Agentur der boesen Maedchen
nicht von ungefähr.«
»Eben, das hängt doch mit der Arbeit zusammen.«
»Ich habe aber immer den Eindruck, dass Ferdinand Spaß an der Arbeit hat.«
Frau Rohmeister warf mir erneut einen ungnädigen Blick zu.
»Das kann schon sein. Aber besonders weit hat er es nicht gebracht. Und außerdem: An etwas anderem kann es ja gar nicht liegen. Er muss sich doch um nichts kümmern. Wäsche, Essen, das mache ja alles ich. Der Junge hat doch ein Leben wie im Paradies, ein intaktes Zuhause. Das würde ihm keine Ehefrau bieten.«
»Mutter, niemand hat gesagt, dass du an meinen Magenschmerzen schuld bist.«
»Aber es klingt doch so. Wenn dir die Arbeit Spaß macht, dann liegt es am Zuhause. Aber ich sage dir: So gut wie hier hast du es nirgends. Die gibt es doch gar nicht mehr, diese Frauen, die sich aufopfern für ihre Familien. Die denken doch alle nur an sich.«
Ich tat unschuldig.
»Meinen Sie vielleicht mich?«
Frau Rohmeister versuchte gar nicht, sich zu verstellen.
»Würden Sie Ihre Arbeit aufgeben, um einem ordentlichen Haushalt vorzustehen?«
»Muss ja nicht sein. Man kann sich doch die Hausarbeit teilen.«
Ferdinand schenkte seiner Mutter und mir Kaffee nach. Er schnappte nach einer Flasche Mineralwasser und einem Glas, wohl wegen seines Magens.
»Ferdinand und Hausarbeit? Machen Sie sich doch nicht lächerlich. Der fasst doch keinen Lappen an.«
»Falsch, Mutter, ich darf nicht. Du sagst immer, du könntest das besser.«
»Stimmt ja auch.«
»Natürlich. Ich durfte das ja nie, also habe ich es auch nicht gelernt.«
Frau Rohmeister konnte kaum ihre Tasse zum Mund führen, ihre Hände zitterten vor Ärger.
»Du kannst ja nicht einmal Pullover einkaufen. Oder finden Sie dieses gemusterte Ding schön, dass er sich da letzte Woche zugelegt hat? Dazu diese lächerliche Hose.«
»Ich finde die Sachen ziemlich schick.«
Frau Rohmeister stand ziemlich schnell auf. Die Tassen wackelten, mein Kaffee schwappte über.
»Ach, ist das hier eine abgekartete Sache?«
Ich konnte ihr schlecht widersprechen, denn genau das war es.
»Ich bin im Moment wohl überflüssig. Ferdinand, ich gehe nach oben, bügeln. Du brauchst ja deine Sachen fürs Büro. Deine Freundin«, Frau Rohmeister sprach das Wort nicht sehr nett aus, »wird so etwas wohl kaum für dich erledigen.«
Ferdinand erhob sich zugleich mit seiner Mutter.
»Ich erledige das. Leg dich hin, wenn dir nicht gut ist.«
»Du und bügeln? Ich lasse nicht zu, dass du schlampig in die Arbeit gehst, das fällt nur auf mich zurück. Ich nehme erst meine Herztabletten, dann wird es schon gehen.« Frau Rohmeister hatte ihren rauschenden Abgang. Ferdinand sah mich ratlos an. Ich konnte mich gut in seine Lage versetzen.
»Sie haben ein schlechtes Gewissen, nicht wahr?«
»Du.«
»Wie?«
»Wir duzen uns.«
»Ah ja. Tut mir wirklich leid. Aber wenn du irgendwann anders leben willst als hier, dann musst du etwas unternehmen. Und das wird ihr wehtun.«
»Du hast recht.«
Ferdinand stand auf und begann, den Tisch abzudecken. »Du bist ja gar nicht so ungeschickt.«
Ferdinand lachte.
»Nein, so dumm stelle ich mich bei der Hausarbeit auch wieder nicht. Aber sie hat recht, bügeln ist nicht meine Stärke.«
»Meine auch nicht, und ich bin eine Frau.«
»Das ist beruhigend.«
Wir saßen an dem leeren Tisch und sahen uns an. »Ferdinand, was machen wir nun?«
»Ich möchte dir wenigstens noch mein Zimmer zeigen. Außerdem muss ich mit dir noch ein paar Sachen besprechen.«
Das Zimmer von Ferdinand sah aus wie das eines Junggesellen, der bei seiner Mutter wohnt. Bett, Tisch, Schrank, alles an seinem Platz, keine Unordnung, vergrößerte Urlaubsfotos an der Wand, ein paar Bücher ordentlich gestapelt. Ich sah mir die Bücher an, davon verstand ich wenigstens etwas. Aber es war technischer Kram.
»Was machst du damit?«
»Ich mache eine Fortbildung zum Techniker – betriebsintern. Fördert die Karriere.«
»Ich dachte, du wärst so zufrieden mit deinem Job.« Ferdinand lächelte schwach.
»War ich auch lange. Aber das kann’s doch noch nicht gewesen sein. Ich bin ein blasser Niemand. Ich möchte mich verbessern.«
»Wenn du das Gefühl hast, du bist blass, dann liegt das nicht unbedingt daran, dass du noch keine Karriere gemacht hast. Aber ein bisschen Ehrgeiz kann nicht schaden. Man muss sich nicht immer mit allem zufriedengeben. Das mit deinen neuen Klamotten finde ich einen guten Anfang. Aber ich glaube, es ist nur ein Anfang.«
»Ich sollte
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