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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Arbeit zur geschlechtsspezifischen Sozialisation verlegen.«
    Ich drehte mich überrascht um und lachte.
    »Na wunderbar. Aber darf ich dich daran erinnern, dass das meine Idee war?«
    »Das schon.«
    Lucie zögerte.
    »Aber?«
    Karin hielt es nicht mehr aus. Sie musste sich natürlich einmischen.
    »Ich möchte das Buch selbst lektorieren.«
    »Wie bitte?«
    Ich wandte mich Lucie zu. Schließlich war sie die Chefin, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie diesen Schwachsinn befürwortete. Lucie versuchte ihr Bestes. »Weißt du, Eva, schließlich könntet ihr euch doch nicht einigen. Ihr seid so unterschiedlicher Meinung, und Karin möchte gern, dass sich an ihrem Buch möglichst wenig ändert. Und außerdem hast du sowieso so viel am Hals.«
    Ich musste nachdenken. Also schenkte ich erst einmal Kaffee ein, aber nur für mich. Die anderen beiden Tassen ließ ich einfach stehen. Ich goss Milch auf den Kaffee und rührte angestrengt um. Ich suchte nach den Worten hinter Lucies Aussage und die klangen so: »Karin will, dass du ihr nicht ins Handwerk pfuschst, und ich will das auch. Ich möchte lieber mit Karin als mit dir arbeiten.« Ich entschloss mich zu einer entscheidenden Frage.
    »Wird Karin jetzt öfter lektorieren?«
    Karin war klug genug, sich jetzt rauszuhalten. Es hätte sonst auch Mord und Totschlag gegeben. Es war Lucies Job, mir die böse Wahrheit zu sagen.
    »Wir haben doch schon darüber gesprochen, Eva. Ich will erweitern. Wir dachten an etwas nettere Lektüre, nicht immer so schwer, so ernst, so …«
    Lucie suchte nach dem richtigen Wort. Karin kam ihr nun doch zu Hilfe.
    »… so feministisch, so verbissen.«
    Ich fuhr auf, wie von der Tarantel gestochen. Denn dieser Stich galt wirklich mir, und er hatte getroffen. Ich drehte mich um und starrte die beiden Weiber ungläubig an. Lucie sprach sofort weiter, nur um mich nicht zu Wort kommen zu lassen.
    »Wir dachten an eine kleine Reihe mit dem Arbeitstitel ›Beziehungskisten‹. Das geht zurzeit unheimlich gut.«
    »Und verkleistert den Frauen das Hirn.«
    Ich konnte es einfach nicht lassen, obwohl mir klar war, dass ich schon verloren hatte.
    »Man kann sich beim Lesen auch amüsieren, es muss nicht immer schwere Lektüre sein.«
    Das konnte nur von Karin kommen. Bewusstseinserweiterung war wirklich nicht ihr Fachgebiet. Ich entschloss mich zur nächsten Frage, die über meine Zukunft entscheiden konnte.
    »Was wird aus mir? Habe ich hier überhaupt noch Platz?«
    Lucie gab sich mütterlich. Sie ging auf mich zu und versuchte, den Arm um meine Schulter zu legen. Das erwies sich allerdings als schwierig, schließlich war ich einen Kopf größer.
    »Eva, du nimmst jetzt erst einmal deinen Jahresurlaub. Den hast du dir auch redlich verdient. Und im Januar sprechen wir über die neue Arbeitsteilung zwischen euch beiden.«
    Damit war wohl alles klar. Ich verließ grußlos das Schlachtfeld. Es war nicht die erste Niederlage, die ich in diesen Räumen einstecken musste, aber sie war wohl endgültig. Und sie hatten sich in letzter Zeit auch ziemlich gehäuft.
    Ich fuhr bei Annette vorbei. Da sie nicht zu Hause war, schrieb ich einen kleinen Zettel, sie möge bitte das beiliegende Manuskript mal kritisch lesen und mich dann anrufen. Dann warf ich meinen Roman in ihren Briefkasten. Mir war klar, dass ich ihn im Frauenbuchverlag nicht mehr unterbringen konnte. Sicher nicht in Karins neuer Reihe über Beziehungskisten.

Annette   »Applaus für unsere tapferen Damen.«
    Tatsächlich klatschten die Krawattenträger fröhlich. So hatte ich mir unseren kleinen Auftritt beim Managerseminar nicht vorgestellt. Offenbar war den Herren entgangen, dass wir nicht zu ihrem Vergnügen eingekauft worden waren. Dabei hatte ich mit dem Ausbilder alles gut abgesprochen, die einzelnen Szenen, das Vorgehen, die Rollenverteilung. Dass er jetzt gleich zu Beginn so tat, als wären wir die Playboy-Häschen, störte mich erheblich. Ich musste etwas unternehmen, zumal weder Eva noch Ricarda auf diese Situation eingingen.
    »Können wir zur Sache kommen, Herr Hübner? Ich finde Ihr Verhalten unangebracht.«
    »Nun ja, ich dachte, das würde die Stimmung ein bisschen auflockern …«
    »Wir brauchen keine lockere Stimmung, wir fangen an.«
    Herr Hübner war leicht verschnupft, er hatte es gut gemeint, zumindest las ich das aus seinen vorwurfsvollen Augen. Herr Hübner gab die erste Situation vor.
    »Stellen Sie sich vor, meine Herren, Sie kommen zu spät nach Hause und müssen

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