Agenten - Roman
was eigenes.«
»Sag das nochmal!«
»Ist schon alles geplant… Ich eröffne ein eigenes Etablissement…«
»Was?«
»Nicht weit vom Schuß, eine American Bar. Cocktails, Drinks aller Art, kleine, aber gute Küche, öffnet nachts gegen zehn und läuft, bis ich nicht mehr will.«
»Woher hast du das Geld?«
»Von Frankie.«
»Dein Vater zahlt?«
»Zum großen Teil…«
»Etwa aus Liebe zum Sohn?«
»Frankie zahlt, weil er muß !«
»Nun mal genauer…«
»Ich hab ihn gestellt, er ist mir aus Dummheit in die Falle gelaufen. Er wußte nichts vom Savoy , ich hatte das Kellnern für mich behalten, denn was ging ihn das an? Er hat jeden Monat seine Pauschale bezahlt, das hat ihn beruhigt. Dann aber erfuhr ich durch Zufall, daß er Gast im Savoy war. Anfangs selten, höchstens einmal im Monat, schließlich häufte es sich. Er machte hier einen drauf, ein Wochenende, auch mal länger, mit einer fremden, zugänglichen Schönheit aus dem Airport-Bereich. Bodenpersonal, eine aus der Informationsriege. Frankie war die Dressurprüfungen satt, er hatte genug
von Banden, Zylindern und Pirouetten, im Savoy hielt er wieder die Zügel und machte die Durchsagen. Ich habe ihn beobachtet, schon bei der Ankunft, ich wußte seine Zimmernummer und kannte sein durchgechecktes Programm. Ein Menu, dann ab in die Spielbank, einige Tausender gingen pro Abend da drauf. Er mochte es kritisch , ein bißchen Verwöhnung genügte ihm nicht, und er hatte die Nerven, es immer weiter zu steigern. Das Geld war da, und er verteilte es passend. Deshalb dachte ich mir, da gehst du nicht leer aus…«
»Nicht leer aus? Du hast ihn erpreßt?«
»Ich habe meinen Teil angefordert, eine Investition. Es war ein Schock für ihn, ein harter Sturz aus dem Spielerhimmel. Er glaubte, er könne mich mit Worten hinhalten, aber das belastende Material, das war in meinem Besitz. Ich hatte den Stoff für eine Exklusivreportage! Relax !… Frankie Goes to Hollywood …«
Ich schaute ihn an, Blok war ganz ruhig, einer, der Geschichten erzählte, die ihn nicht mehr berührten. Er tauchte kurz unter und kam grinsend wieder hoch.
»Hättest du nicht erwartet, was? Jetzt liest du mir die Leviten, ja? Eine Portion harscher Moral… Ich weiß schon, es ist nicht sauber, aber glaub mir, ich habe den Sack nur verknotet. Das ist mein Abschied von Frankie. Er hat mein Wort drauf bekommen. Keine Erbschaft, keine weiteren Ansprüche, das hat er schriftlich von mir. Besiegelt von einem Anwalt.«
»Bist du noch gescheit?«
»Für eine halbe Million tu ich alles. Da blase ich selbst den Zapfenstreich…«
»Eine halbe Million?«
»Sofort investiert… Das Geld geht mich nichts an, ich will mehr daraus machen, der Gewinn ist dann mein.«
»Das sind kalte Manieren… und alles geheim? Kein Wort darüber zu mir? Keine Silbe nach draußen? Blok, ich werd dir was sagen. Das sind Geheimdienstmanieren, das läuft auf Kaltstellen hinaus, auf Spionage, auf Dienste im Dunkeln…«
»Sag nur, du treibst es anders…«
»Agenten , Blok, du handelst wie ein Agent… Wir alle haben etwas davon. Wir trauen unseren Freunden nicht mehr, wir handeln nur im Verborgenen. Unsere Geschäfte sind kritisch , genau wie du sagst, und wir führen sie aus, unbeteiligt, mit Sachverstand. Was ist nur mit uns? Ich seh es genau, wir spielen uns die Trümpfe geschickt in die Hand, wir verheimlichen, sehr routiniert, wir schicken den agent provocateur , andere reinzulegen, uns selbst zum Plaisir… Warum läuft es denn so? Wir gehören niemandem an, wir rechnen uns nirgends dazu, das wird es sein. Ganz für uns, jeder für sich! Das erzieht, das verschafft uns die Spannung! Und wir sind nicht einmal entsetzt! Entsetzen kennen wir nicht, wir sind an alles gewöhnt, wir sind zwar empfindlich, doch nur auf lustvolle Weise, nach innen. Lust! Ist es denn das? Ist es Lust? Diese feine Begleitung der Nerven, egal, was sie melden? Dieser Sinn für Extreme, für Reizung, Motive, für Handstreiche, für Überfälle? Dieser Genuß, dieses Genießen der Provokation, dieser Blick auf Niveaus, Blicke, immer nur überbelichtete Blicke! Diese Manien, all diese Manien, zu Ende gereizte Prozesse, Seuchen von Phantasien, Seuchen von Leuchtziffermodellen! Warum leiden wir nicht? Warum geht uns das alles nichts an? Agenten stehen draußen, Blok, sie leben außerhalb aller Verhältnisse, nur ihre eigenen im Kopf. Und die Körper sollen das alles erfassen. Unsere lebensmüden Körper, Ausgeburten von Gespenstern, die
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