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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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Emanze – das wäre wenigstens was Neues.
    Ich war gerade der Dusche entstiegen, als es an der Tür klingelte. Ein kurzer kritischer Blick – es war Annette, die mich sofort neugierig musterte.
    »Versumpft?«
    Nette Begrüßung. Ich sah mir Annette genauer an, soweit dies meine brennenden Augen zuließen.
    »Und selbst?«
    Annette lachte, offenbar war sie guter Laune. Sonst war sie oft so leidend, ein Opfer der Männerwelt.
    »Ich habe tatsächlich einen anstrengenden Abend hinter mir.«
    »Setzen, erzählen.«
    Wenn ich schlapp war, bediente ich mich gern einer knappen, übersichtlichen Ausdrucksweise. Annette tat das heute nicht. Ich hatte eine völlig aufgelöste Gestalt erwartet, die den Verlust ihres Arbeitsplatzes beklagte, über den bösen und doch so lieben Kollegen Thomas jammerte und dann sich selbst auch noch die Schuld an der ganzen Misere gab. Doch die Universität schien vergessen. Und die Story, die Annette mir auftischte, klang geradezu unglaublich. Dreitausendfünfhundert Piepen für einen Abend, da konnte ich mich mit meinem Abendessen nur verstecken. Mir war gleich klar, dass so ein Coup nicht auf Annettes Mist gewachsen war. Da konnte nur Ricarda dahinterstecken. Ich war schon immer davon überzeugt, dass die Alte gerissen war. Sie zog die Männer bis aufs Hemd aus – die einen finanziell und die anderen tatsächlich. Ich wollte das ja nicht machen, ich wusste auch nicht genau, ob es aus feministischer Perspektive ganz astrein war, aber ich hatte schon immer gehörigen Respekt vor der Hexe.
    »Und was hast du gestern Abend so getrieben?« fragte Annette, nachdem sie eine Stunde später einigermaßen zum Schluss gekommen war und ich gerade das zweite Aspirin einwarf.
    Ich erzählte von dem Abend, löste wahre Heiterkeitsausbrüche bei Annette aus, die sich einfach nicht vorstellen konnte, dass ich in Begleitung eines jungen Mannes ausgegangen war. Fast war ich gekränkt, dass sie mir das nicht zutraute. Daher fügte ich Claras Spruch »Dich müsste man vermieten« an. Annette wurde ganz nachdenklich. »Komisch, ich habe mir das gestern auch schon gedacht«, murmelte sie.
    »Was hast du gedacht?« knurrte ich und suchte in meinem Kühlschrank nach etwas Essbarem, weil mir die Aspirin im Magen grummelten und wieder hochzukommen drohten.
    »Schau mal, ich habe aus einem alten Mann einen Narren gemacht, und er zahlt dafür Geld.«
    »Und ich habe einem jungen Mann die Emanze vorgespielt und damit zumindest Geld gespart.«
    »Wir sollten uns zusammentun, da scheint es eine Marktlücke zu geben.«
    Ich hatte gerade noch etwas alten Käse gefunden, den ich aus der Kühlschrankecke zog, in Scheiben schnitt, dekorativ auf dem Teller mit den letzten zwei Scheiben Brot anrichtete und auf dem Tisch platzierte. Vielleicht hatte Annette ja auch Hunger.
    »Männer erschrecken und dafür Geld kassieren?«
    »Ja, so ähnlich. Mieten Sie die Frau, mit der Sie nicht verheiratet sein wollten. «
    »Die Frau Ihrer Alpträume.«
    »Eine Modelagentur der anderen Art.«
    Komischerweise war ich zögerlicher als Annette, sonst war es immer umgekehrt.
    »Wer soll solche Frauen mieten?«
    »Keine Ahnung. Aber du siehst ja, dass es klappt. Wir sind eine Emanze, eine frustrierte Akademikerin, eine alte Schnepfe, und im Bedarfsfall haben wir noch deine Tochter als strapaziösen Nachwuchs. Vielleicht gibt es Leute, die so was mal brauchen, für ‘nen Abend oder so. Vielleicht hat einer bei der Arbeit schon oft über seine grässliche Schwiegermutter geklagt und hat gar keine, jetzt muss er sie mal vorführen, und da geben wir ihm Ricarda.« Annette hatte sich richtig in Fahrt geredet. Ich war äußerst skeptisch. Für eine Kinokarte und ein Abendessen wollte ich nicht ständig mit irgendwelchen Typen unterwegs sein.
    »Und wer finanziert den Anfang?«
    »Wir fragen Ricarda, die hat Geld.«
    Das war wohl die beste Idee, die Annette je gehabt hatte.

Ricarda   Ich erkannte Annette kaum wieder, als sie mit einer ziemlich zerknautschten Eva in der Tür stand. Eva hatte ich schon ein paar Mal gesehen, ich wusste, dass sie mit Annette befreundet war und ihr gelegentlich ein paar feministische Gedanken in ihr literaturverklebtes Hirn blies. Ich hatte nie kapiert, warum Eva und ich uns nicht näher angefreundet hatten. Denn eigentlich hatten wir ein ähnliches Ziel: Alle Macht den Frauen. Nur fand ich meine Methode erheblich angenehmer.
    Als Annette ihren gemeinsamen Besuch am Telefon angekündigt und dabei erwähnt hatte, Eva sei

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