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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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genug auf meine eigenen Interessen?«

Ricarda   Der Architekt war in Ordnung. Wir hatten die Party sehr schnell verlassen. Satt waren wir schon, also fuhren wir gleich zu mir. Von der Idee, uns bei ihm niederzulassen, war er nicht sehr begeistert. Ich wollte nicht nachfragen. Vielleicht wartete eine Frau auf ihn.
    Wir verbrachten eine angenehme Nacht. Ich kenne wildere Liebhaber, auch kuschligere, aber Ralf war nett, wir lachten viel, wir hatten Spaß, er redete nicht groß von Liebe und dem nächsten Tag, das passte mir gut ins Konzept.
    Als er sich Mittwoch verabschiedete, tat es mir fast leid. Sonst war ich oft froh, wenn ich die Typen wieder los wurde. Er hätte gerne noch bleiben können. Wir hatten beide eine vehemente Abneigung gegen große Worte und einen immensen Spaß an Kalauern. Doch er musste weg, sagte nicht wohin.
    Ich hatte ihn auf der Party jünger geschätzt. Als er dann sagte, er wäre schon Anfang fünfzig, war ich überrascht. Gemessen an meinen sonstigen Bekannten war er alt. Von einem Wiedersehen war nicht die Rede.
    Was die Mädels und ich auf der Party gemacht hatten, verriet ich nicht. Er bohrte auch nicht allzu sehr. Er zeigte sich nur erstaunt über den Auftritt. Zwar hatte Jürgen immer sehr angegeben, aber eine Ansammlung von Verehrerinnen, die ihm auch noch die Hölle heißmachten, hätte ihm niemand zugetraut, sagte Ralf.
    Jetzt war ich also wieder allein. Gero und Annette wälzten wahrscheinlich gerade die Probleme des Lebens. Ich musste lachen. Gero sollte Annette helfen, Annette wollte Gero helfen, das Gespräch hätte ich gerne gehört. Aber ich hatte ja noch einen Termin. Ich warf mich in Schale und fuhr mit dem Taxi in die Thalkirchner Straße.
    Kurz nach sieben Uhr abends war ich da. Thomas stand auf dem Bürgersteig und sah sich suchend um. Bis ich das Taxi bezahlt hatte, war er schon mit hängenden Schultern im Haus verschwunden. Ich eilte ihm nach. Annette hatte ihn mir mal bei einer Univeranstaltung gezeigt. Ich glaubte nicht, dass er mich wiedererkennen würde. Thomas hatte gerade gegenüber der künftigen Vermieterin, einer Dame in meinem Alter, zu einer ausführlichen Entschuldigung angesetzt, was das Verhalten seiner Verlobten anging, die er als sonst sehr zuverlässig und pünktlich schilderte, als ich auf den Plan trat.
    »Thomas, entschuldige bitte.«
    Ich küsste ihn zart auf die Wange, was er offenbar ebenso wenig mochte wie dieser Jürgen gestern Abend.
    »Ich habe mich verspätet. Es war mehr Verkehr in der Stadt als ich dachte. Und dann habe ich das Haus nicht gleich gefunden.«
    Ich stellte mich artig bei der gleichaltrigen Dame vor und redete dabei ununterbrochen, um Thomas erst einmal Zeit zu geben, sich vom ersten Schock zu erholen. Die Dame schien weniger erschüttert zu sein als Thomas, sie warf mir anerkennende Blicke zu, offenbar gefiel ihr das ungleiche Verhältnis. Sie führte mich ganz selbstverständlich durch die Wohnung. Ich war begeistert, wir tauschten Details aus unserem Leben aus, sie war Witwe. Als sie den Mietpreis nannte, begann ich zu feilschen.
    Thomas sagte gar nichts mehr. Er dackelte einfach hinter uns her. Manchmal sah ich ihn die Augen flehend zum Himmel erheben. Ich glaubte nicht, dass der Himmel in irgendeiner Weise Kenntnis von seiner Not nahm. Ich auch nicht. Und da uns die Vermieterin keine Sekunde aus den Augen ließ, kam ich auch nicht in die Verlegenheit, ihm die Lage zu erklären. Das wäre auch kaum möglich gewesen.
    Es war noch keine Viertelstunde vergangen, als ich auf den Treppen eiliges Getrappel hörte. Annette stürzte zur Tür herein, wenige Sekunden später betrat Gero die Wohnung. Annette war zwar atemlos, aber nicht sprachlos. Sie redete wieder von Entschuldigungen, wie immer, wenn sie die Not der Menschheit auf ihre Schultern nahm.
    »Es tut mir so leid, Thomas, erst der Verkehr, und dann habe ich das Haus nicht gleich gefunden.«
    Die Ausrede kannte Thomas schon. Die Vermieterin ebenfalls. Gero hielt sich dezent im Hintergrund. Er sah wunderbar aus. Ich fürchtete, ich müsste mich in ihn verlieben. Thomas sagte immer noch nichts. Und die Vermieterin sah verwirrt von einem zum andern. Gero nahm die Sache in die Hand.
    »Darf ich vorstellen: Annette, die Verlobte von Thomas, Ricarda ist seine Mutter und ich bin ihr Freund.«
    Die Vermieterin wirkte enttäuscht. Hatte sie zunächst in mir eine Hoffnung gesehen, noch in späten Jahren einen jungen Spund ins Haus zu bekommen, weil ich das ja auch geschafft hatte,

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