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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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unseren Ausflug. Gero fuhr mit seinem Wagen etwas hinaus aufs Land, und wir gingen über die Felder. Kein Mensch war zu sehen, obwohl es ein schöner Herbsttag war. Vielleicht kam im Fernsehen ein Fußballspiel oder Tennis. Gero begann dezent mit der Unterhaltung.
    »Sie haben vorhin im Auto gesagt, Sie hätten gestern einen dienstlichen Termin gehabt.«
    »Ja, eine Party. War sehr nett. Ricarda war auch dabei.«
    »Läuft denn die Agentur gut?«
    »Bislang kann ich nicht klagen.«
    »Scheint also doch eine Marktlücke gewesen zu sein.«
    »Ja, wer hätte gedacht, dass Männer gern mit anstrengenden Frauen ausgehen.«
    »Sind Sie denn anstrengend?«
    »Ich kann zumindest so tun als ob.«
    Es trat eine längere Pause ein. Gero schien nach dem Übergang zu suchen für sein eigentliches Problem.
    »Sie waren doch zuvor an der Universität.«
    »Ja, das ist leider vorbei.«
    »Warum eigentlich?«
    »Der Vertrag lief aus. Aber das wissen Sie doch sicher schon von Ricarda.«
    »So viel erzählt mir Ricarda nun auch wieder nicht. Aber sie sagte, Sie seien mit der Dissertation noch nicht fertig.«
    »Das stimmt leider.«
    »Wollen Sie sie denn noch abschließen?«
    »Ja, ich habe mich erst gestern mit den Unterlagen befasst.«
    Gero sah mich überrascht an. Dann schwieg er eine Weile. Ich wusste immer noch nicht, was er wollte. Also fragte ich einfach.
    »Und was haben Sie für ein Problem? Sie haben sich am Telefon etwas unklar ausgedrückt.«
    »Ich? Ich habe die ganz normalen Probleme. Manchmal bin ich einsam, manchmal bin ich froh, allein zu sein.«
    »Waren Sie nie verheiratet?«
    »Ich bin noch verheiratet, aber wir leben getrennt. Und die Kinder sind groß.«
    »Haben Sie guten Kontakt zu den Kindern?«
    »Ist das ein Verhör?«
    »Natürlich nicht. Aber ich muss doch wissen, warum Sie mich angeheuert haben.«
    »Ich wollte Sie einfach kennenlernen.«
    »Was, Sie haben gar kein Anliegen?«
    »Reicht das denn nicht? Ich wollte einen angenehmen Nachmittag in netter Gesellschaft verbringen. Ich möchte mich mit Ihnen unterhalten.«
    »Aber dafür gibt es andere Agenturen. Dafür sind wir nicht da.«
    Gero lachte. Er sah sehr nett aus mit seinen Lachfalten. So sicher, so selbstbewusst, so klar in seinem Leben – ganz anders als Rohmeister, auch ganz anders als ich. Aber ich wusste sein Lachen nicht ganz zu deuten.
    »Ich will nicht, dass Sie zahlen, wenn Sie gar keine Leistungen in Anspruch nehmen.«
    »Was für Leistungen wären das denn?«
    »Nun, gestern zum Beispiel haben wir eine Party gesprengt. Das war sehr lustig.«
    »Und dafür zahlen die Leute?«
    »Scheint so.«
    Gero war ein ausgezeichneter Fragensteller. Wir gingen über die Wiesen zu dem kleinen Ausflugsort zurück, wo sein Auto stand. Bis wir bei dem Café angekommen waren, wusste er gut Bescheid. Von Thomas und der Universität, von der Agentur und meiner Mutter, von meinem Verhältnis zu Ricarda und von meiner Angst, immer das Falsche zu tun, von meiner Rücksichtnahme auf das, was andere von mir erwarteten und von meinen Bemühungen, das zu ändern und mehr auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.
    Gero war auch ein genialer Zuhörer. Es tat mir gut, dass jemand scheinbar so ganz einfach nur horchte und reagierte, ohne ständig seine eigene Meinung kundzutun und es besser zu wissen als ich. Und er schien beeindruckt von dem, was ich schon alles geleistet hatte. Das war das erste Mal, dass ich so etwas hörte.
    »Ich habe das Gefühl, Ihnen geht’s gar nicht so schlecht.«
    »Hat das jemand behauptet? Ricarda etwa?«
    »Nein, nein, aber ich dachte: Job weg, Neuanfang, das ist doch gar nicht so einfach. Und privat klappte ja auch nicht alles so gut.«
    »Ja, aber es scheint wieder aufwärts zu gehen.« Siedendheiß fiel mir plötzlich der Termin mit Thomas ein. Ich erzählte Gero davon.
    »Sieben Uhr? Ich weiß nicht, ob wir das noch schaffen. Aber wir können’s ja versuchen.«
    Gero zahlte. Dann drückte er mir noch einen Scheck in die Hand. Ich wollte ablehnen, aber er wirkte sehr entschlossen.
    »Das nächste Mal können wir uns ja einfach so treffen«, sagte er noch, »wenn Sie wollen natürlich.«
    Ich sagte gar nichts, auch nicht nein.
    Im Auto fragte Gero noch einmal nach.
    »Wollen Sie Thomas heute überhaupt helfen?«
    »Ich hab’s versprochen.«
    »Aber eigentlich ist es sein Problem, nicht Ihres. Er nutzt Sie schon wieder aus.«
    »Sagen wir so: Wenn wir es bis sieben Uhr schaffen, ist es gut. Wenn nicht, ist es auch gut. Achte ich damit

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