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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Frage allergisch reagieren. Aber ich war brennend daran interessiert. Vor allem, weil ich überlegte, wie ich meine eigenen Schwierigkeiten in dieser Frage in den Griff bekommen könnte. Denn die freien Tage mit Ralf waren schön gewesen, sehr schön sogar. Aber nachher stellte sich wieder das gleiche Problem ein. Ich wollte ihn andauernd anrufen, ich wollte, dass er nach der Arbeit vorbeikam, Ralf aber bestand auf seinen Freiräumen, und ich fühlte mich plötzlich ganz furchtbar ungeliebt. Mir war schon klar, dass ich etwas ändern musste, aber ich wusste nicht wie. Früher wäre mir das nicht passiert.
    Es war mir zwar peinlich, mit Eva über dieses Thema zu reden, denn sie kannte mich ja vor allem als wilde Maus in allen Betten, und ich sie als Männerschreck, aber ich hatte niemand anderen. Annette war mit Gero vollauf beschäftigt, und ich hatte die Sache zwischen den beiden auch noch nicht verkraftet. Außerdem fiel mir ein, dass sich Eva auch schon mal bei mir ausgeheult hatte, na also.
    »Du brauchst was Eigenes.«
    Evas Auskünfte waren wieder so präzise und zugleich erbarmungslos knapp, dass ich gar nichts damit anfangen konnte. Denn ich wollte zwar auch einen Rat, aber zuerst einmal meinen ganzen Kummer herauslassen und getröstet werden. Eva setzte gleich noch eins drauf.
    »Es reicht nicht, das Geld vom Ex-Mann auszugeben. Das mag eine Zeitlang ganz lustig sein. Aber du musst was haben, was dir Spaß macht und aus deiner Sicht auch sinnvoll ist.«
    Sie hätte durchaus etwas galanter formulieren können, was sie von meinem bisherigen Lebensstil hielt. Aber Eva merkte gar nicht, wie sehr sie mich getroffen hatte. Sie saß in der Ecke meiner Couch, rührte in einer Tasse Kaffee und sah mich ernst an. Ich beschloss, persönlich zu werden.
    »Ist dir das selbst auch schon passiert, dass du auf jemanden wartest und das Warten fast dein Lebensinhalt wird?«
    Eva grinste.
    »Klar kenne ich das. Wenn du mit einem Kleinkind zu Hause sitzt, wartest du immer darauf, ob er pünktlich kommt, ob er nicht wieder irgendetwas anderes vorhat, ob er sich auch um dich kümmert oder einfach vor der Glotze versackt. Du freust dich ja den ganzen Tag darauf, dass endlich mal jemand kommt, der mehr als Mama und Papa sagen kann. Und wenn dieser Jemand kommt, dann sagt er höchstens ja oder nein.«
    »Was macht man da?«
    »Ich weiß nicht, was andere machen. Ich habe ihn hinausgeworfen. Vielleicht wäre ich heute weniger gnadenlos, aber damals brauchte ich das für mein Selbstbewusstsein. Ich hatte das Gefühl, verlassen zu werden, also tat ich den ersten Schritt und setzte ihn vor die Tür.«
    »Hätte er dich denn verlassen?«
    »Das weiß man nicht; heute sagt er, das hätte er nie getan. Aber das kennst du ja vielleicht von deinem Ex Franz.«
    »Oh, das lief ein bisschen anders. Auf den habe ich ab einem bestimmten Zeitpunkt unserer Ehe gar nicht mehr gewartet. Da war ich sicher, dass er schon in einem fremden Bett liegt.«
    Eva sah mich durchdringend an.
    »Du kannst das noch so lustig erzählen, es ist trotzdem kränkend. Und du hast dich später an anderen Männern für das Verhalten von Franz gerächt. Vielleicht ist das mit Ralf etwas Neues. Du musst offenbar wirklich üben, eine Beziehung aufzubauen, in der beide ihr eigenes Leben haben, und zugleich gibt es ein gemeinsames.«
    »Ich will aber in meinem Alter nichts Neues mehr lernen.«
    Eva ignorierte völlig meinen immer noch spaßhaften Unterton.
    »Das scheinen aber die Spielregeln von Ralf zu sein. Wenn du das nicht willst, musst du dir einen anderen suchen. Der ist dir dann wieder zu anhänglich, und du ziehst Leine.«
    Mir wurde das Thema zu unbequem. Irgendwie kam ich gar nicht richtig dazu, zu jammern, und Eva machte auch keine Anstalten, mich zu bemitleiden. Sie nahm das Gespräch sehr ernst, und ich hatte den Eindruck, dass ich nicht besonders gut dabei wegkam. Außerdem hatte ich noch gar nichts über sie gehört. Von Annette wusste ich schließlich, dass Evas Privatleben in einer besonders interessanten Phase war. Ich versuchte, mein Anliegen elegant und möglichst unauffällig zu formulieren.
    »Und wie geht es dir?«
    Eva lächelte und schaute mich mitleidig an.
    »Ricarda, du kannst dich einfach nicht verstellen. Du bist grässlich neugierig. Und außerdem willst du nicht mehr hören, was du selbst anders machen kannst. Also, was möchtest du wissen?«
    »Was ist mit Hannes?«
    »Wir sehen uns, wir verstehen uns, mehr ist nicht.«
    »Erzähl doch ein

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