Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
Vom Netzwerk:
beteuerte die Reiberin, „er hat mir’s extra noch einmal eingeschärft, dass ich dir das sagen solle …“
    „Er …!“, flüsterte die Blonde; aus dem Ahnen war jetzt fast schon Gewissheit geworden. Sie hastete zur Tür, stolperte, fing sich am steinernen Bogengewölbe, spürte quer durch den Raum einen brennenden Blick, ließ sich instinktiv einfangen davon – und dann kam ihr unterdrückter Schrei; direkt aus ihrem Geschlecht heraus, wie es ihr schien.
    Die Badstube, die Gesichter, der Wasserdampf aus den Zubern – dies alles wirbelte um sie, durch all dies tanzte sie hindurch wie in einem Wachtraum; irgendwann fühlte sie ihren Leib und damit ihr ganzes Sein geborgen in seiner blutwarmen, hitzigen Nähe, und während alles in ihr nach ihm schrie, stammelte sie, beinahe tonlos: „Du … du bist da …“
    „Ohne dich … ich hätte es nicht mehr ausgehalten“, stammelte auch er. Sie standen Körper an Körper dabei, und obwohl das Sichwiederfinden zumindest für sie schon fast so innig wie ein Liebesakt war, wagten sie es noch kaum, sich zu berühren; nur ihre Finger, ihre Handflächen hatten einander wie von selbst ertastet; alles andere musste noch warten, weil ihnen das Alleinsein noch nicht vergönnt war.
    „Komm!“, flüsterte Agnes schließlich. „Die Kammer … du kennst den Weg ja!“ Auf der Treppe dachte sie flüchtig an den Alten, an die Vorhaltungen, die er ihr wegen ihrer Prüderie gemacht hatte; nunmehr verstärkte die Erinnerung daran ihr Glücksgefühl zusätzlich. „Komm!“, raunte sie noch einmal, als sie die Tür aufklinkte; dann, endlich, durfte sie drinnen den Riegel vorlegen – und sich selbst schrankenlos öffnen.
    Sie bebten vor Lust und Begehren, während sie sich gegenseitig entkleideten, während sie sich mit jedem fallenden Gewandstück von Neuem entdeckten und erforschten. Als die Blonde schon fast nackt war, als ihr das dünne Hemd von den Brüsten und dann über die Flanken glitt, sah und spürte Albrecht das Kleinod um ihren Hals; die Kette, die er ihr im Februar zum Abschied geschenkt hatte. „Ich habe sie immer getragen, aber im Verborgenen, nur für dich und mich“, sagte Agnes, seinen Gedanken erratend, ganz leise. „Und wenn es einmal unten in der Badstube nicht möglich war, dann trug ich sie dennoch in meinem Herzen.“ Der Wittelsbacher erfühlte ihre Hingabe, ihre fast schon schonungslose Aufrichtigkeit dazu; in der Umschlingung mit einer anderen Frau hätte Letzteres vielleicht einen Missklang ausgelöst, was aber sie anging, vertieften ihre Worte das Zusammenfinden bloß noch. „Dann ist es so, als ob wir die ganze Zeit über heimlich verlobt gewesen wären“, erwiderte er entzückt, und das Wissen darum, dass er selbst so oft mit der Waldeckerin gesündigt hatte, war ihm in diesem Moment überhaupt nicht mehr gegenwärtig. Nur noch der Leib und die so schutzlose Seele der Blonden, der Mooräugigen, waren da, und nun sank er vor diesem Wunder, dieser Verzauberung auf die Knie. Wie ein Betender umfing er ihre Hüften, ihre Schenkel; wie in ein Mysterium vergrub er seinen Mund in ihrem Schoß, und dann spürte er ihre Hände, ihre Finger, wie sie sich in sein Haar wühlten, wie sie ihn führten; so zärtlich und so unschuldig-schamlos, wie es keiner anderen als nur ihr allein gegeben war.
    Später in der Nacht, zwischen vorübergehend gestilltem körperlichem Verlangen und neuem Hochbranden der Lust, erzählte er ihr von seiner Qual während der vergangenen Monate. Dass er oft wie ein Verrückter die Nächte durchzecht habe, sagte er ihr; dass er sich in die Politik gestürzt habe, in die verfluchte; zuletzt – es war wie ein Zwang – erwähnte er auch die Waldeckerin. Wie ein Betrug wäre es ihm in dieser Stunde vorgekommen, hätte er darüber geschwiegen, doch kaum hatte er den Namen und ein paar Andeutungen herausgepresst, legte Agnes ihm sanft den Finger auf die Lippen, und es war wiederum wie ein Geschenk, als sie murmelte: „Ich will nichts weiter hören, weil doch dein Herz gar nicht dabei war; ich weiß es. Deswegen zählt es nicht, mein Ritter; es zählt bloß, dass du und ich heute, in dieser wundersamen Mainacht, wieder beisammen sind. Nach all dem anderen will ich nicht fragen, und du sollst nichts sagen …“ Und dann glitt ihr Finger wieder fort von seinen Lippen; mit dem nächsten Lidschlag spürte er ihren Kuss, ihre Zunge, und wieder rauschte im Einklang ihr Blut auf; sie konnten sich aneinander nicht sättigen, der Hunger ihres

Weitere Kostenlose Bücher