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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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dann in dich gefahren, als du mich anriefst an einem Abend und mir in den Ohren lagst später, betrunken und großmannssüchtig, mit schlimmen, übertriebenen Texten, die hättest du dir besser gespart. Für einen Moment, ja, für einen Moment kamen wir noch einmal zusammen, das war in der Nacht, in der… das war in der Nacht… in dieser Nacht, für einen Moment, und du hattest mich ganz in der Hand, ja, nur für einen Moment war etwas von Schwäche in mir, vielleicht durch den Wunsch oder durch diese Nähe, nein, nicht diese Nähe, die nicht, in deiner Nähe… ein Geringes an Schwäche, und ich griff nach diesem Moment, und ich bat dich um Schutz… oder ich sprach wohl von Siena, so war es, schon am nächsten Tag wurde die Rechnung geschickt, da begannen deine Manöver, eilig, drängend, auf Fortsetzung aus! Briefe, ja, Blumen, warum konntest
du dich nicht gedulden, immer zu nahe, viel zu nahe, immer mit dem Blick auf ein Ergebnis, das geht nicht an, das läßt mich alles erfrieren, denn ihr versteht meine Gesten nicht, ihr nicht, ihr habt keine Blicke für das, was ich will, ihr nicht, ihr seid nur Räuber, Räuber seid ihr, jawohl, und ich hätte mir weiß Gott gute Freunde gewünscht! So… jetzt wißt ihr es einmal genau, jetzt habt ihr gehört, was ihr erpressen wolltet, Gewalt tut ihr einem bis zuletzt an, aber ich werde euch hoffentlich nie mehr begegnen, diese Minuten sind furchtbar, ein schlimmer Schrecken, den ich euch niemals verzeihe!«
    Ihre überstürzte Rede hatte sie immer mehr in Verwirrung gebracht, schließlich hatte ich sie kaum noch verstanden. Ich hatte ihre Worte nicht mehr auf mich bezogen, ich hatte ihnen gelauscht, beinahe wie Worten eines Textes, der tief in meiner Erinnerung verankert war. Doch es war kein Text, es war eine Stimme , ja, schließlich hatte ich nur noch eine Stimme gehört, eine kräftige, metallische Stimme, die den engen Raum verwandelt hatte in eine weite Halle… Ich hatte unbeweglich dagesessen, fast berauscht, es waren Ausbrüche einer extremen Psyche, manische Gebärden, wie hatten wir es einmal genannt… wie?!
    »Zyklothymie «, sagte ich leise, »das ist es! Das muß es sein! Jetzt begreife ich alles!«
    Linda und Lautner blickten mich an.
    »Zirkuläre Schwankungen!… Habt ihr mal die Callas gehört?! Ich habe sie einmal gehört, jetzt erinnere ich mich wieder genau! Es war eine Arie, aus Carmen , glaube ich. Den Titel hab ich vergessen, habt ihr mal die Callas auf einem Photo mit Onassis gesehen?«
    »He, Meynard, ist dir nicht gut?« fragte Lautner.

    »Du öffnest jetzt sofort die Tür, du mit deiner Hörigkeit!« schrie ich Lautner an. »Ich weiß jetzt alles, warum ist mir der Gedanke bloß nicht eher gekommen? Gut, du wolltest ja Klarheit! Diesen Abend klären wir alles, ich bin jetzt auch dafür. Linda, ich entschuldige mich. Es wird dir nicht viel bedeuten, deine Arie hat mich nicht überzeugt, aber immerhin, der Gesang hat sich gelohnt. Lautner, gib mir den Schlüssel, sofort, oder ich …«
    »Was ist nur mit ihm?« fragte Lautner. »Was ist denn in den gefahren?«
    »Den Schlüssel!«
    »Okay, gut, ich öffne die Tür! Wie du willst, wenn du dich beruhigst …«
    Er schloß auf, und ich stieß gegen die Tür. Ich kümmerte mich nicht mehr um die beiden. Ich sprang die Stufen hinauf, eilig über die Planken, hinein in die Dunkelheit. So schnell ich konnte, lief ich zur Arche hinüber. Corinna tanzte mit Blümchen.
    »Corinna, tut mir leid, ich muß dringend nach Wiesbaden!«
    »Nach Wiesbaden?! Jetzt?!«
    »Wir tanzen ein andermal, entschuldige mich. Blümchen, bist du noch klar? Ist einer noch klar hier? Fährst du mich hin?«
    »Gott, du müßtest dich sehen«, sagte Blümchen, »kreidebleich, ist ja schrecklich. Ist was passiert?!«
    »Jetzt frag nicht, niemand hat mich zu fragen. Ich allein bin im Besitz der Wahrheit!«
    »Das glauben wir dir, du siehst ganz danach aus«, sagte Blümchen.
    »Wenn du mich nicht fährst, dann…«

    »Ich fahr dich«, antwortete Blümchen, »für die Wahrheit tu ich doch alles. Und nüchtern bin ich außerdem, vielleicht beruhigt dich das.«
     
    Die American Bar war überfüllt, und Blok stand hinter der Theke, kurz lächelnd, als er mich erkannte.
    »Ich muß dich sprechen«, sagte ich.
    »Nimm zuerst mal einen Drink«, antwortete er, »du siehst ja ganz wirr aus.«
    »Ich will keinen Beruhigungsschluck«, erwiderte ich, »außerdem bin ich in Ordnung. Kann ich dich jetzt sprechen, sofort?«
    »Sofort?! Nun

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