Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sprang auf. »Wo ist sie? Ich möchte sie mir ansehen. Wer hat sie denn untersucht und wer behandelt sie?«
    Moco hob abwehrend die Hand. »Danke, Doktor. Ein böser Geist ist in ihr …«
    »Moco! Das sagen Sie als Missionsschüler? Als aufgeklärter Mensch? Böser Geist – so etwas gibt es doch nicht!«
    »Nicht bei Ihnen … aber hier im Wald.«
    »Dummheit! Ich möchte Ynama untersuchen, Moco.«
    »Nein! Der Medizinmann ist bei ihr. Seit vier Wochen spricht er mit den Geistern. Es hilft nichts. Sie kann sich nicht bewegen. Aber sie sieht und hört alles.«
    Dr. Forster blickte schnell zu Ellen. Sie verstand diesen Blick und legte Moco die Hand auf die Schulter.
    »Und wenn ich Ynama untersuche?« fragte sie.
    »Nein, oh nein!« Moco sprang auf und schien entsetzt zu sein. »Keine Frau darf zu ihr. Der Geist könnte sich teilen und auf sie überspringen. Jatupua weiß es genau.«
    »Wer ist Jatupua?« fragte Cliff Haller.
    »Der Medizinmann.«
    »Immer dasselbe. Der Medizinmann mit seiner Geistermacht. Moco, draußen schießen sie Raketen zum Mond, und ihr glaubt an böse Geister!« Haller stand auf und zog Ellen vom Boden hoch. »Das ist euer Untergang, Moco. Daran werdet ihr alle einmal zerbrechen. Ihr senkt den Kopf vor den bösen Geistern, und die Weißen schlagen euch unterdessen den Schädel ein! Wo ist Ynama?«
    »Jatupua wird euch nicht in die Hütte lassen.«
    »Das lassen Sie unsere Sorge sein.«
    »Wollt ihr Unfrieden stiften?«
    »Soll Ynama bis zu ihrem Lebensende steif auf der Erde liegen?« Ellen Donhoven sah, wie es in Moco arbeitete, wie er gegen den Götterglauben kämpfte und sein zivilisiertes Wissen dagegen setzte. Drei Jahre hatte er unter den Weißen gelebt und gelernt … aber hier im Urwald war er wieder ein Indianer und eingefangen in den Mystikglauben seines Volkes.
    »Versucht es …«, sagte er endlich leise. »Ihr werdet Jatupua nicht überwinden können … und die Geister auch nicht …«
    Auf dem Weg zu der Zauberhütte berichtete Moco, wie Ynama von dem bösen Geist überfallen wurde. Sie hackte in dem Gemüsefeld die Erde auf, als plötzlich vor Beginn des Regens ein feuriger Strahl aus den Wolken schoß und neben Ynama in die Erde fuhr. Dann folgte ein gewaltiger Donner, Ynama warf sich herum und wollte flüchten, aber da durchzuckte sie ein stechender Schmerz, verbrannte ihren Rücken – sie fiel auf die Erde und konnte sich nicht mehr rühren.
    So erzählte es jedenfalls Moco, mit tiefer Ehrfurcht in der Stimme. Natürlich wußte er, daß es ein Gewitter gewesen war, mit Blitz und Donner … aber er hatte noch nie gesehen, daß ein Gewitter einen Menschen lähmt.
    Dr. Forster und Ellen sahen sich an und dachten das gleiche. Cliff Haller hatte seine eigene Ansicht.
    »Ein Schock, was?« sagte er. »So etwas gibt es. Habe das schon mal gelesen.«
    »Ich glaube eher an eine Bandscheibenverschiebung. Das plötzliche Hochzucken durch den Schreck, eine falsche Drehung im Rückgrat, und schon springt so ein Ding heraus und klemmt bestimmte Nerven ein. Es kann zu Versteifungen kommen und im extremen Fall zu solchen Lähmungen!«
    »Das leuchtet mir ein.« Cliff blieb stehen. Moco, der ihnen vorausgelaufen war, zeigte auf eine besonders große und schön geflochtene Hütte. »Und was wollen Sie nun unternehmen? Chiropraktik? Einrenken des Wirbels?«
    »So ähnlich.« Dr. Forster nickte.
    »Prost Mahlzeit, Doc! Lassen Sie die Finger davon. Ellen, ich beschwöre Sie … hören Sie in diesem Fall auch auf Moco. Wenn wir diese Ynama berühren und sie schreit auf, haben wir den ganzen Stamm am Hals! Sollen sie an ihre Geister glauben.«
    »Cliff, das ist unmöglich!« Ellen machte sich mit einem Ruck aus Hallers Griff los. »Ich bin Ärztin. Ich weiß, ich kann hier helfen, und ich werde helfen!«
    »Auch auf die Gefahr hin, ein Schrumpfkopf zu werden?«
    »Das wäre das letzte, was ich Moco zutraue.«
    »Der Glauben an die Menschlichkeit und die Erziehung! Ellen, das ist doch Unsinn! Und wenn Moco zehn Jahre zivilisiert erzogen worden wäre – in dem Augenblick, wo er wieder bei seinem Stamm lebt, ist er ein Indio! Das hat er uns doch deutlich zu verstehen gegeben.«
    »Und wenn ich Ynama heile, werden sie uns verehren wie die Götter … das ist die andere Seite der Logik.«
    »Wenn! Bist du so sicher?«
    »Das wird erst die Diagnose zeigen.«
    Moco ging voran in die Hütte. Der große runde Raum war erleuchtet von einigen kleinen Tongefäßen, in denen Öl brannte. Der stinkende Rauch

Weitere Kostenlose Bücher