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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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auf einen neuen Termin mit Rohmeister und mir vorzubereiten. Irgendwie war keine Zeit, und ich hatte auch keine Lust. Es war ja ziemlich sicher, dass sie zu Hause wäre, also könnten wir überraschend vorbeifahren, das wäre eine neue Bewährung für meinen ersten Kunden.
    Rohmeister kam pünktlich um zwei Uhr nachmittags. Er trug eine legere helle Hose und einen modischen Pullover. Ich war erstaunt. Er erklärte mir ungefragt, dass er diese Woche ein bisschen einkaufen gewesen sei. Und er machte einen überraschenden Vorschlag.
    »Gehen wir doch zu meiner Mutter. Irgendwann muss ich ja auch damit beginnen.«
    Ich zögerte zunächst und bat ihn erst einmal herein ins Büro. Er setzte sich ungefragt auf die Couch und lächelte mich an.
    »Wie ist denn die Woche gelaufen, Herr Rohmeister?«
    »Ferdinand.«
    »Ah ja, genau. Entschuldigung.«
    Ich entschuldige mich zu oft. Aber jetzt war es auch zu spät für einen Rückzieher.
    »Die Woche war gut. Wie gesagt, ich war einkaufen. Ich hatte keine Magenschmerzen. Dafür habe ich mich schon einmal mit meiner Mutter angelegt. Sie findet den neuen Pullover unmöglich.«
    »Ich finde ihn sehr schick.«
    Rohmeister grinste.
    »Das sagen meine Kolleginnen auch.«
    »Na, wenigstens etwas.«
    Rohmeister stand auf.
    »Also, bist du einverstanden? Wir fahren zu meiner Mutter. Aber mache dich auf zwei harte Stunden gefasst.«
    »Dafür bin ich da. Also los.«
    Unterwegs gab mir Ferdinand die Instruktionen, es lief also genau umgekehrt, verglichen mit dem letzten Mal. »Ich werde dich als gute Bekannte vorstellen, aus dem Büro. Genaueres sagen wir besser nicht. Sie wird auf alle Fälle versuchen, mich lächerlich zu machen, um dich möglichst schnell aus dem Haus zu kriegen.«
    »Also genau wie meine Mutter bei dir.«
    »So ähnlich, vielleicht noch eine Spur härter.«
    Ich machte mich auf das Schlimmste gefasst – und damit lag ich richtig.
    Als wir das kleine Haus am Stadtrand betraten, hörte ich schon das Rufen der Mutter.
    »Wo warst du denn schon wieder, Ferdi? Es ist fast drei Uhr und Zeit für den Kaffee. Ich habe extra gebacken.« Die Frau kam aus der Küche. Sie trug eine Kittelschürze über Rock und Bluse und wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab. Als sie mich sah, riss sie Mund und Augen auf und sah vorwurfsvoll ihren Sohn an.
    »Du hast mir nicht gesagt, dass wir mit Besuch rechnen müssen.«
    »Mutter, ich möchte dir Annette vorstellen, eine Kollegin von mir, eine gute Bekannte. Ich habe sie gerade zufällig getroffen und dachte, ich könnte sie mal einladen.«
    Es war relativ klar, dass Frau Rohmeister das nicht dachte.
    Aber da ich ihr nun schon lange Sekunden die Hand entgegenstreckte, nahm sie sie endlich auch.
    »Guten Tag, Frau Rohmeister. Schön, dass ich Sie einmal kennenlerne.«
    »Guten Tag, Fräulein.«
    Na, das konnte ja heiter werden. Fräulein hatte schon lange niemand mehr zu mir gesagt. Da Frau Rohmeister keine Anstalten machte, mich in ein Zimmer zu bitten, nahm Ferdinand das in die Hand. Er dirigierte mich sachte an seiner Mutter vorbei in die Essecke des Wohnzimmers. Aus dem Schrank nahm er noch ein Gedeck und platzierte es auf den Tisch. Als er aus der Küche den Kaffee holen wollte, wachte seine Mutter aus ihrer Lethargie auf. Fast wurde ein Wettlauf daraus, als Mutter und Sohn sich auf die Kanne stürzten. Ferdinand gab nach. Er kam mit bloßen Händen wieder, die er hilflos anhob und dabei mit den Schultern zuckte, dann wies er mit einer lockeren Geste auf den frischgedeckten Platz und setzte sich, nachdem ich auch meinen Stuhl eingenommen hatte.
    Frau Rohmeister schenkte Kaffee ein. Dann setzte auch sie sich, sah mich aufmerksam, aber nicht gerade freundlich an. Kein Wort kam über ihre Lippen.
    »Kuchen?«
    Ferdinand versuchte, die Situation zu retten. Er hievte mir ein Stück auf den Teller, dann seiner Mutter, dann sich. Wir begannen schweigend mit dem Zerkrümeln des Selbstgebackenen. Ich sah kurz zu Ferdinand hinüber. Es war deutlich, dass er sich in seiner Lage nicht wohlfühlte. Er begann zu schwitzen und warf immer wieder, unsichere Blicke zu seiner Mutter.
    »Annette ist in der Lohnbuchhaltung. Sie wird vielleicht mal die Leitung übernehmen.«
    Frau Rohmeister blickte böse auf.
    »Na, dann können Sie was dafür tun, dass der Junge besser bezahlt wird. Der reibt sich auf, und keiner merkt es. Das mit den Magenschmerzen, das kommt doch nicht von ungefähr.«
    Ich lächelte matt.
    »Nein, das stimmt. Magenschmerzen kommen

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