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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Erbarmen geben, keine Skrupel, keine menschlichen Regungen, keine bürgerliche Moral! Wie sagte Colonel Hodkings bei der Ausbildung in Fort Disdale? »Jungs, wenn ihr später im Einsatz seid, ganz allein auf euch gestellt, müßt ihr das Härteste sein, was in menschlicher Gestalt herumläuft! Alles das, was in der Bibel steht, gilt für euch nicht mehr. Ihr bekommt einen Auftrag, und der allein ist wichtig. Wie ihr ihn erfüllt, ist eure Sache … aber ihr müßt ihn erfüllen! Die Methoden spielen keine Rolle. Gewöhnt euch an, im Kopf eine Stahlplatte und statt des Herzens eine Chromstahlkugel zu tragen. Nur so behaltet ihr euer Leben in diesem verdammt dreckigen Geschäft!«
    Weiter … weiter …
    Ich laufe jetzt um dein Leben, Ellen!
    Am Rio Tefé warten die Indios auf euch!
    ***
    Der Rückweg zum Fluß verlief schneller, als es Ellen erwartet hatte. Sie zogen den gleichen Pfad zurück, den sie sich auf dem Hinmarsch durch das Dickicht geschlagen hatten. Obwohl nur ein paar Tage vergangen waren, hatte der Urwald bereits begonnen, diese kleine, in seinen grünen Leib geschlagene Wunde wieder zu schließen. Wie tastende Arme schoben sich Blütenzweige in die Lücken, hatten sich Riesenfarne gebogen und verschlossen teilweise wieder den engen Trampelpfad.
    Ellen Donhoven war von einer Energie, die keine Ermüdung zu kennen schien. Das Ziel: der Fluß – die Aussicht, auf den gurgelnden, grüngelben Wassern abwärts zu treiben und diese Hölle hinter sich zu lassen – füllte ihren zierlichen Körper mit einer Kraft, die keiner der Männer mehr begreifen konnte. Selbst Dr. Forster wurde dieses Mädchen unheimlich.
    Während der kurzen Marschpausen fielen die Männer um und lagen auf dem weichen, faulig riechenden Urwaldboden wie knochenlose Stoffpuppen. Sie schliefen eine Stunde, und dann kroch Palma seitwärts in die Wildnis, brachte fremdartige, nie gesehene, nie gekannte Wurzeln und Früchte mit und kochte aus ihnen Gerichte, die allen merkwürdig dumpf schmeckten, wie ungewürzter Haferbrei. Aber es nahm das Hungergefühl weg und hatte – man merkte es eine Stunde später – eine anregende Wirkung.
    »Was kochen Sie uns da für ein Teufelszeug?« fragte Forster am zweiten Tag. »Es wirkt wie Rauschgift auf einen Süchtigen.«
    »Es ist Mamaliko.« Palma, dessen geschwollener Fuß grausig aussah und der anscheinend auch nur durch dieses Wurzelgemüse die Kraft erhielt, weiter mit den anderen zu marschieren, zeigte Dr. Forster und Ellen diese rötlich schimmernde, weiche Wurzel. »Die Indios stellen aus dem Saft ein betäubendes Getränk her. Es ist so etwas Ähnliches wie Rauschgift.« Palma grinste verlegen die anderen an. »Glauben Sie, Señora, wir wären jetzt schon hier, wenn wir nicht Mamaliko essen würden?«
    Sie hockten, ziemlich geschützt vor dem prasselnden Regen, unter einem Busch und starrten in das grünliche Halbdunkel des über ihnen zusammenschlagenden Dschungels.
    Palma schlief schon wieder, Campofolio träumte mit offenen, glänzenden, merkwürdig starren Augen.
    Mamaliko … die Wurzel des Glücks.
    »Ob unsere Boote noch am Fluß sind?« fragte Ellen. Sie senkte dabei die Stimme. Dr. Forster, gegen den sie sich lehnte, hob kurz die Schultern.
    »Wenn Indios sie nicht mitgenommen haben …«
    »Wie kämen wir ohne Boote weiter?«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht, Ellen. Die einfachste Lösung wäre, ein Floß zu bauen.«
    »Ohne Werkzeuge?«
    »Es gibt Treibholz genug im Fluß. Und zum Zusammenbinden nehmen wir Lianen.«
    »Haben Sie eine Ahnung davon?«
    »Nein. Aber ich werde es versuchen.« Dr. Forster lächelte traurig.
    »Außerdem haben wir Palma. Er kennt alle Tricks des Urwaldes.«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn. Sein Bein …«
    Dr. Forster nickte. »Ich bewundere ihn. Wie er das aushält. Er muß Schmerzen haben bis unter die Haarspitzen! Und hier sitzen zwei Ärzte und können ihm nicht helfen. Das greift mir verdammt ans Gemüt. Was nützen jetzt zwölf Semester Medizin, Staatsexamen und chirurgische Facharztprüfung?!«
    »Ob es Palma bis Tefé schafft?«
    »Ich weiß es nicht. Die Antibiotika, die ich ihm injiziert habe, verdaut er wie Zuckerwasser. Wenn er durchkommt – ich glaube, sie werden ihm in Manaus den Fuß amputieren müssen.«
    Ellen Donhoven sah schweigend auf den schlafenden Palma. Er lächelte im Schlaf, er träumte von schönen Dingen.
    Mamaliko.
    »Ich weiß, was Sie denken, Rudolf«, sagte sie plötzlich mit gepreßter Stimme.
    »Ich denke gar

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