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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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männerfeindlich wie du, das hast du selbst erzählt.«
    »Ich bin nicht männerfeindlich, aber Frauen sind mir lieber.«
    »Die Frauen in deinem Verlag?«
    »Na, nicht alle.«
    Ich hielt es für an der Zeit, das Gespräch wieder auf den entscheidenden Punkt zu bringen.
    »Was will der Typ denn überhaupt?«
    »Er will nachzahlen, er will an unserem Leben teilhaben, er will seine Tochter sehen und vielleicht mich auch.«
    »Aber was ist gegen sein Geld einzuwenden?«
    »Wir haben es so lange nicht gebraucht, es ging auch ohne ihn.«
    »Du könntest es aber gut gebrauchen.«
    »Ich lasse mich nicht von einem Mann aushalten, so wie du.«
    Ich schwieg, leicht beleidigt, und begann mit dem Essen. Das war immer eine gute Ablenkung, wenn es bei einer Unterhaltung Probleme gab. Leider machte ich das öfter, leider sah man mir das auch an. Ich beschloss, noch einmal dem Gespräch eine neue Wendung zu geben.
    »Wie ist das alles damals eigentlich passiert?«
    »Er ist gegangen. Er hat uns alleine gelassen und sich in die Karibik abgesetzt.«
    »Einfach so? Gleich nach der Geburt, oder wann?«
    Ich kannte diese Version aus Annettes Erzählungen, aber sie war mir immer etwas vage erschienen.
    »Nein, nicht einfach so. Bei der Geburt Claras war ich erst sechzehn, und er war zwanzig. Er hat in der Stadt studiert, und ich habe nach der Mittleren Reife meine Ausbildung als Zahnarzthelferin gemacht.«
    »Und da habt ihr zusammengewohnt?«
    »Nein, das Kind und ich waren bei meinen Eltern. Nach meiner Ausbildung bin ich zu ihm gezogen. Da haben seine Eltern den Geldhahn zugedreht, und ich habe für uns verdient.«
    Der Aspekt, dass Eva schon einmal mit einem Mann unter einem Dach gelebt hatte, war mir völlig neu. Es hieß nun, behutsam vorzugehen.
    »Und deine Eltern?«
    »Die hatten wirklich genug getan. Sie waren froh, als ich mit meiner Schande endlich aus dem Kaff verschwand. Mein Vater sagte immer, bei jeder Glühbirne, die einer bei ihm im Laden kauft, muss er sich fragen lassen, ob Hannes mich sitzengelassen hat mit dem Kind.«
    »Und was ist dann passiert?«
    »Hannes jobbte damals als Sportlehrer in Vereinen und suchte eine Anstellung als Betriebswirt. Aber er arbeitete keinesfalls mehr als ich. Und ich hatte neben der Arbeit noch das Kind und den Haushalt am Hals. Hannes sah aber nicht ein, dass er auch mal was zu Hause tun könnte. Die Streitigkeiten wurden immer schlimmer, und irgendwann einmal habe ich ihn rausgeworfen. Damit wurde zwar das Geld weniger, aber auch die Arbeit. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen. Er ist bald darauf in die Karibik gegangen.«
    »Einfach so, spurlos?«
    Eva zögerte. Zum ersten Mal schien sie diese Geschichte offen zu erzählen.
    »Nein, er hat versucht zurückzukommen. Aber ich war rigoros. Er wusste alles besser, er arbeitete wenig, er war mir keine Hilfe. Und mir ist damals alles über den Kopf gewachsen. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Lieber allein sein.«
    »Was sagt er jetzt dazu?«
    Ich fing wieder mit dem Essen an, ich hatte Hunger. Eva schien nicht wahrzunehmen, dass ich meine psychologisch geschickt formulierten Fragen immer mit vollem Mund von mir gab. Sie war völlig in sich und der Vergangenheit versunken.
    »Er sagt, es sei seine Schuld gewesen.«
    »Das ist doch ein guter Anfang.«
    »Ich habe Angst, dass sich alles ändert.«
    »Es ändert sich immer etwas, Eva. Nichts bleibt. Und deine Tochter geht sowieso.«
    Eva hatte eindeutig keine Lust, so etwas zu hören, eine Antwort ersparte sie sich. Aber immerhin fing sie an, etwas zu essen. Ich wertete das als gutes Zeichen.

Annette   Rohmeister holte mich mit seinem Auto zu Sause ab, oder vor dem Büro, wie ich professionellerweise gesagt hatte. War ja ohnehin alles dasselbe. Als ich ihn nervös hinter dem Steuer klemmen sah, überkam mich eine Welle von Mitgefühl.
    »War es schwer, von zu Hause wegzukommen?«
    »Ja, ich musste lügen.«
    »Was haben Sie gesagt?«
    »Überstunden im Außendienst, da bin ich nicht erreichbar.«
    »Machen Sie das öfter?«
    »Lügen? Nein, das war neu.«
    »Sehen Sie, ein erster Fortschritt.«
    Auf der Ausfallstraße zum Stadtrand gab ich ihm Instruktionen.
    »Ich stelle Sie als einen Bekannten vor, deshalb sollten wir uns duzen.«
    »Das ist eine gute Idee. Wie heißen Sie?«
    »Du.«
    »Wie?«
    »Ich heiße Annette.«
    »Ich bin Ferdinand.«
    »Ferdinand, lassen Sie sich nichts gefallen.«
    Und das musste ausgerechnet ich sagen.
    Rohmeister trug wieder diesen altmodischen Mantel,

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