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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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erstaunlichen Geliebten, zog auf der Stelle ein; die Einwände des Baders fielen zahmer aus, als der Wittelsbacher befürchtet hatte – der alte Kaspar, naturgemäß schon, vergaß seine Bedenken wegen der angeblichen Sünde vollkommen, nachdem der Thronerbe ihn mit einer anständigen Summe abgefunden hatte.
    „Jetzt bist du frei“, sagte Albrecht zu der Siebzehnjährigen, als er sie – er hatte sich die Freude nicht nehmen lassen wollen – über die Schwelle der Schlafkammer trug. „Und es wird auch niemand in Augsburg wagen dürfen, das Maul gegen dich zu wetzen, denn der Peutinger hat mir versprochen, diskret seine Hand über dich zu halten, wenn ich abwesend bin.“
    „Das ist schön“, antwortete Agnes, „es tut schon gut, wenn man das Gefühl hat, keine Ausgestoßene mehr zu sein. Was aber meine Freiheit angeht, du Lügner, muss ich dir widersprechen! Als ob ich dir nicht hilfloser als jede Eingekerkerte ausgeliefert wäre; wegen meiner Liebe zu dir …“
    „Dann bin auch ich ein Gefesselter – und ich schwöre, dass ich mir glückseligere Bande nicht vorstellen könnte“, versetzte der Herzog. Im nächsten Augenblick sanken sie aufs Bett und verloren sich einmal mehr ineinander; inniger denn je erlebten und genossen sie das Verschmelzen unter ihrem ersten gemeinsamen Dach. Die folgenden Tage über verließen sie das Häuschen an der Stadtmauer so gut wie gar nicht, dann aber kam der Morgen, an dem der Wittelsbacher den Abschied beim besten Willen nicht länger hinauszögern konnte. „Die Ratssitzung in München wurde schon vor einem Monat angesetzt; ich darf ihr nicht fernbleiben“, erklärte er seiner Geliebten. „Du weißt aber, dass ich mein Herz hierlasse, und ich schwöre dir auch, dass ich keine andere Frau berühren werde, bis ich wieder nach Augsburg kommen kann!“
    Agnes, wieder zeigte sie sich so tapfer, nickte. „Dass du kommst, wenn du kannst, weiß ich“, sagte sie. Über das andere verlor sie kein Wort, sie versprach ihm noch nicht einmal ihrerseits die Treue; sie musste nicht aussprechen, was sowieso unverbrüchlich in ihrem Herzen lebte. Doch auch der Schmerz wohnte jetzt wieder dort drinnen, und der würgte sie zum Gotterbarmen, nachdem ihr Ritter zusammen mit seinen drei Knechten davongesprengt war. In einer grausamen Leere blieb Agnes zurück; in einen Abgrund scheinbar stürzte sie, noch tiefer als damals im Fasching.
    Ebenso schien in der Brust Albrechts etwas Schartiges zu schlitzen und zu nadeln, und es schien schlimmer zu werden mit jedem Rosstritt lechaufwärts. Gleichzeitig und zusätzlich schien etwas drohend emporzuwachsen hinter dem Horizont; etwas rötlich Umzüngeltes: die Aura der Waldeckerin. Sie reizte ihn nicht mehr; sie hatte ihn, abgesehen vom Körperlichen, nie gereizt, dennoch kam jetzt die Furcht. Die Furcht vor sich selbst, vor der eigenen Unberechenbarkeit; gerade dann, wenn die Sehnsucht nach der einzig Geliebten übermächtig zu werden drohte. Er hatte es erlebt, er war schwach geworden gegen seinen Willen; ein Dutzend Mal oder mehr hatte er sich in den Fängen des willigen Fleisches gefangen, hilflos ausgeliefert dem dunklen Trieb.
    Aber jetzt nie wieder, leistete er sich selbst auf dem Heimritt, auf dem Ritt in die Fremde in Wahrheit, mehr als einmal den Schwur; den Sedlec jage ich vom Hof, wenn er mich wiederum mit ihr bekniet! Es darf nichts mehr sein zwischen mir und einer anderen als der Blonden, sonst zerstöre ich alles, was in Augsburg geschah! Dies hämmerte er sich ein, und dennoch spürte er, dass er seiner selbst nicht sicher sein konnte; seiner Liebe, ja; nicht aber der wilden Brunst, die ihn zuzeiten so tierisch beuteln konnte, besonders dann, wenn er betrunken war. Und so gab er sich, im Dachauer Moos jetzt schon wieder, noch ein weiteres Versprechen: dass er nüchtern bleiben wolle in der Residenz, auch wenn er darob verrecken sollte. Dies hatten die wenigen Augsburger Tage in Herzog Albrecht bewirkt, als ein anderer Mensch kehrte er zurück; nachhaltiger hatte Agnes ihn verändert, als er es bei seinem rauschigen Aufbruch vor gut einer Woche je für möglich gehalten hätte.
*
    Die Alte Veste dann kam ihm fremd vor, kalt; wie eine leere Hülle, aus der das Leben gewichen war. Der Dunkelhaarige kleidete sich um, verwies Jan von Sedlec, der ihn mit Fragen bestürmte, auf einen späteren Zeitpunkt, hastete gleich darauf weiter zur Burg des Vaters. Die Ratsversammlung, aus Gründen der Geheimhaltung, war für die Nachtstunden

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