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Agentur der boesen Maedchen

Agentur der boesen Maedchen

Titel: Agentur der boesen Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lotte Kinskofer
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wo ich wieder auf dem aufsteigenden Ast bin. Das hätte dir auch mal im Winter einfallen können, als ich von aller Welt verlassen in meinem Häuschen saß und Daumen drehte, um meine Depression in Bewegung zu halten.«
    Ich war überrascht.
    »Aber Ricarda, wer hätte denn damit gerechnet, dass eine Depression sich ausgerechnet an dir vergreift?«
    »Ich weiß auch nicht warum, aber sie hat es getan.«
    »Und jetzt ist es besser?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weiß ich nicht genau, vielleicht ist es der Frühling.«
    »Was machen deine Männergeschichten?«
    Die Frage kam von Eva. Ich hätte sie so nicht zu stellen gewagt.
    »Nun ja, das mit Ralf geht so seinen Gang. Das habe ich dir ja erzählt. Und die One-Night-Stands habe ich mir abgewöhnt. Irgendwie glaube ich, kam ich da nicht so ganz auf meine Kosten. Ich habe bei Ralf gesehen, dass es mir deutlich lieber ist, neben jemandem aufzuwachen, den ich schon kenne, dessen Name mir wieder einfällt am Morgen.«
    »Aber du bist langweilig geworden. Langweilig, müde und alt.«
    Eva konnte wirklich sehr taktlos sein. Auch das hätte ich so nicht gesagt. Aber Ricarda zuckte nur die Schultern. »Das stimmt. Habe ich mir auch schon überlegt. Aber es liegt an mir. Ich habe, als das mit Ralf anfing, fast alle meine Interessen sausen lassen, meine Freundschaften nicht mehr gepflegt, ich habe Tag und Nacht auf seinen Anruf gewartet – und da wurde es ihm zu eng. Und ich bin auch eng geworden, ängstlich, defensiv. Das Haus war mir zu groß und zu leer, andere Leute waren langweilig, ich saß nur noch da und wartete.«
    Wir schwiegen. Wir nannten uns Ricardas Freundinnen, aber dass es ihr so schlecht ging, war mir nicht aufgefallen. Ich mochte immer noch nichts sagen, also machte Eva weiter.
    »Du hättest uns doch anrufen können.«
    »Ihr habt auch nicht angerufen. Und ich dachte, ihr wäret beide bis über die Ohren mit Arbeit eingedeckt. Annette verbrachte ihre Freizeit lieber mit Gero, und du erzählst gar nichts. Was mit Hannes ist oder mit Clara, keine Ahnung. Und das mit dem Roman habe ich auch erst erfahren, als du meine Hilfe gebraucht hast. Da haben wir dann auch über meine Probleme gesprochen. Eigentlich habt ihr beide was gewusst, aber so richtig helfen wollte mir keine. Vielleicht kann man das aber auch nicht, wenn jemand so absackt.«
    Uns wurde unbehaglich zumute. Eva schlug vor, mal am Seeufer entlang zu gehen, und zumindest Eva und ich brachen erleichtert auf.
    »Was willst du jetzt tun, Ricarda?«
    »Ich will mein Leben wieder selbst in die Hand nehmen.«
    »Das klingt aber recht theoretisch«, warf Eva ein.
    »Ja, aber es ist ein Anfang. Weißt du, früher sah ich Annette so. Sie war wenig selbstbewusst und ihre Beziehungen gingen immer in die Binsen. Ich habe das Gefühl, Annette ist gewachsen, und ich bin klein geworden. Ich kann mir ja ein Beispiel an meiner Nichte nehmen und wieder mehr aus mir machen.«
    Sie redete so, als wäre ich nicht da. Das kränkte mich. »Ricarda, willst du nicht mit mir reden statt über mich?«
    »Entschuldige, aber wir zwei, wir sollten ohnehin noch mal ein paar Sachen durchsprechen.«
    »Soll ich gehen?«
    Eva war sehr bereitwillig, sich aus dieser Situation auszuklinken. Aber Ricarda winkte ab.
    »Nein, nein, du störst nicht. Vielleicht ist es besser, wenn noch jemand dabei ist, der einen klaren Kopf behält.« Eva nickte.
    »Es geht um Gero, nicht wahr?«
    Ricarda sah mich an.
    »Ja, ich hätte schon gerne gewusst, was zwischen euch läuft und warum ihr mir beide aus dem Weg geht. Es irgendwann einmal zu erfahren, fand ich schon ziemlich kränkend.«
    Eva verteidigte mich.
    »Aber Ricarda, wahrscheinlich wussten sie das selbst einige Zeit nicht genau.«
    »Kann schon sein, aber es war ihnen das schlechte Gewissen anzusehen. Mir sind diesen Winter zwei wichtige Leute abhandengekommen. Das ist gar nicht so leicht auszugleichen.«
    Wir hockten uns auf eine Bank am Seeufer. Das hatte den Vorteil, dass wir alle drei in eine Richtung glotzten und uns nicht in die Augen sehen mussten. Manches sagt sich dann leichter.
    »Wie geht es eigentlich euch?«
    Ricarda wollte es jetzt genau wissen. Ich zuckte mit den Schultern. Aber ich wollte jetzt auch einmal ehrlich sein. »Nicht so besonders, das konntest du beim Managerseminar ja feststellen.«
    »Ja, du hast einen neuen Verehrer, das war ja leicht zu merken. Und Gero führte sich auf wie ein gehörnter Ehemann.«
    »Stimmt, und genau das stört mich. Er will mich vereinnahmen, er

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