Agenten - Roman
übertreib es nicht, so wichtig wird es nicht sein. Ich werd hier gebraucht, schließlich ist Samstagabend.«
»Blok, es ist dringend. Ich will nur eine Auskunft, dann kannst du wieder zurück.«
»Mir fehlt heute die halbe Belegschaft, sie sind alle draußen im Rheingau. Wie stellst du dir denn das vor?«
»Daß wir jetzt hinauf in deine Wohnung gehen, für ein paar Minuten. Bitte, erfüll mir den Wunsch!«
Blok zögerte und schaute mich an, dann verschwand er in der Küche. Ich fuhr mir mit der rechten Hand durchs Haar, die Mulde am Hinterkopf fühlte sich kühl und naß an. Blok holte eine Vertretung an die Theke, dann verließen wir durch einen unauffälligen Ausgang das Lokal und gingen hinauf in seine Wohnung. Er schloß die Tür auf, und wir setzten uns in zwei der schweren ledernen Sessel, die zu einer viel zu pompösen Garnitur gehörten.
»Also, schieß los!« sagte er ungeduldig.
»Nur eine Frage, Blok, und ich will eine knappe, ehrliche Antwort: Lebst du mit Linda zusammen?«
Er schaute mich wieder an, ganz ruhig, wie einer, der ein Gefallen an seinem Gegenüber hat.
»Hat das jemand behauptet?«
»Blok, antworte bitte!«
»Wer hat es behauptet, das muß ich erst wissen …«
»Ich! Ich behaupte es.«
»Du, also du… Hast du Beweise? Mit wem hast du darüber gesprochen?«
»Du willst mir keine klare Antwort geben, was? Na gut, du warst schon immer ein Heimlichtuer…«
»War ich das? Ja, vielleicht, du hast recht… Also, was wolltest du wissen? Ach ja, ob Linda hier wohnt? Sie wohnt hier, es stimmt.«
»Es stimmt … Endlich, nun ist es raus.«
»Wie bist du darauf gekommen?«
»Ach, ist doch nebensächlich …«
»Ich möchte es wissen.«
»Durch einen Zufall, Zyklothymie …«
»Verstehe ich nicht, erklär mal genauer!«
»Ich denke nicht dran.«
»Und die anderen wissen jetzt auch, was du weißt?«
»Was gehn mich die anderen an? Du hast mich also belogen, die ganze Zeit? Du hast dich hinter meinem Rücken mit ihr zusammengetan? Warum hast du es mir nicht gesagt, waren wir nicht Freunde, Blok, gute Freunde?«
»Erstens, du hast mich nie danach gefragt, zweitens, du hättest es in einer deiner durchfuselten Nächte verplaudert, drittens, es ging niemanden hier etwas an.«
»Niemanden? Auch mich nicht? Auch nicht deinen Freund, der sich wochenlang mit dieser Sache herumgeschlagen hat?«
»Was hätte es dir denn genutzt? Hätte es dich ruhiger gemacht?«
»Ja, vielleicht. Also, das wär’s, mach’s gut, Blok! Ist für dich ein feiner Erfolg, ich wünsch dir viel Glück. Wir werden uns in Zukunft nicht mehr begegnen.«
»Bleib sitzen, Meynard! Jetzt spiele bitte nicht den Enttäuschten! Ich will es dir in Ruhe erklären…«
»Was ist da zu erklären? Du bist der winner , du warst es schon früher, du bist es auch jetzt, mir immer um eine Nasenlänge voraus.«
»Ist ja ekelhaft, deine Weinerlichkeit! Mensch, Linda hat sich eben entschieden. Ist das ein Grund für dein Tragödiengehabe?«
»Mein Gehabe? Ich gehabe mich nicht, ich führe niemanden an der Nase herum, ich sage jedem ins Gesicht, was ich denke. Aber damit liege ich falsch. Leute wie du, die machen das Rennen! Und wie? Durch schmieriges Kulissengeschiebe!«
»Das nimmst du zurück! Sofort! Mit Gemeinheiten kommst du mir nicht! Ich will dir sagen, wie’s war. Ich hab keinen Finger gerührt, nie, nie einen Finger gerührt. Ich habe Linda oft genug zu sehen bekommen, alle paar Tage erschien sie früher in der Bar vom Savoy , immer mit einem anderen Knaben. Davon habe ich dir einmal erzählt. Ich habe sie damals bedient, korrekt, ohne ein einziges Wort mehr als nötig. Ich habe keinen Schritt gemacht, nichts, ich habe nicht mal Interesse gezeigt, keine Briefe, nie Blumen wie du, keine Anrufe, ganz zu schweigen von Einladungen. Und das nennst du schmierig, Kulissengeschiebe? Mann, dir fehlen alle Kriterien, du bist völlig blank auf der Hand!«
»Du willst mir doch nicht erzählen, ihr wäret euch nie außerhalb dieses Schummerfleckens begegnet?«
»Nie, und das ist die Wahrheit! Linda kam immer häufiger, aber immer in Begleitung, es war seltsam genug, und es führte nie über ein paar Worte hinaus. Ich gebe zu, ich war gewiß in mancher Versuchung, besonders, wenn sie allein im Savoy zurückblieb, sich an die Bar setzte und ihren Stimmungen nachhing… Aber ich habe geschwiegen, die ganze Zeit, denn ich wollte es nie darauf ankommen lassen.«
»Worauf?«
»Abgewiesen zu werden.«
»Abgewiesen?! Dann
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