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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Auswahl der Themen und Autorinnen sowie meine sorgfältige Lektoratsarbeit immer wieder lobte. Sie sprach sogar von mehr Geld im neuen Jahr.
    Ich hatte angefangen, nebenbei eine nette kleine Geschichte zu schreiben, in der ich meine Erlebnisse mit Hannes zu verarbeiten versuchte. Sollte sie mir gelingen, wollte ich sie Lucie zeigen. Vielleicht ließ sie sich ja ins Verlagsprogramm einbauen. Aber so ganz sicher war ich mir da noch nicht.
    An diesem Tag redigierte ich gerade einen der Beiträge für das Buch, als Karin auf ihren hohen Absätzen hereinspazierte und sich auf dem gegenüberliegenden Platz niederließ.
    »Hallo Eva, alles in Ordnung?«
    »Hallo. Könnte nicht besser gehen.«
    »Die Arbeit geht rasch voran?«
    »Ja, alles wunderbar. Und bei dir?«
    Karin schien sich über meine Rückfrage zu freuen. »Interessiert dich das?«
    »Natürlich. Das Buch über geschlechtsspezifische Sozialisation könnte doch in unserem Verlag erscheinen.« Dieser Vorschlag war Karin neu, sie strahlte über das ganze Gesicht.
    »Ich habe eigentlich auch schon daran gedacht. Aber ich glaubte nie, dass du das akzeptieren würdest,«
    »Warum nicht?«
    »Na, weil du mich nicht leiden kannst.«
    Karin stand auf und tänzelte zur Kaffeemaschine, füllte Wasser ein, dann das Kaffeepulver. Das gab mir Zeit, über eine passende Notlüge nachzudenken. Denn Karin hatte recht. Sie war wirklich nicht der Typ, mit dem ich viel zu tun haben wollte.
    »Wir sind in Sachen Frauenpolitik nicht immer einer Meinung, Karin. Aber das muss doch nichts Persönliches sein.«
    »Aber irgendwie habe ich das Gefühl, du bist weniger männerfeindlich als früher.«
    »Ich bin keine Männerfeindin. Aber wenn ich darüber nachdenke, was uns Frauen alles vorenthalten wird, dann kriege ich einfach Wut.«
    Lucie hatte offenbar im Buchladen nichts zu tun und den Anfang unseres Gesprächs belauscht. Unauffällig stellte sie sich in die Tür und horchte uns zu, nicht ohne dabei ausgiebig ihre Brille zu putzen, wie immer, wenn sie zwar viel hören, aber sich keinesfalls einmischen wollte.
    »Du hast ja nicht ganz unrecht, Eva.«
    Ich war erstaunt. Das hatte ich von Karin noch nie gehört. Selbst Lucie hörte auf, mit ihrem Pullover die Brillengläser zu verkratzen.
    »Nanu, Karin, wir werden doch nicht derselben Meinung sein?«
    Karin brachte mir ungefragt eine Tasse Kaffee und stellte Zucker und Milch daneben. Ich musste grinsen. Es hatte schon seine angenehmen Seiten, bedient zu werden. Bislang hatte ich das für ein Privileg von Männern gehalten. Lucie schnappte sich einen Stuhl, setzte sich aber in die Nähe der Tür, um schnell verschwinden zu können, wenn die Situation brenzlig wurde. Lucie hasste Auseinandersetzungen. Man kann auch sagen, sie war feige. Karin rührte nachdenklich in ihrer Tasse Kaffee, dann sah sie mich unverwandt an, dem Weinen nahe.
    »Mein Forschungsprojekt wird nicht verlängert. Ich weiß gar nicht, ob ich die Arbeit fertigstellen kann.«
    Das war ein Hammer. Davon hatte ich nichts gewusst, auch Lucie sah sehr erstaunt aus ihrem Pullover.
    »Gibt es dafür eine einleuchtende Begründung, wahrscheinlich nicht, oder?«
    Karin zuckte mit ihren schönen Schultern, die sie heute mal nicht in eine Kostümjacke gezwängt, sondern unter einer weiten Bluse verborgen hatte.
    »Es heißt, es gäbe Wichtigeres als Forschung über geschlechtsspezifische Sozialisation von Kindern. Was Mädchen zu Mädchen mache, sei doch schon genügend erforscht, sagte der Typ, der die Gelder vergibt.«
    In mir stieg der alte Zorn hoch.
    »Na, der Saftsack wird es ja genau wissen. Solange seine Frau die Hemden bügelt und seine Tochter keinen unehelichen Balg nach Hause bringt, kann er ja bei seiner Meinung bleiben.«
    Lucie lächelte schwach.
    »Eva, jetzt erkenne ich dich endlich wieder. Du warst in letzter Zeit gar nicht kampflustig.«
    »Das kann aber wieder kommen. Das ist doch das Letzte. Karin hat sich sowieso der herrschenden Meinung mehr als genug angepasst.«
    Karin horchte auf. Und sie setzte ihr böses Gesicht auf. Lucie stand auf, trat von einem Fuß auf den anderen und wich in Richtung Tür zum Laden aus. Ich schlürfte meinen Kaffee.
    »Ich meine das nicht böse, Karin. Aber du hast doch immer die Ansicht vertreten, eine Frau, die sich nicht emanzipiert, ist selbst schuld. Sie hätte doch alle Möglichkeiten. Und jetzt erfährst du am eigenen Leib, dass einem die Herren ganz schön übel mitspielen können.«
    »Ich glaube aber wirklich, dass wir

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