Agentur der boesen Maedchen
verwandt.«
»Und wer ist der Ritter, der so halb hinter Ricarda steht?«
»Ralf, der Architekt, weißt du denn davon nichts? Sie ist doch so verliebt.«
Wahrscheinlich wusste ich mehr als Annette. Zumindest wusste ich, dass es ein sehr gutes Zeichen war, dass Ralf mitgekommen war. Nach dem, was Ricarda erzählt hatte, … Aber ich wollte Annette nichts verraten. Sollte doch Ricarda selbst erzählen.
»Kann mich nicht erinnern. Läuft es gut?«
»Weiß ich nicht genau. Ricarda war die letzten Monate ziemlich gedämpft.«
»Wäre vielleicht doch gut, wenn wir uns mal wieder ausführlich unterhalten.«
In diesem Moment rief Ricarda nach mir. Sie war von Lucie, Karin, Ralf, Karl-Heinz und einem mir unbekannten Mann umzingelt. Ricardas Rufen klang dringlich. Also bugsierte ich mich durch die Leute hindurch. Ricarda stellte mich vor.
»Das ist Eva, eine Freundin von mir.«
Ich fühlte mich geschmeichelt. Ich hätte das nicht so gesagt. Aber es freute mich, dass Ricarda es so sah.
»Eva, das ist Herr Reinartz, ein Verleger.«
Der Verleger sah mich zweifelnd an. Es war ihm unklar, was ich hier sollte, das war deutlich zu erkennen. Da griff Karin ein.
»Ricarda, das kannst du doch nicht tun. Wir haben dich bekannt gemacht.«
»Ich bin noch nicht bekannt«, knurrte Ricarda. »Das ist doch erst der Anfang.«
Herr Reinartz sah seine Chance.
»Genau, der Anfang. Ich sage Ihnen, schreiben Sie ein neues Buch, ich verlege es. Sie bekommen Konditionen, von denen Sie bislang nicht zu träumen wagten.«
Lucie mischte sich ein.
»Ricarda ist unsere Entdeckung und unsere Autorin.« Ricarda reagierte kühl.
»Das gilt für dieses eine Buch. Ich bin nicht mit euch verheiratet.«
»Aber die Frauensolidarität …«
Ich konnte mir nicht vorstellen, wo ausgerechnet Karin das Wort aufgeschnappt hatte. Also musste ich lachen. Ricarda aber ließ sich nicht beirren.
»Herr Reinartz, Ihr Angebot ehrt mich …«
»Aber sie bleibt bei uns«, mischte sich Karin ein.
Ricarda wurde böse.
»Lass mich doch ausreden. Ich bin nicht die Autorin dieses Buches. Sie steht jetzt vor Ihnen. Es ist Eva. Und wenn Sie neue Werke wollen, müssen Sie mit ihr verhandeln. Sie wollte ihr erstes Buch unter Pseudonym veröffentlichen, und ich habe ihr dabei geholfen.«
Lucie und Karin wichen zurück, als wären sie von der Tarantel gestochen. Herr Reinartz war relativ unbeeindruckt. So was schien er schon erlebt zu haben.
»Gut, dann reden wir miteinander. Können Sie morgen in mein Büro kommen? Ich hätte ein paar gute Vorschläge für Sie.«
Ich konnte. Und das mit der Frauensolidarität, das mochte ich jetzt nicht mehr so ernst nehmen. Ich war Ricarda für mein Outing dankbar. Die Vorstellung, dass Karin und Lucie noch im Bürgerhaus aufräumen mussten und anschließend gemeinsam abspülten und dabei über mich herzogen, war mir ein Genuss. Ich ging mit Hannes, Clara und Jens in die Kneipe. Ricarda, Annette und ich wollten das Wochenende gemeinsam verbringen. Und dann noch der Verleger. Mir standen herrliche Zeiten bevor.
Annette »Womit fangen wir an?«
Wir waren in einer kleinen Pension am See gelandet, hatten schon das erste Mittagessen hinter uns, saßen nun im Biergarten und ließen uns von der Sonne bescheinen. »Annette, deine Frage verrät, dass wir mit dem Dienstlichen anfangen, denn sonst würde ich mir diesen Ton verbitten.«
Eva hatte recht. Ein privates Gespräch konnte man kaum so einleiten. Aber es störte mich, dass wir beim Essen nichts geredet hatten, jede war in ihre Gedanken versunken.
»Ich mache jetzt einfach mal den Anfang«, sagte Eva. »Ich arbeite nicht viel in deiner Agentur, aber so, wie sie jetzt ist, stinkt sie mir auch. Das habe ich schon nach dem letzten Managerseminar deutlich gesagt. Ich will den Typen nicht helfen, mit anstrengenden Frauen fertig zu werden. Ich will lieber Frauen helfen, Männern gegenüber ihre Ansprüche klar zu machen und auf ihre Rechte zu pochen.«
»Damit die Rechte wisse, was die Linke tut.«
Irgendwie störte mich Evas Ton und daher diese dumme Bemerkung. Aber Eva ließ sich nicht irritieren.
»Rechte am Arbeitsplatz, Rechte in der Gesellschaft, nimm’s, wie du willst. Ricarda, was ist mit dir?«
Ricarda sah uns an, als wäre sie gerade aufgewacht. Da ich wegen Gero immer noch ein schlechtes Gewissen hatte, hielt ich es für einen guten Zeitpunkt, einmal auf sie einzugehen.
»Geht’s dir nicht gut, Ricarda?«
Ricarda sah mich amüsiert an.
»Das fragst du jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher