Agentur der boesen Maedchen
Uni?«
»Nein, mein Vertrag ist abgelaufen.«
»Dann bist du jetzt Doktor?«
»Nein, noch nicht.«
»Was, ich dachte, dafür wärst du an der Uni geblieben.«
»Mutter, das erkläre ich dir alles ein andermal. Außerdem habe ich eine neue Stelle.«
»Na, da bin ich aber gespannt.«
Es klang nicht so, als ob sie mir zutraute, dass es sich um eine mir angemessene Arbeit handeln würde. Ich war davon inzwischen auch nicht mehr so überzeugt.
»Also kommst du am Samstag? Du kommst wahrscheinlich allein.«
Da kam mir die Idee.
»Mutter, ich komme gerne, aber ich möchte jemanden mitbringen und dir vorstellen. Es ist ein Bekannter, du wirst ihn sicher mögen.«
Meine Mutter war sich da nicht so sicher, aber sie war einverstanden.
Erschöpft stand ich auf und machte Kaffee. Während er durchlief, holte ich Zucker und Milch sowie zwei Croissants aus der Bäckerei. Sie hatten gerade Tassen im Sonderangebot, also nahm ich drei mit, um nicht ständig spülen zu müssen. Meine Bitte um eine Quittung wurde etwas seltsam aufgenommen, aber erfüllt. Warum sollte ich die Ausstattung des Büros aus meiner Kasse zahlen? Ich wollte es meinen beiden unzuverlässigen Kolleginnen mal zeigen.
Nach dem Imbiss fühlte ich mich gestärkt und rief bei den Stadtwerken an.
»Ich glaube, ich habe die richtige Mutter für Sie.«
»Das wäre schön.«
»Ich hoffe, Sie haben am Samstagnachmittag Zeit.«
»Das wird schwierig, aber ich werde mir Mühe geben.«
»Passen Sie auf: Wir beide fahren zu meiner Mutter. Sie dürfte Ihrer ebenbürtig sein. Sie können mit ihr streiten, soviel Sie wollen. Sie dürfen sagen, was Sie möchten. Und wenn es dramatisch wird, dann bin ich ja auch noch da.«
Er schien erleichtert, einer Mutter nicht alleine ausgesetzt zu sein. Er sagte zu. Ich rief noch schnell in der Praxis von Onkel Franz an. Ich wusste, dass er um diese Zeit keine Sprechstunde mehr hatte. Also sagte ich artig meinen Dank für die Vermittlung auf den Anrufbeantworter. Höflichkeit muss sein. Und vielleicht hatte er noch ein paar andere Kandidaten.
Eva Samstage ließ ich schon immer gern gemütlich angehen. Es war völlig klar, dass ich meine Tochter vor Mittag nicht sehen würde, weil sie die Partys oder Disco-Besuche der vergangenen Tage nachschlafen musste. Nachmittags kam sie meistens mit schulischen Problemen, die sie über die Woche angesammelt hatte. Inzwischen konnte ich sie wenigstens davon überzeugen, dass ich zwar mein Abitur nachgemacht hatte, damit aber keinesfalls für ihres verantwortlich war und ihr auch nicht ihre Deutschaufsätze schreiben wollte, nur weil ich ein paar Semester in Literaturseminaren herumgehockt hatte.
Diese Woche war seltsam gewesen. Zum einen die Idee mit der Agentur, zum anderen die ewigen Streitigkeiten im Frauenbuchladen. Zwei Tage hatte ich diese Woche nur gearbeitet, es wurde Zeit, dass anderweitig etwas Geld hereinkam.
So saß ich mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch, blätterte die Zeitungen der vergangenen Woche durch und überlegte dann, von welchem Geld ich eigentlich für die nächsten Tage einkaufen wollte. Da bei diesem Thema keine Lösung in Sicht war, beschloss ich, mich anderen Dingen zuzuwenden.
Ich dachte an das Buch, das ich vorbereitete, die Sammlung von Aufsätzen über Frauen als Mit-Autorinnen der Werke ihrer Männer; ich sollte nicht nur Lektorin, sondern auch Herausgeberin sein. Natürlich würde ich auch den großen einleitenden Aufsatz schreiben und meine Ideen über Frauen wie Erika Mann oder Dorothea Schlegel unter die Leute bringen können, das heißt, unter die paar Frauen, die so ein Buch auch lesen mochten. Es war zu befürchten, dass die Sache viel Arbeit machen und wenig Geld bringen würde.
Als es an der Tür klingelte, dachte ich an die Post. Also machte ich ohne jede böse Ahnung auf. Der Kerl an der Tür kam mir zwar bekannt vor, aber leider schaltete ich ziemlich langsam. Wie er an mir vorbei in die Wohnung gekommen war, blieb mir schleierhaft. Meine ganzen Selbstverteidigungskurse waren offenbar vergeblich gewesen. Im entscheidenden Moment versagte ich immer.
»Schön, dass wir uns mal wieder sehen«, begann er die Unterhaltung.
»Hab ich Sie hereingebeten? Das ist Hausfriedensbruch.« Mein Knurren erschütterte ihn nicht, gerade so, als ob er damit gerechnet hätte.
»Evi«, sagte er, und ich hasste ihn dafür, dass er die Verniedlichung meines Vornamens benutzte, gegen die ich so lange angekämpft hatte, »Evi, ich freue mich, dass es dir
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