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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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als du endlich verschwunden warst.«
    »Evi, es tut mir doch leid. Aber du hast mich auch rausgeworfen, soweit ich mich erinnern kann.«
    Endlich fand meine Wut ein Ventil, leider zu spät. »Glaubst du wirklich, du kannst jetzt hier auftauchen, mal ein paar Kröten auf den Tisch legen und dann den Familienvater spielen?«
    Clara hörte aufmerksam zu.
    »Ach, von Geld war schon die Rede? Darf ich wissen, wie viel?«
    »Ich möchte nachzahlen«, sagte Hannes scheinbar zerknirscht. »Und ich möchte auch Kontakt zu euch haben – zu euch beiden.«
    »Ich verzichte gerne«, sagte ich wütend. »Auf das Geld und auf deine Anwesenheit.«
    »Ich nicht.«
    Meine Tochter hatte bereits Partei ergriffen. Der neue Vater schien ihr gut zu gefallen.
    »Ich finde, du hast dich wie ein Schwein verhalten. Aber ich bin bereit zu verzeihen. Du siehst ja offenbar deinen Fehler ein, und du darfst ihn meinetwegen auch gerne wieder gutmachen.«
    Mir gefror das Blut in den Adern, als ich hörte, wie zwanglos Clara den Neuling in unserer Familie duzte. Die erste Runde ging also an ihn. Selbst wenn Clara und ich so oft unterschiedlicher Meinung waren, ich hätte nie gedacht, dass sie mit fliegenden Fahnen überlaufen würde, wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Aber mir war auch klar, dass ich im Moment nicht besonders gut kämpfte. Ich konnte ohnehin nur noch mühsam meine Fassung halten. Also stieg ich aus dem Ring.
    »Macht was ihr wollt, ich verschwinde.«
    Ich schnappte mir die Jacke, knallte die Haustür hinter mir zu und lief durch die Stadt. Bei dem kleinen Stadtfriedhof bog ich ein und setzte mich auf eine Bank. Hier durfte ich ungehindert heulen. Auf dem Friedhof hielt man das für normal. Als ich wieder nach Hause kam, hatten Vater und Tochter die Stätte ihrer Begegnung verlassen.

Ricarda   Annette hatte recht behalten. Mit dem Cousin väterlicherseits war wirklich nicht besonders viel losgewesen. Wir hatten keine drei Sätze gewechselt, nicht am Abend seiner Ankunft und auch nicht später. Zwei Tage danach war er abgereist. Ich musste ihn nicht einmal hinauswerfen. Die Woche war ruhig verlaufen, fast zu ruhig. Ich hatte niemanden kennengelernt, ich hatte meine Tage fast immer alleine verbracht, mal Kino, mal ein Ausflug mit alten Freunden auf eine Hütte, mal ein Telefonat mit Annette, die ihren ersten Auftrag an Land gezogen hatte, aber sonst lief nichts.
    Manchmal fühlte ich mich abends einsam. Zum ersten Mal seit langem dachte ich ernsthaft daran, eine richtige Beziehung einzugehen. Ich war diese jungen Kerle manchmal leid. Natürlich war es nicht nett von mir, sie nach ein oder zwei Nächten wieder an die Luft zu setzen. Aber es war eine reine Schutzmaßnahme. Früher oder später würden sie sowieso wieder gehen, ich kam ihnen nur zuvor. Ich sehnte mich nach etwas mehr Wärme in meinem großen Haus, nach einem Gespräch. Zwar war ich mir nicht sicher, ob ein Mann da die richtige Betreuung für mich wäre, aber beim Umgang mit Frauen fehlte mir dann doch der Abschluss des Abends. In meinem Alter wollte ich nicht mehr umdenken. Ich war männerfixiert, hatte Eva einmal gesagt.
    Dass ausgerechnet Eva jetzt anrief, wunderte mich dann doch. Aber mir war bald klar, warum. Eva war am Ende. Es ging ihr richtig schlecht und es war offenbar ein Thema, das sie mit den Mitgliedern der Frauenfront nicht besprechen wollte. Und Annette war nicht da. So wollte sie mit mir reden. Ich war ihr also doch sympathisch, bei aller Fixiertheit. Ich ließ vom Inder ein paar nette Vorspeisen kommen, drapierte sie auf den Esstisch, da klingelte es schon. Eva warf ihre Jacke in den Gang, pflanzte sich auf einen Stuhl und kam ohne Umschweife, aber mit Tränen in den Augen, zur Sache.
    »Der Vater meines Kindes ist wieder aufgetaucht, Und Clara ist völlig begeistert von ihm.«
    »Du offenbar weniger.«
    Einer geistreicheren Aussage bedurfte es nicht. Evas Ausbruch war eine Sache von Sekunden.
    »Ich will nicht, dass er sich in unser Leben einmischt. Ich habe Angst, dass ich Clara an ihn verliere. Wir sind so lange gut ohne einen Mann zurechtgekommen, jetzt ist es zu spät.«
    »Zu spät wofür? Und was heißt hier, Clara verlieren. Deine Tochter ist siebzehn Jahre alt, es dauert nicht mehr lange, dann ist sie volljährig, sie zieht vielleicht aus, mit einem Mann zusammen.«
    Eva sah mich erschreckt an.
    »Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    »Na, weil du nicht wolltest. Du hast das Thema einfach verdrängt. Clara ist nicht so

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