Agentur der boesen Maedchen
bisschen mehr.«
»Nein, das will ich nicht.«
»Was ist mit dem Roman?«
Evas Gesichtsausdruck wurde hart. Sie war wieder die Kämpferin, als die ich sie kennengelernt hatte.
»Nichts. Er verschwindet in der Schublade.«
»Warum denn das? Du kannst ihn doch ganz einfach im Frauenbuchverlag veröffentlichen.«
Eva stand auf und lief durch das Zimmer. Wie eine Tigerin ging sie auf und ab. Mir wäre lieber gewesen, sie hätte etwas gesagt. Ich hatte Sorge, dass sie meine Einrichtung zertrümmern würde. Sie drehte sich plötzlich zu mir um, und ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatte.
»Sie haben mich so gut wie gefeuert. Ich werde dort noch bis März sitzen, dann meinen Schreibtisch räumen und Schluss. Ich habe doch erzählt, dass es Probleme gibt.«
»Ja schon, aber ist es denn wirklich so schlimm? Musst du gleich alles hinschmeißen?«
»Ich mag jetzt nicht noch einmal die ganze Geschichte aufwärmen, auf jeden Fall ist dort kein Platz mehr für mich.«
»Dann geh doch mit deinem Roman zu einem anderen Verlag.«
Die leichte Themenverschiebung tat Eva gut. Sie setzte sich wieder und hörte auf zu weinen.
»Um ganz ehrlich zu sein, ich bin zu feig dazu. Ich möchte nicht, dass mein Name über dem Text steht. Ich habe Angst vor Kritik, ich habe auch Angst, dass jemand meine eigene Geschichte darin vermutet, ich weiß gar nicht, was ich tun soll.«
Es war wieder Zeit für ein Späßchen, um das Gespräch ein bisschen heiterer zu machen. Nur so war mein genialer Vorschlag gemeint. Aber dass aus Spaß Ernst wird, hatten wir in letzter Zeit mehrmals erlebt.
»Dann veröffentliche es doch unter meinem Namen.« Eva sah mich überrascht an. Ich setzte noch eins drauf. »Gib mir das Manuskript, ich gehe zum Frauenbuchverlag und biete es ihnen an.«
Eva stierte nachdenklich vor sich hin, dann ging ein breites Grinsen über ihr Gesicht.
»Warum nicht? Sie wollen leichte Lektüre veröffentlichen, deshalb haben sie mich hinausgeekelt. Sie sollten leichte Lektüre haben, sie stammt auch noch von mir. Es wird mir ein seelisches Fußbad sein.«
Wir wechselten nahtlos vom Kaffee zum Cognac. Wir hatten etwas zu feiern.
Annette Ich war so nervös wie vor keinem anderen Auftritt. Und ich rätselte lange, was ich als Geliebte einer Frau anziehen sollte. Es tat mir auch leid, den Auftrag angenommen zu haben, plötzlich fiel mir mein guter Ruf ein, und was andere Leute von mir denken könnten, machte mir Sorgen. Ich hatte mit Eva telefoniert, die den Auftrag mehr als erheiternd fand und mich bat, solche Angelegenheiten künftig ihr zu überlassen. Bei ihr wäre man schließlich auf alles gefasst. Aber jetzt hatte ich Schneider schon versprochen, selbst zur Verfügung zu stehen. Mir war etwas schlecht, ich hoffte auf einen Schwächeanfall, der mir half, ohne zu lügen aus der Geschichte herauszukommen. Aber der Anfall kam nicht. Ich wählte also Jeans und Pullover, ganz schlicht. Wer sicher auftreten will, sollte sich auch sicher fühlen, und in meinen Lieblingsklamotten würde hoffentlich nicht allzu viel schiefgehen.
Die Frau, die die Tür öffnete, war kaum älter als ich, etwa Mitte dreißig, eleganter als ich, die repräsentative Frau eines Unternehmers. Sie lächelte mich an, in diesem Moment sah sie ihrem Bruder ziemlich ähnlich. »Kommen Sie herein und fürchten Sie sich nicht.«
Ich sagte erst einmal gar nichts. Denn ich fürchtete mich tatsächlich. Sie streckte mir die Hand hin.
»Ich bin Christiane.«
»Ich bin Annette.«
»Wir sollten uns duzen.«
»Das sollten wir tatsächlich. Sonst wirkt das Ganze etwas komisch.«
Christiane führte mich ins Wohnzimmer. Sie schaltete den CD-Player aus.
»Klassik nebenbei macht mich nervös. Ansonsten finde ich Musik ganz gut zum Entspannen.«
»Entspannung wäre jetzt gar nicht so schlecht.«
»Du bist ja nervös.«
»Und wie.«
»Ich auch.«
Wir lachten. Christiane versuchte alles, um die Situation etwas zu entkrampfen.
»Kaffee? Tee? Oder mehr was Alkoholisches?«
»Am besten von allem etwas.«
»Tee mit Rum?«
»Gute Idee. Ist ja auch verdammt kalt draußen.« Christiane holte eine Kanne Tee, eine Flasche Rum und deckte den Tisch.
»Mein Mann wird in etwa einer halben Stunde kommen. Er hat versprochen, pünktlich zu sein. Ich habe heute Morgen angekündigt, dass ich mit ihm sprechen möchte. Damit er nicht so ganz unvorbereitet ist.«
»Und was passiert, wenn er da ist?«
»Ich werde ihm sagen, dass ich dich liebe, dass ich ihn verlassen
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