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Agenten - Roman

Agenten - Roman

Titel: Agenten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: btb Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Redaktion es auf die Dauer verweigert …dann geh ich sofort!«
    »Das sagst du heute …«
    »Gut, ja, ist gestrichen. Aber sag selbst, ist der Journalismus nicht etwas Feines, wenn man ihn richtig scharf nimmt, harte Arbeit an Formulierungen, die den Lesern Sprache anbieten? Gute Sprache! Das ist das Größte überhaupt.«
    »Du wirst dich wundern …«
    »Ja, diese mediokren Einwände habe ich auch schon im Kopf. Komm mir nicht damit! Du weißt doch, was ich meine. Viele halten Journalisten für eine schäbige Truppe, für Maulhelden, für solche, die bei jeder Gelegenheit das Gleichgewicht verlieren. Solche Typen haben das Genre zerstört. Das heißt aber nicht, daß dieses Genre chancenlos wäre. Es hat eine Chance, und das meinte ich, als ich zu Hänfling sagte, ich nehme mir meine. Genau so muß es sein!«
    »Hast du dir noch weitere Feinde gemacht?«
    »Hänfling sind zwei Redakteure zugewiesen, Plank und Stubach, der eine für den Sektor bildende Kunst, der andere für Film, Funk und Fernsehen. Die beiden waren auf meinen
Bereich angesetzt, mit denen kann es nicht gutgehen. Seit neustem halten sie wieder zu Hänfling, die verlorenen Söhne sind heimgekehrt. Plank hat mich angeblich als Jungaufsteiger tituliert, für Stubach bin ich Meynard, der Strich. Weil ich alles gestrichen habe, was die beiden sich ausgedacht hatten. Die wollten die Medien seite, Unterhaltung, Pop, Klatschdistribution, das, was woanders viel besser steht, auf ein erbärmliches Jugendniveau zerbröselt.«
    »Und was willst du?«
    »Biographien! Ein Forum für Biographien! Was fangen Menschen, die hier leben, mit der Gegenwart an? Was benutzen sie und warum? Wie gehen sie mit den Angeboten um? Detailliert, den mainstream der Oberflächen zerlegen! Und ohne Besserwisserei! Statt dessen ein Studium der facts !«
    »Also Interviews?«
    »Gott bewahre! Obwohl, versteh mich richtig, ein Interview ist eine wunderbare sprachliche Form, präzise Stichworte für einen, der den Monolog beherrscht! Aber da braucht es einen Artisten! Ich suche Porträts …«
    »Ist da etwas dran, ich habe gehört, du hast eins geschrieben…«
    »Kennst du Linda Francis?«
    »Die exaltierte Schönheit vom Theater? Sie taucht manchmal im Savoy auf. Unausstehlich, sie kultiviert jedesmal einen anderen Tic. Mal steht sie auf Whisky, Herr Ooober, einen doppelten Bourrrbon !, mal schaukelt sie ihre Verehrer hoch und ergötzt sich an ihren Komplexen.«
    »Ach ja, sie ergötzt sich? Hätte ich nicht gedacht.«
    »Sagen wir, sie läßt dieses Theater zu, schlimm genug. Wer so auffallend wirkt wie Linda Francis, sollte sich an Ingrid Bergman halten. Da macht man sich lieber etwas kleiner und
beherrscht das Spiel dann von der Seite: schau mir in die Augen, Kleines !«
    »Falsch! Du hast auch keine Ahnung! Es heißt: ich schau dir in die Augen, Kleines …, genau so !«
    »Was? Aber ja, du hast recht! Es wird immer anders zitiert. Warum nur?«
    »Deine Version ist die Macho-Fassung, die andere ist die des Verlierers. Siehst du, über sowas werde ich schreiben… Wenn wieder einmal Casablanca läuft, komme ich damit. Oder mit Umberto Ecos Deutung des Films, daran werden die kids sich erfreuen, wenn man es ihnen erklärt…«
    »Klingt gut…«
    »Blok, ich habe schon alles im Kopf. Ich bin die Maschine, die schreibende Kraft, ich bin die laufende Unruhe, der scharf zupackende Zeit-Kommentar!«
    Ich stieß mich vom Beckenrand ab und tauchte auf den niedrigen Grund, ich spürte den Boden, während ich knapp über ihm entlangglitt, und plötzlich rauschte es wieder in meinem Kopf auf, das heiße Erinnerungsbild, das schon etwas Archaisches hatte. Ich kam nach oben und wollte sofort weiterschwimmen, aber die allgemeinverbindliche Ruhe um mich herum brachte mich schnell zur Besinnung. Ich paddelte zu Blok zurück.
    »Paß auf, ich will, daß du mir hilfst!«
    »Nein, Meynard, ich schreibe keine Zeile, das kannst du mir glauben. Das ist nichts für mich. Ich finde daran keinen Geschmack.«
    »Hör zu! Ich brauche gute Restaurantkritiken! Ich schicke dich in die besten Kaschemmen, du verstehst was davon. Du inspizierst die Läden, Stil, Atmosphäre, Essen, und gibst mir einen unumwunden klaren Bericht. Ich mache was draus.«

    »Dank dir, ist keine schlechte Idee. Aber ich lehne ab, aus persönlichen Gründen.«
    »Mach dich nicht lustig…«
    »Aus persönlichen Gründen… Meynard, du erfährst es als Erster… Ich höre auf im Savoy .«
    »Gratuliere! Und dann?«
    »Ich eröffne

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