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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Dunkelhaarige es empfunden, schien sich jetzt durch die Stadt zu ziehen, und als Herzog Ernst Anfang 1417 angeordnet hatte, dass sein Sohn nunmehr heimzukehren habe, da war der knapp Sechzehnjährige fast erleichtert in den Sattel gestiegen; nur zu gerne hatte er die eingedüsterte Metropole an der Moldau mit der viel friedlicheren Residenz an der Isar vertauscht.
    Nun aber drohte der Krieg, der aus einem Mord entstanden war, auch herüber nach Bayern zu fingern. Albrecht entdeckte Meldungen, in denen bereits von Grenzverletzungen die Rede war; da und dort waren reiche Gehöfte überfallen oder Kirchen geschändet worden. Offenbar versuchten die Hussiten herauszufinden, wie stark die Abwehr des Reiches auf dem Nordgau 18 und in den wäldlerischen Territorien des Straubinger Landes war. Andererseits hatte es aber in diesem Frühling auch schon die eine oder andere Gegenaktion von bayerischer Seite aus gegeben. Von Cham und Furth aus waren offenbar Streifscharen hinüber geritten nach Böhmen; die Garnisonen selbst, vor allem Chamerau, waren verstärkt worden. – Und ich habe währenddessen in Augsburg turniert, dachte Albrecht am letzten Tag seiner Verstrickung in die Diplomatie und in die Hussitenpolitik jäh. Im nächsten Augenblick hatte er die Utraquisten und die Taboriten vergessen, denn die Erinnerung an Schwaben hatte ihm erneut und schlimmer denn je das andere ausgelöst; die Sehnsucht nach der Bernauerin und damit wiederum die Qual. Eine halbe Woche lang hatten ihm der Kanzleimief und zuvor der verführerische Körper der Waldeckerin das Herzweh zumindest einigermaßen weggedrückt, doch nun kehrte es umso stachelnder und klemmender zurück.
    Wie ein Toller polterte er aus der Archiv- und Schreibstube in der Neuen Veste; die Federfuchser starrten ihm nach, als sei er verrückt geworden, kaum anders empfanden es draußen die Rossknechte. Einen spanischen Hengst aus dem Marstall seines Vaters sattelte der Thronfolger sich eigenhändig auf, dann schnalzte die Peitsche, und auf dem Rücken des Vollbluts hetzte Albrecht davon, als sei der Teufel hinter ihm her.
    Stundenlang und gnadenlos tummelte er das Tier in den Isarauen, jagte er es über die Leitenhänge seitlich des gletschergrünen Flusses. Aber noch nicht einmal körperlich dämpfte der rasende Ritt die wiedererwachte Brunst des Wittelsbachers ab. Der Rappe aus Toledo war früher ermüdet als sein Reiter; halb zuschanden getrieben, brachte der Dunkelhaarige ihn in den Marstall zurück, hastete dann zu Fuß und schweißnass in sein eigenes Schloss, wo der Sedlec war; der Kuppler.
    „Du hättest dir gleich nachgeben sollen, dann wäre jetzt nicht wieder das passiert“, tadelte ihn der Hofmeister, schenkte ihm Wein ein und erteilte gleichzeitig einem Lakaien den Befehl, die Waldeckerin herbeizuholen. Albrecht widerrief diese Anordnung nicht, auch wenn er den Blick des Freundes, des Verführers strikt vermied; den Sedlec zu verachten und sich gleichermaßen vor ihm zu schämen schien. Mit krampfigen Händen hielt er sich zudem am Weinpokal fest, bis dann nach erstaunlich kurzer Zeit Margarethe auftauchte; sehr viel Schwung in den Hüften und in den Augen ein triumphierendes Leuchten. Als er ihrer ansichtig wurde, fluchte Albrecht von Bayern-München wie ein Trossknecht, anschließend scheuchte er den Sedlec aus dem Gemach und schnappte sich die Rothaarige wie eine Beute. Über die Schulter warf er sich die Strampelnde, ins Schlafgemach nebenan schleppte er sie, schleuderte sie aufs Bett und fiel, ganz wie beim ersten Mal, ohne weiteres Vorspiel über sie her. Während sie dann ihre Lust herauskeuchte und er in seiner dunklen Wut knurrte wie ein Tier, vernetzte sich ihr Antlitz scheinbar mit einem anderen Frauengesicht – und nachher, als er ruhiger und endlich matt geworden war, musste er sich ihren Vorwurf anhören: „Du hast mich Agnes genannt; gerade als es für mich wie im Paradies war! Kannst du sie denn niemals vergessen; gar nicht?!“
    „Doch …“, murmelte er, jetzt wieder handzahm und ihr gegenüber noch ärger als vorhin angesichts Jan Sedlecs beschämt, aber er wusste, dass er log; dass er es nur gesagt hatte, weil die Rothaarige ihm keinen Streit, keine Auseinandersetzung wert war. Nur für die Brunst brauchte er sie, für nichts sonst; bei der anderen hätte er mehr gesucht, alles, doch die war unerreichbar, die war in Augsburg, und von der hatte er nun schon wochenlang nichts mehr gehört. Die Verzweiflung übermannte ihn neuerlich; noch

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