Agentur der boesen Maedchen
das Ihrer Frau erklären. Was Sie als angespannte Manager am wenigsten gebrauchen können, ist Streit in der Familie. Das macht erfolglos. Also, bringen Sie in wenigen Sätzen Ihre Privatangelegenheiten in Ordnung. Ihre Frau sollte Sie bei der Arbeit unterstützen und nicht auch noch mit Vorwürfen überhäufen. Wer will anfangen?«
Ein mittelalter, etwas dicklicher Typ stand auf und deutete auf Eva.
»Ich nehme die als Frau.«
Ich wollte eingreifen. Schließlich war vereinbart, dass wir uns unsere Rollen selbst aussuchen. Eva aber warf einen hasserfüllten Blick auf den Kerl und nickte grimmig.
»Ich bin einverstanden.«
Hübner mischte sich noch mal ein.
»Die anderen hören zu. Wir besprechen die Situation nachher, und jeder sagt, was er anders gemacht hätte. Wir können sie auch mit anderen Protagonisten wiederholen.«
Eva schnappte sich einen Stuhl und setzte sich in die Mitte des Raums. Ich bewunderte sie für ihr selbstbewusstes und selbstverständliches Handeln. Ricarda und ich zogen uns dezent in eine Ecke zurück und warteten auf den Beginn des Schauspiels. Der Typ mittleren Alters tänzelte elegant auf Eva zu und rief schon von weitem. »Tut mir leid, Liebling. Aber es ist wieder etwas später geworden.«
Er näherte sich Evas Stuhl und versuchte, sie zu umarmen. Eva stand auf und ging drohend einen Schritt auf ihn zu, was offenbar sehr viel wirkungsvoller war, als wenn sie zurückgegangen wäre.
»Das habe ich gemerkt. Ist dein Problem.«
»Wie meinst du das?«
»Wenn du dich von der Firma kaputtmachen lässt, ist das dein Problem, das meine ich.«
Er zögerte und wandte sich an den Ausbilder.
»Das würde meine Frau nie sagen.«
Herr Hübner wurde streng.
»Fallen Sie nicht aus der Rolle, Herr Arnold. Spielen Sie bitte weiter.«
Herr Arnold zuckte die Schultern und wandte sich Eva zu.
»Was gibt es Leckeres zu essen?«
Eva sah ihn erstaunt an.
»Keine Ahnung. Schau in den Kühlschrank, was da ist. Ich war nicht einkaufen. Ich habe schließlich auch noch andere Dinge zu tun.«
Er war empört.
»Du? Du lebst schließlich von meinem Geld. Da kannst du mir doch das Leben ein bisschen angenehm machen. Ich verdiene für beide, also bist du für den Haushalt zuständig.«
Eva blieb ungerührt.
»Wo steht das, dass ich für dich kochen muss? Mach dir selbst was oder lass dir was kommen. Ich habe vor zwei Stunden gegessen.«
Der Mann wurde wütend.
»Ich habe dir doch schon gesagt, die Konferenz hat länger gedauert. Ist das meine Schuld?«
»Wahrscheinlich schon. Du hast vermutlich wieder viel zu viel geredet.«
Aus dem Publikum kam amüsiertes Lachen. Eva schien den Kern von Herrn Arnolds Wesen getroffen zu haben. Das machte diesen nur noch zorniger. Er fing an zu schreien. »Ich erwarte von meiner Frau, dass sie funktioniert.«
»Das kannst du von einem Rasierapparat erwarten, solange er noch Garantie hat. Wenn du eine funktionierende Frau willst, lass dir eine Nutte kommen und zahle sie.«
Das Publikum grölte. Herr Arnold wandte sich hilfesuchend an den Ausbilder, doch der sah betont in eine andere Richtung.
»Kriegst du denn nicht mal das bisschen Haushalt auf die Reihe?«
»Du kriegst doch deinen Job auch nicht gebacken, sonst müsstest du nicht immer so viele Überstunden machen.«
»Ich arbeite für unseren Wohlstand.«
»Du arbeitest, weil es dir Spaß macht. Und das werde ich in Zukunft auch tun. Wir schaffen uns eine Haushälterin an.«
»Das habe immer noch ich zu entscheiden.«
»Gern. Aber ich gehe nicht mehr einkaufen, koche nicht und wasche nicht mehr.«
Das ging selbst dem Ausbilder zu weit. Herr Hübner trat in die Mitte und hob beschwichtigend die Arme.
»Halt, halt, meine Herrschaften. Das war schon sehr schön. Aber so reagiert keine normale Frau.«
Das ließ Eva nicht auf sich sitzen.
»So werden immer mehr Frauen reagieren, das kann ich Ihnen sagen.«
Herr Hübner drehte verlegen an seinem Ehering und befürchtete das Schlimmste für seine Beziehung. Herr Arnold glaubte, sich noch einmal einmischen zu müssen.
»Aber meine Frau würde so etwas nie sagen.«
Eva sah ihn mitleidig an.
»Das haben Sie schon erwähnt, Herr Arnold. Vielleicht sollte ich mal mit ihr sprechen.«
»Unterstehen Sie sich!«
Aus den hinteren Reihen rief einer:
»Ich habe von Kollegen schon gehört, dass ihre Frauen so reagieren.«
Herr Hübner sah den Zwischenrufer erstaunt an. Dann versuchte er abzulenken, denn offenbar hielt er die gespielte Szene für
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