Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
die Hände schlagen, wenn er sie streicheln wollte.
    Cascal knirschte mit den Zähnen und schaltete das Funkgerät wieder ein. Die Meldungen von allen Seiten überschlugen sich in seinen Kopfhörern.
    »Gruppe I liegt fest. Große Verluste. Diese verdammten Giftpfeile. Sie kommen aus dem Nichts, und ein leiser Ritz genügt. Nach fünf Minuten ist man hin!«
    »Hier Gruppe III. Haben neunundzwanzig Indios getötet. Kommen auch nicht weiter. Ich bleibe liegen, um Leute zu schonen.«
    »Hier Bombeiros!« Cascal horchte auf. Die ›Bombeiros‹, die ›Feuerwehr‹, wie sie sich nannte, war die Spezialtruppe, die erfahrene Gruppe der Guerillakämpfer. »Haben von der anderen Seite den Nebenfluß erreicht. Die Jungs gegenüber leisten ganze Arbeit. Vierunddreißig Boote mit Frauen und Kindern sind schon versenkt. Aber es wimmelt hier von Indios wie an einem Termitenhügel. Wir greifen ein. Wir sammeln sie auf –«
    »Nicht aufsammeln!« Cascals Stimme überschlug sich vor Haß und Wut. »Töten! Töten! Tötet sie alle! Keiner soll überleben! Das ist ein Befehl von General Aguria!«
    »Verstanden. Aber die Kinder –«
    »Verdammt. Auch die Kinder!« Cascal hatte Schaum vor dem Mund. »Kinder sind die Feinde von morgen! Vernichten!«
    Was sich am Nebenfluß abspielte, wird keiner je erfahren. Und die Soldaten, die hier auf die Frauen und Kinder der Indios schossen, schwiegen auch und vergruben den Anblick tief in ihren Herzen.
    Als die ersten Boote vernichtet waren und die Frauen und Kinder sich umzingelt sahen, als auch am anderen Ufer die Guerillakämpfer auftauchten und Granatwerfer aufbauten, als seien sie auf dem Schießplatz bei einer Übung, geschah etwas Unheimliches auf dem Fluß.
    Die Boote fuhren zusammen zu einer geballten Masse. Ein alter Mann mit einem Kopfschmuck aus Paradiesfedern stand aufrecht in seinem Kanu und breitete die Arme aus. Er schrie etwas über die Köpfe der Frauen hin … und dann beugten sich die Indioweiber über ihre Kinder, rissen sie an sich und töteten sie. Das alles geschah lautlos … die Soldaten an den Ufern standen wie gelähmt und sahen dem grausigen Schauspiel zu. Die Mütter ritzten ihren Kindern mit vergifteten Dolchen den Rücken auf, dann stießen sie sich selbst das Messer in die Brust. Kein Aufschrei flog von den Booten über den Fluß, kein Stöhnen, nicht der geringste Laut … als die Kinder, von dem Gift nach Sekunden getötet, in den Booten lagen, starben über ihnen ihre Mütter mit der stummen Tapferkeit, die dem Weißen bis heute unverständlich bleibt. Lautlos entstand mitten auf dem Fluß ein Leichenberg … von den trägen Wellen getragen, schob sich die geballte Masse der Boote flußabwärts.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, stotterte der Anführer der Guerillas, Oberleutnant Lukaneiros. »Das werde ich mein Leben lang nicht vergessen – ein ganzes Volk tötet sich.«
    »Sonst hätten wir's getan«, sagte hinter ihm ein Sergeant. »Sie sind wie Skorpione. Auch Skorpione töten sich selbst, wenn sie keinen Ausweg mehr sehen.«
    »Das ist ein Märchen, Sergeant.« Lukaneiros riß sich das Hemd über der Brust auf. »Könnten Sie sich töten?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber ich. Ich könnte es nicht. Ich hätte immer noch Hoffnung!«
    »Hatten die Indios noch Hoffnung?«
    Lukaneiros sah über den Fluß. Der riesige Klumpen der Toten trieb träge davon, immer noch geschlossen, als habe man die Boote zusammengebunden.
    »Gehen wir«, sagte er rauh. »Hier ist unsere Aufgabe erledigt. Jetzt auf die Männer! Denkt daran, daß sie sich in den Bäumen wie Affen bewegen können.«
    Die Soldaten tauchten wieder unter im Wald. Die Jagd auf die Krieger Mocos begann. Ein Kampf Mann gegen Mann – Schnellfeuergewehre gegen Giftpfeile.
    Die Zivilisation entdeckte ein übriggebliebenes Paradies und brachte die Segnungen des 20. Jahrhunderts …
    ***
    Das Dorf war niedergebrannt, nur die Aschenberge glühten noch. Rundherum im Wald peitschten die Schüsse, auf dem Fluß trieben die beiden Hubschrauber, der eine bewegungsunfähig, der andere in sicherer Entfernung vom Ufer, und wagten keine weiteren Aktionen mehr. Cascal war grün vor Wut …, aber außer durch den Sprechfunk zu den einzelnen Truppenteilen, denen er Befehle geben konnte, war er zur Untätigkeit verurteilt. Er hockte in seiner Glaskanzel und kam sich wie ein Gefangener in einem Luxusgefängnis vor.
    Moco warf sich in diesen Minuten neben Cliff Haller und Dr. Forster hinter den dicken Baumstamm am

Weitere Kostenlose Bücher