Agentur der boesen Maedchen
meine Frau jetzt lesbisch ist? Dich lasse ich doch auf deine Zurechnungsfähigkeit untersuchen. Frigide mag ja öfter vorkommen, aber dann auch noch pervers.«
Wir hatten Glück. Denn es klingelte, und ich war schneller als Vielberth. Ich rannte zur Tür und ließ Thomas herein.
Vielberth drehte sich um, ließ von seiner Frau ab und sah seinen Schwager hasserfüllt an.
»Ich darf annehmen, dass der akademische Versager von den Liebesspielchen der beiden Damen weiß. Muss dir ja eine Genugtuung sein, wenn deine Schwester mich vor aller Welt zum Narren macht.«
»Ich bin gekommen, die beiden abzuholen. Christiane wohnt bis zu ihrem Umzug bei mir.«
»Und du hast wohl die Presse schon auf das flotte Leben der Unternehmersgattin hingewiesen?«
»Es wird niemand erfahren, wo Christiane hingeht und mit wem, wenn du dich vernünftig verhältst.«
Vielberth begann zu schreien.
»Vernünftig? Ich bin doch der einzige mit einem klaren Kopf hier! Ihr seid doch nicht ganz dicht.«
Schneider regelte die Dinge schnell und kompromisslos. Er ließ sich auf keine Diskussion ein.
»Christianes Sachen sind bereits bei mir. Über die Scheidung unterhalten wir uns ein andermal. Du bist nicht der erste Mann, dessen Frau weggeht. Keiner wird wissen, warum.«
Christiane schaltete sich noch einmal ein.
»Du kannst dich mit deiner Sekretärin trösten. Es wäre ja nicht das erste Mal.«
»Ich bin wenigstens normal.«
Schneider kürzte ab.
»Keine Debatte. Wir sprechen uns morgen, Reinhard. Auf Wiedersehen.«
Vielberth kam noch einmal zu Wort.
»Wenn ich Sie noch mal treffe, Lesbe, dann mache ich Ihnen das Leben zur Hölle.«
Schneider schob uns zur Tür hinaus, verfrachtete uns in sein Auto, und wir waren weg. Christiane fing an zu weinen.
Schneider zeigte sich mitfühlend.
»War’s schlimm?«
»Ich kam mir wirklich abartig vor.«
»Das ist sein Trick. Wenn du klein bist, ist er groß. Es gibt Diskussionen, die darf man mit bestimmten Menschen nicht führen. Ich glaube, ich hätte ihm an deiner Stelle gar nichts gesagt.«
»Aber ich wollte, dass er den Grund kennt, warum ich gehe.«
»Deine Freundin ist nicht der Grund, sondern der Auslöser. Wie geht es eigentlich Ihnen, Annette?«
»Hoffentlich sehe ich ihn nie wieder.«
»Das wird sich vermeiden lassen. Die Stadt ist groß genug.«
Der kluge Herr Schneider sollte in diesem Punkt leider nicht recht behalten.
Eva Mir war nicht wohl vor dem zweiten Auftritt im Managerseminar. Ich wusste, dass Annette und Ricarda ein Problem miteinander hatten, und dieses Problem hieß Gero.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Ricarda ihrer Nichte schon verziehen hatte, zumal ja ihre neue Beziehung nicht gerade nach ihren Wünschen verlief. Annette hatte ich seit Tagen nicht mehr gesehen. Als sie im Hotel auftauchte, wo das Seminar stattfinden sollte, war ich irritiert. Sie war völlig von der Rolle, nervös und zerfahren, sie sah nicht so aus, als könnte sie einen klaren Gedanken fassen.
Ich hatte übrigens Clara mitgebracht. Sie wollte sich als renitente Tochter ein paar Euro hinzuverdienen. Und diese Rolle beherrschte sie phantastisch.
Ein Grund für Annettes Irritation trat bald auf uns zu. Es war Gero. Er sollte dieses Mal das Seminar leiten, er war für einen Kollegen eingesprungen. Ricarda wirkte verschnupft, aber auch Annette war nicht gerade begeistert über die Änderung im Plan. Aber offenbar hatte sie wenigstens davon gewusst – und uns nichts gesagt. Wir zogen uns kurz zu fünft zurück und hielten Lagebesprechung.
»Ich habe gehört, ihr habt das letzte Mal mit Einzelauftritten begonnen. Ich würde sagen, wir machen das mit diesen Managern anders. Wir gehen gemeinsam in den Tagungsraum, ich stelle euch gleich in euren Rollen vor. Wir spielen zunächst eine Familienszene. Annette, du bist die Frau des Unternehmers, Eva, du bist die Geliebte, Clara spielt die Tochter, und Ricarda ist seine Mutter.«
»Ich bin’s leid, immer die alten Hexen zu spielen.« Ricarda war richtig sauer.
»Tut mir leid, Ricarda, aber die Regeln bestimme ich. Und es soll nahe an der Realität sein.«
»Und deshalb bin ich die Oma.«
»Genau.«
»Weil sich die erfolgreichen Herren ja immer junge Geliebte suchen.«
Gero lief blutrot an. Annette rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. Ganz gegen meine sonstige Art versuchte ich zu retten, was noch zu retten war.
»Ricarda, das ist ein privates Problem. Lass uns erst das Seminar machen, und dann reden alle offen
Weitere Kostenlose Bücher