Agenten lieben gefährlichen
Ufer und legte den Kopf gegen die Deckung. Sein ganzer Körper zitterte wie in einem Krampf. Er war plötzlich aufgetaucht, schweißglänzend, fast nackt, mit an vielen Stellen von Dornen aufgerissener Haut, aus denen das Blut rann.
»Sie müssen weg!« keuchte er und warf sich auf den Rücken. »Sofort! Sie müssen Ellen retten! Sie liegt noch in der Grube. Meine Krieger können die Soldaten noch so lange hinhalten, bis Sie im Dschungel sind. Aber Sie müssen jetzt los …«
Cliff Haller sah Moco forschend an. Ein schrecklicher Verdacht kam in ihm hoch und schnürte ihm die Kehle zu.
»Wo ist Ynama?« fragte er. Mocos Augen verschleierten sich.
»Tot.«
»Nein!« Dr. Forster ließ sein Gewehr fallen. »Wo denn?«
»Am Fluß …«
»Sie wollten sie doch zu den Frauen und Kindern bringen?«
»Dort war sie.«
Cliff Haller spürte, wie es ihm eiskalt über den Rücken rann. »Moco –«, sagte er heiser. »Mein Gott, Moco, was ist im Sumpf geschehen?«
»Mein ganzes Volk lebt nicht mehr.« Moco schloß die Augen. Sein Mund zuckte heftig. »Sie haben sich getötet … alle … alle Frauen und Kinder und Greise … es ist besser, als in die Hände der Weißen zu fallen …«
»Seid ihr wahnsinnig?« stammelte Dr. Forster. Das Entsetzen hielt ihn wie mit glühenden Zangen umklammert. Frauen und Kinder … alle vernichtet … vom Säugling angefangen … »Niemand hätte ihnen etwas getan!«
Mocos Gesicht verzerrte sich. »Was wissen Sie drüben in Europa, was hier in den Urwäldern geschieht?! Ich kenne Stämme, die man ausgerottet hat, weil sie guten Boden für Pflanzungen besaßen. Die Männer erschoß man, die Frauen wurden vergewaltigt und dann umgebracht. Man hat welche gefunden, mit den Beinen zwischen Bäume gebunden, den Kopf nach unten hängend, und ihre Leiber waren aufgeschlitzt wie bei Schweinen. Die Kinder hat man bei den Füßen gepackt und mit den Köpfen gegen die Bäume geschleudert. Ihr Gehirn klebte an den Rinden. Und keiner von diesen weißen Mördern ist bestraft worden – keiner! Man spricht nicht einmal darüber.« Moco öffnete die Lider. Seine schwarzen Augen waren glanzlos, wie gebrochen. »Sollte mein Volk auch so enden? Nein! Sie starben wie tapfere Indianer. Und wir alle werden untergehen wie Krieger, nicht wie Feiglinge.« Moco richtete sich auf, sein Gesicht war eine starre Maske. »Ihr müßt weiter. Eine Stunde Vorsprung ist schon viel!«
Cliff Haller blickte hinüber zu den beiden Hubschraubern auf dem Fluß.
»Moco, was machen Sie? Kommen Sie mit?«
»Nein, ich bleibe hier.« Mocos maskenhaftes Gesicht war wie aus rotem Stein.
»Sie wollen mit Ihren Kriegern untergehen?«
»Ja.«
Cliff nickte. »Wozu haben Sie nun drei Jahre auf der Missionsstation zugebracht? Hatte das einen Sinn?«
»Ja.« Moco nickte leicht. »Ich habe gelernt, mit einem Gebet zu sterben.«
»Und damit geht's leichter, meinen Sie?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich werde es bald wissen …«
Rückwärts schoben sie sich aus der Deckung und liefen am Waldrand, geduckt und wie Böcke springend, hinüber zu dem niedergebrannten Dorf.
Ellen Donhoven fanden sie noch in der Grube, sie hockte in dem Loch, das Gewehr im Anschlag, und war bereit, sofort zu schießen. Nur Cliffs Ruf: »Ich bin's Ellen!« rettete ihm das Leben.
»Raus!« schrie Haller. Er war bis zur Grube gekrochen und streckte beide Arme aus, um Ellen heraufzuziehen. Dr. Forster und Moco knieten am Waldrand und suchten das Ufer ab. Nur von dort konnte jetzt Gefahr kommen … auf den anderen Seiten war es den Indios gelungen, die Soldaten aufzuhalten.
Um weitere Verluste durch Giftpfeile zu vermeiden, lagen die brasilianischen Truppen im dichten Unterholz und warteten auf die Nacht. Es war die einzige Möglichkeit, sich zu sammeln. Solange es hell war, schossen die unsichtbaren Indianer ihre Giftpfeile auf alles ab, was sich bewegte.
Ellen kroch aus der Grube und erreichte, ohne gesehen zu werden, den Waldrand. »Gott im Himmel, ihr lebt alle!« rief sie in Verkennung der tatsächlichen Lage. »Ist der Angriff abgeschlagen?«
»Nein.« Cliff starrte vor sich hin. »Wir müssen weiter. Moco will uns einen Weg zeigen.«
»Wieder durch den Wald?«
»Ja – es ist der einzige Weg! Wir müssen ins Hochland hinein und dann zum Rio Coari. Dort bauen wir uns ein Floß und fahren den Fluß hinunter bis zum Amazonas. Es geht nicht anders – wir müssen noch einmal kreuz und quer durch die Hölle!«
Ellen Donhoven sah Moco fragend an. Der
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