Agentur der boesen Maedchen
gut geht.«
Hatte ich das gesagt? Wie kam er nur darauf?
»Kann sein, dass du dich an meinen Namen nicht mehr erinnern willst. Ich bin Hannes, der Vater deiner Tochter.« Die ausgestreckte Hand übersah ich geflissentlich. Ich sank aufs Kanapee und starrte völlig entsetzt auf die Gestalt, die sich plötzlich in mein Leben geschlichen hatte.
»Ich bin wieder da.«
Das war mir schon aufgefallen.
»Ich habe euch damals ganz schön im Stich gelassen.« Dazu fiel mir auch nichts ein.
»Nun sag doch was. Ist Clara zu Hause?«
Er erinnerte sich auch noch an den Namen seiner Tochter, großartig.
»Wie hast du uns bloß gefunden?«
Hannes grinste.
»Ist doch nicht schwer. Ich war im Dorf, habe meine Eltern besucht und deine auch. Die waren begeistert, dass ich mich um euch ein bisschen kümmern möchte. Da haben sie mir die Adresse gegeben. Und ich wollte nicht lange Umwege machen, Telefon oder so, ich bin gleich gekommen.«
»Seit wann bist du zurück?«
»Seit letzter Woche. Musste erst noch eine Wohnung suchen und in der Arbeit einiges organisieren, sonst wäre ich gleich gekommen.«
Ich hatte mich von dem Schock noch nicht erholt. Ich konnte mir nicht vorstellen, was diese Pfeife in meinem Leben wollte. Panische Angst befiel mich, zumal ich mich gerade reichlich wehrlos fühlte. Hannes nahm erst einmal ungefragt auf einem Sessel Platz.
»Ich habe die letzten zehn Jahre als Animateur in der Karibik gearbeitet. Jetzt haben sie mir eine Beteiligung an den Ferienclubs angeboten. Ich habe gleich zugegriffen, da kann ich von hier aus arbeiten und trotzdem noch gelegentlich reisen.«
Die Karriere meines Kindsvaters interessierte mich einen Dreck. Dass der Herr Diplom-Betriebswirt unter Palmen und Sonne schönen Menschen das Surfen beigebracht und dabei Geld gescheffelt hatte, während ich unsere Tochter – ich dachte tatsächlich in dem Moment unsere Tochter, nicht meine – aus dem Gröbsten heraus brachte, erfüllte mich mit unsäglichem Neid.
»Ich will dich nicht sehen, verschwinde.«
»Evi, ich will doch mein Verhalten von damals wieder gutmachen.«
»Das geht nicht.«
»Ich habe im Dorf schon gehört, dass du auf Männer nicht gut zu sprechen bist. Was die Leute eben so reden. Nun, du hast auch nicht die besten Erfahrungen gemacht. Das will ich ändern.«
Hannes klang so weich und freundlich. Obwohl ich vor Wut zitterte, hatte ich doch Mühe, mir seine netten Worte von der Seele zu halten. Irgendwie wirkte seine Masche immer noch.
»Du hast hier gar nichts zu ändern. Wir leben unser Leben, und du verpisst dich.«
»Ich habe gut verdient die letzten Jahre. Ich will nachzahlen. Ich habe mich schon erkundigt, das geht.«
»Ich brauche dein Geld nicht.«
»Wenn du es nicht willst, dann vielleicht unsere Tochter.« Ich hatte keine Ahnung, wie lange Clara schon in der Türe stand und den Besucher anglotzte. Erst in diesem Moment fiel es mir auf. Und ich hatte den Verdacht, dass er schon länger als ich wusste, dass sie uns zuhörte – und dass die weiche Masche eher ihr als mir galt. Er wollte seine Tochter mit Geld ködern. Clara kam langsam herein, leicht bekleidet, aber hellwach. Das ist sie sonst nie um diese Zeit.
»Du hast Besuch? Ein Mann?«
Clara traf wieder einmal direkt meinen wunden Punkt. Ich war immer noch sprachlos, leider. Hannes erhob sich und lächelte Clara freundlich an.
»Ich bin Hannes, dein Vater.«
Die Wirkung dieser schlichten Worte war überwältigend. Clara blickte mich verblüfft an, dann wieder auf Hannes, suchte offenbar irgendwelche Ähnlichkeiten mit sich selbst im Gesicht des Fremden, sie strahlte und ließ sich dann neben mir auf dem Sofa nieder.
»Ich hätte nie gedacht, dass es den wirklich gibt. Ich dachte immer, ich wär aus der Retorte.«
Hannes schmunzelte. Obwohl Clara die Rührung und Verblüffung ins Gesicht geschrieben stand, blieb sie doch die freche Göre. Und da ich immer noch nicht in der Lage war, dem Gespräch eine Richtung zu geben, die mir mehr behagt hätte, nahm er seine Chance wahr.
»Nein, nein, du bist ganz echt. Natürlich entstanden.«
»Das hätte ich Eva nicht zugetraut.«
Jetzt fiel sie mir auch noch in den Rücken, nur um dem Kerl zu gefallen. Aber Hannes ging auf ihren Ton nicht ein. Zu seinen Gunsten nahm ich an, dass er mir nicht noch eins reinwürgen wollte. Die Situation war ohnehin kompliziert genug.
»Wir waren ein nettes Paar vor achtzehn Jahren. Und dass es anders gekommen ist, war auch meine Schuld.«
»Ich war froh,
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