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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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dir und nicht mir?«
    »Vielleicht habt ihr euch schon lange nicht mehr gesehen?«
    »Stimmt. Aber ihr seht euch offenbar häufiger?«
    »Das habe ich doch schon gesagt, Ricarda.«
    Gero stand auf und holte eine zweite Flasche Wein aus dem Kühlschrank. Die erste war fast ganz auf meine Kosten gegangen, jetzt bekam er offenbar Durst vom Reden. Oder er wollte das Thema abbrechen. Wir redeten noch über seine Praxis, über die Agentur, aber nicht über mein Problem und nicht über Geros Privatleben. Irgendetwas war anders als sonst, gerade so, als hätten wir Geheimnisse voreinander.
    Gero ging gegen neun Uhr. Bevor ich wieder in meine Depression verfallen konnte, beschloss ich, seinen Ratschlag umzusetzen. Ich klopfte an die Tür von Karl-Heinz’ Zimmer und trat ein. Der Junge lag auf dem Bett und las. Es war das erste Mal, dass ich ihn in meinem Haus in seinem Raum besuchte. Er wirkte überrascht.
    »Hier ist der Einkaufszettel. Das kannst du doch morgen erledigen, oder? Milch steht auch drauf.«
    Karl-Heinz setzte sich mühsam auf und starrte mich erstaunt an. Aber ich ließ mich nicht aufhalten.
    »Ich bin nicht besonders fit. Kannst du bitte morgen früh den Schnee wegschippen auf dem Bürgersteig? Das sollte so um acht Uhr früh erledigt sein.«
    Karl-Heinz reagierte nicht. Er sah mich nur an. Ich ging in Richtung Tür. Dann drehte ich mich noch mal um und holte zum letzten großen Schlag aus.
    »Wenn es mir am Dienstag wieder besser geht, möchte ich den Keller aufräumen. Und du kannst mir helfen. Dann reden wir auch mal über deine Zukunft, ich habe da so ein paar Ideen.«
    Ich ging bald zu Bett und las. Als ich am nächsten Morgen gegen neun Uhr aufstand, war weder der Schnee geräumt noch eingekauft. Und Karl-Heinz war nicht mehr da. Die Tür zu seinem Zimmer stand offen, der Rucksack fehlte. Gero hatte also recht gehabt. Er war nicht gekommen, um zu arbeiten. Das konnte er auch anderswo haben.

Annette   Rohmeister wollte mich um sechs Uhr abholen, um zum Tanzen zu gehen. Er hatte einen Tanzkurs gebucht und sich nicht getraut, die von ihm angebetete Kollegin zu fragen. Außerdem meinte er, er würde lieber mich dafür bezahlen, dass er mir auf den Zehen rumstieg. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr für seine Flamme, die Fortbildung war bald zu Ende. Aber inzwischen war ich mir sicher, dass er es schaffen würde. Eine Wohnung hatte er auch schon gefunden, der Umzug lag hinter uns. Er war optimistischer und zäher, als ich gedacht hatte. Ich hatte mich wirklich getäuscht. Man sollte andere nie für dümmer halten als sich selbst.
    Es war ein stiller Nachmittag. Ich saß an dem neuen Laptop, den ich mir von meinem guten Verdienst geleistet hatte, und schrieb an meiner Doktorarbeit. Wenn ich dran blieb, konnte ich im Frühjahr abschließen. Manchmal war ich richtig stolz auf mich. Endlich war die Schreibblockade weg, was ich vorher monatelang vor mir hergeschoben hatte, ging jetzt leicht von der Hand. Ich musste mir eingestehen, dass es aber auch ein bisschen an Gero lag. Ich hätte nie gedacht, dass schlaflose Nächte einem Menschen so viel Energie geben könnten. Offenbar ist es ein Unterschied, ob man einfach nicht schlafen kann oder nicht zum Schlafen kommt vor Vergnügen. Es war gerade so, als hätten wir beide viel nachzuholen. Unser einziges Problem war Ricarda. Ich war mir sicher, dass sie unsere Beziehung nicht begeistert aufnehmen würde. Und wir waren übereingekommen, noch etwas zu warten, bevor wir sie einweihten.
    Die Tür ging auf und Thomas kam herein. Wieder hatte er Blumen dabei, wieder strahlte er mich an. Meine Güte, Thomas, den hatte ich schon ganz vergessen.
    »Nanu?«
    »Soll das eine herzliche Begrüßung sein?«
    »Tut mir leid. Hallo Thomas, schön dich zu sehen. Kaffee?«
    Thomas hatte Kuchen mitgebracht. Wir setzten uns an den Schreibtisch. In meine Küche oder mein Schlafzimmer wollte ich ihn keinesfalls lassen. Es gab eine gute Begründung dafür, so ungemütlich im Büro rumzusitzen. Schließlich war Bürozeit. Ich war eine berufstätige Frau. Das musste Thomas einsehen. Nicht jeder hatte es so schön wie er an der Uni.
    Thomas verzog das Gesicht, als ich das sagte.
    »Von schön kann wirklich keine Rede sein.«
    »Probleme?«
    »Der Alte und ich streiten zurzeit ziemlich viel.«
    »Und der Grund?«
    »Er will mir immer seine Arbeit aufs Auge drücken, aber ich habe keine Zeit. Ich muss doch selbst meine Seminare vorbereiten, dann muss ich die Druckfahnen für die Doktorarbeit

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