notbrücke, suchte Cliff nach der Wurzel … sie wuchs im Sumpfgebiet, hatte eine rissige, grüne Rinde und schob sich als Luftwurzel unmittelbar über der Wasseroberfläche dahin. Mit seinem Buschmesser hieb Cliff ein großes Stück ab, zerquetschte es dann zwischen zwei Steinen und rieb sich mit dem eklig stinkenden Brei den ganzen Körper ein.
    Die Wirkung war erstaunlich. Er spürte, wie seine Haut ledern wurde, wie gegerbt … aber die Moskitoschwärme umkreisten ihn nur noch, fielen nicht mehr über ihn her und zogen dann weiter zum Fluß. Selbst in der Nacht, als er an dem kleinen Lagerfeuer saß und die Mücken wie eine Wolke herbeistürzten, griffen sie ihn nicht an, sondern umkreisten nur in sicherer Höhe den Feuerschein.
    Dadurch verlor Cliff viel Zeit, und der Vorsprung Ellens wurde immer größer. Aber das machte ihm keine Sorge; er wußte, daß er sie einholen würde. Viel größer war die Gefahr, daß Ellen in die große Falle hineingeriet, die man jetzt geöffnet hatte. Die Fahndung nach dem amerikanischen Agenten hatte den ganzen Urwald zwischen Rio Tefé und Rio Juma alarmiert. Ab und zu hörte er – mit dem Wind kommend – ganz schwach die Trommelnachrichten der Indios, und am ersten Tag seiner Flucht kreisten Hubschrauber und Aufklärer so tief über dem Wald, daß sie fast die Baumkronen berührten. Vor allem die Wasseradern flogen sie ab, dieses Gewirr von Flüssen, Bächen, Zuläufen und Sümpfen, weil man hier, an den Ufern, leichter vorwärtskam als im verfilzten, oft undurchdringlichen Dickicht von Lianen, Riesenfarnen, Dornengestrüpp, abgestorbenen und gebleichten Bäumen und blühenden, haushohen Büschen, die wie eine Wand standen.
    Cliff Haller hetzte weiter, nachdem er sich am Morgen noch einmal mit dem stinkenden Wurzelbrei eingerieben hatte. Ich muß sie einholen, sagte er sich immer wieder. Sie laufen blind in ihren Tod. Am Rio Tefé wartet man auf sie … und es wird ein lautloser Tod sein, ein Tod aus dem langen Blasrohr der Indios. Nur ein kurzes Stechen wird man spüren … und dann wirkt das Gift sekundenschnell, lähmt die Atmung, zerpreßt das Herz, umklammert das Gehirn.
    Für die Indios wird es eine fröhliche Jagd sein. Sicherlich hat man ihnen ein Kopfgeld versprochen. Nicht in bar, denn was sollen sie mit Geldscheinen im Urwald. Werkzeuge sind wertvoller: Stahlbeile, Äxte, Zangen, Bohrer, Sägen … damit kann man ganze neue Dörfer bauen, in einem Bruchteil der Zeit, die man sonst verwenden müßte. Eine Axt … sie war für einen Indio mehr wert als ein Vermögen in Gold – und viel mehr wert als ein Menschenleben!
    Weiter! Weiter!
    Sie dürfen den Rio Tefé nicht erreichen! Ich muß sie vorher eingeholt haben! Ellen – verdammt noch mal –, warum läufst du vor mir davon? Bin ich ein Scheusal? Zugegeben, ich habe Cascal und Rita brutal behandelt, aber was weißt du, was auf dem Spiel steht, Baby? Ich hätte sie nach dem Gesetz unseres Krieges im Dunkel töten müssen … ich habe sie leben lassen, und das wird sich als ein Fehler herausstellen, der uns allen das Genick brechen kann. In unserem Beruf darf es kein

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