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Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin

Titel: Agnes Bernauer - Hexe Hure Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Böckl
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Knechte: „Sie werden uns nicht mehr einlassen, wenn Ihr Euch nicht doch zu erkennen gebt, Herr!“
    Der Wittelsbacher antwortete nicht, spornte den Rappen bloß noch schärfer; der weiß-blau gerautete Mantel, den er sich von einem seiner Männer auf dem Meierhof hatte geben lassen, blähte sich jäh auf. Im letzten Moment, als die Stadtwächter sich bereits anschickten, das Tor zu schließen, erreichte der verkleidete Herzog den Zugang und warf den Hellebardenträgern ein herrisches „Kurier an den Bischof aus Landshut!“ hin. Die Bewaffneten, wenn auch verdattert, salutierten; hinter Albrecht her preschten dessen drei Begleiter in die Stadt hinein, zwei mit Umhängen und einer im blanken Brustharnisch – der vermeintliche Bote.
    Vor einer Herberge, nahe dem Domplatz, zügelte der Dunkelhaarige den Hengst und wies die Knechte, die sich jetzt nicht nur wegen der gelungenen List aufgeräumt gaben, an: „Ihr bleibt hier; auch den Rappen lasse ich euch da, kümmert euch um ihn! Ansonsten könnt ihr es euch gut gehen lassen, bis ich zurückkehre. Aber noch einmal: Haltet das Maul, wenn euch einer aushorchen will! Und nun viel Spaß über den Bechern und mit den Mädchen in der Taverne …“
    Lachend hatte Albrecht den letzten Satz gesagt, hatte einem der Reiter gleichzeitig etliche Goldstücke in die Hand gedrückt. Denn fast wie Herzbrüder erschienen ihm die Männer plötzlich in seiner eigenen Vorfreude; wie Mitverschworene, die ihm geholfen hatten, dem nächtigen und berückenden Ruf endlich zu folgen. Noch einmal nickte er ihnen zu, dann machte er sich zu Fuß zur Gasse Zwischen den Schlachten auf; zur verachteten Reiberin, zu seiner unbändigen Sehnsucht.
    Niemand in der Badstube beachtete den verschwitzten Kerl im gerauteten Knechtsmantel groß; unbehelligt konnte der junge Herzog von Bayern-München sich bis zur hinteren Wand durchdrängen, wo am Turniertag die Fahrenden gebechert hatten. Auch die Magd, die ihm den Wein brachte, erkannte ihn nicht; vermutlich war sie neu im Gewerbe. Der Bader selbst, Kaspar Bernauer, schien anderswohin gerufen worden zu sein an diesem Abend; der Wittelsbacher, zittrig jetzt auf einmal wieder, sagte sich, dass er es besser gar nicht hätte treffen können. Als die Bedienerin sich erkundigte, ob er vielleicht noch weitere Wünsche habe, haschte Albrecht nach ihrem Arm, zog die Kichernde näher zu sich heran und fragte flüsternd: „Die Blonde … ist sie da? Die Tochter des Hausherrn? Ein Freund hat mir gesteckt, dass sie etwas ganz Besonderes ist. Glaubst du, sie würde an meinen Tisch kommen, wenn ich ein bisschen was springen ließe?“
    „Die Agnes? Ich weiß nicht“, murmelte die Magd. „Seit dem Fasching, so sagen jedenfalls die anderen, ist sie verändert, lässt sie sich nicht mehr so oft bei den Bottichen sehen, auch wenn der Alte deswegen zankt mit ihr. Man behauptet, sie könne einen Ritter nicht vergessen, der damals ihr Galan gewesen ist. Hat seither die Küche unter sich; hat eigensinnig darauf bestanden gegenüber dem Bader. Bloß manchmal, wenn ein Ratsherr oder sonst ein Höherer in den Zuber steigen will, muss sie her. Dann darf sie sich nicht zieren mit dem Rutenbuschen, sonst wird der Kaspar Bernauer fuchsteufelswild. Aber du bist ja nur ein Reitknecht, nicht? Hat deswegen wenig Sinn, dass ich ihr deine Botschaft ausrichte.“
    „Versuch’s trotzdem“, erwiderte der Verkleidete, fischte im Beutel, drückte ihr ein kleines Silberstück in die Hand. „Sag ihr, es wäre einer da, bei dem sich’s lohnt! Extra von der Isar sei er gekommen, um sie zu sehen! Von der Isar – vergiss vor allem das nicht!“
    „Wenn du unbedingt meinst … das Fragen kostet nichts, und mich hast du dafür auch noch gut bezahlt“, antwortete die Bedienerin lachend. „Solltest du aber kein Glück haben bei der Agnes, und ich würde mir an deiner Stelle wirklich keine großen Hoffnungen machen, kannst du ja immer noch auf mich zurückgreifen …“ Damit verschwand sie; Albrecht starrte ihr nach, am liebsten wäre er aufgesprungen und wäre ihr nachgerannt; ein Bild, eine Zwangsvorstellung fast, saß ihm plötzlich im Gehirn: Wie er in die Herdstube eindrang und die Blonde, die Mooräugige gleich dort in seine Arme riss.
    „Einer von der Isar, sagst du?“, Agnes Bernauer erbleichte; München lag an der Isar, und in dieser Stadt lebte ER; die Assoziation war ihr im selben Augenblick durch den Kopf geschossen, da die Magd den Flussnamen ausgesprochen hatte. „Ja“,

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